Eisenhandel im vorindustriellen Steyr
- 219 - Linzermarckht 1715 aldorth befunden, und auf khönftigen Osterma [rkt] 1716 noch darzue notig seindt . Diese Liste von den am Bartholomäusmarkt unverkauften Waren diente im Folgejahr als Basis für die Zusammenstellung des Sortiments, welches am Ostermarkt 1716 angeboten werden sollte. Wie in den Jahren zuvor, bestand dieses aus mehreren hunderttausend Nägeln der unterschiedlichsten Gattungen, Schusterahlen, Taschenmessern, Hufeisen, Eggenzehnt , Hiernscheiben , unterschiedlichsten Drahtsorten, Schaufeln, Blechen, Kuhketten, Halfterketten, Sicheln, Pferdekardätschen, kölnischen Schlössern und Schildschlössern sowie Danziger Zan- gen. 1240 Da der Verkauf in Linz fremden Kaufleuten nur während der Abhaltungszeit erlaubt war, standen die Koller nach dem Jahrmarkt vor der Wahl, ihre sämtlichen Artikel entweder zurück nach Steyr zu transportieren oder sie bis zum nächsten Jahrmarkt bei einem ansässigen Han- delsmann oder Gastwirt gegen Gebühr einzulagern. Wählten sie die zweite Option, konnten die Jahrmarktsverkäufer/-innen bei der Planung des Sortiments für den nächsten Jahrmarkt darauf zurückgreifen, was sie zuletzt inventarisiert, verpackt und in Linz eingelagert hatten, womit sie Transportkosten einsparten. Aus dem Jahr 1718 ist ein solches Inventar überliefert, aus dem hervorgeht, dass Michael Premb den Koller sein Warenlager zu diesem Zweck zur Verfügung stellte. 1241 Premb war Bürger und Gastgeb als auch Inhaber zweier Häuser an der unteren Do- naulände in unmittelbarer Nähe zum Jahrmarktsort – dem Linzer Hauptplatz mit seinen Neben- gassen. 1242 1725 ließ Koller bei Michael Premb mindestens 34 Fässer mit Eisen-Geschmeidwa- ren zu einem Gesamtwert von rund 2.328 Gulden einlagern. Es handelte sich vor allem um Nägel, aber auch um Zwecken, Bohrer, Ringe, Kardätschen, Schlösser, Striegel, Scheren, Pfef- fermühlen, Zangen, Feilen, Schustermesser, Schusterahlen, Schermesser, Hufeisen, Taschen- messer, Draht, Pflugblech, Gartenschaufeln, Zaineisen, Rinnenblech, Blech und Schaufeln. 1243 Da die Koller die Linzer Märkte regelmäßig besuchten, worauf die dichte Überlieferung an Jahrmarktsbüchern der 1710er und 1720er Jahre hinweist, war es äußerst sinnvoll, Waren und Verkaufsutensilien in Linz zu lagern und nicht jedes Mal zurück nach Steyr transportieren zu lassen, was wiederum mit Kosten verbunden war. 1244 Neben einem Teil der unverkauften Arti- kel wurden auch nicht abgeholte Bestellungen bei Gastwirt Premb eingelagert, wie aus dem Inventar vom Linzer Bartholomäusmarkt 1720 hervorgeht. Matthias Crembser aus Krumau hatte seine zwei Fässer mit 22.000 Stück großen Behm -Nägeln im Wert von 15 Gulden und 1240 StA Steyr, Güterverzeichnis vom Linzer Bartholomäusmarkt, Kasten XII, L4/1 FV 1–80 Nr. 16. 1241 StA Steyr, Güterverzeichnis vom Linzer Bartholomäusmarkt (1718), Kasten XII, L4/1 FV 1–80 Nr. 30. 1242 K RECZI , Häuserchronik, 96 f. 1243 StA Steyr, Wareninventur vom Linzer-Ostermarkt (1725), Kasten XII, L4/2 FV 1–80 Nr. 78. 1244 Vereinzelt ist jedoch auch dies geschehen, sodass z. B. im Jahr 1717 Nägel und Kindermesserl im Wert von rund 1.883 Gulden vom Linzer Ostermarkt zurück nach Steyr gebracht wurden; siehe StA Steyr, Güterverzeichnis vom Linzer Ostermarkt (1717), Kasten XII, L4/1 FV 1–80 Nr. 26. Einlagerung in Linz
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