Eisenhandel im vorindustriellen Steyr
- 218 - von 34 Quadratmetern, womit sie zu den größeren der insgesamt 314 Hütten auf dem Marktge- lände gehörte. Für jeden Schuch der Länge nach hatte Koller 30 Kreuzer zu zahlen (also 11 Gul- den und 30 Kreuzer) und zusätzlich kam für jeden Jahrmarkt ein Grundgeld in Höhe von einem Gulden hinzu. 1235 Die Hütten selbst wurden jedes Mal zur Jahrmarktszeit auf- und danach wie- der abgebaut und eingelagert, sodass die Koller darin nichts für den nächsten Jahrmarkt aufbe- wahren konnten. So mussten sie vom Ostermarkt 1721 leeres Gebinde und Teile der Waage wieder zurück mit nach Steyr nehmen, wie es im Güterverzeichnis heißt: elf Lohre Vaßl (leere Fässer) und zwei Kerbl (Körbe) sowie die Schallen zu der Wag (Waagschalen) und die Balck- hen nacher Hauß genomben (Waagbalken). 1236 Andere Gebrauchsgegenstände für den Verkauf wurden mitunter auch beim Gastwirt Michael Premb eingelagert, wie z. B. zwei Fässer Hüteng- schier , 1237 wobei es sich um Waagen, Gewichte, Verpackungsmaterial, Schreibutensilien und andere Hilfsgegenstände gehandelt haben könnte. Am Ostermarkt des Jahres 1803 wurde Josef von Koller neuer Inhaber der Hütte Nr. 264 am Wasser, die zunächst von 15 auf 22 Schuh in der Breite vergrößert und 1792 wieder verkleinert worden war. Für diese Hütte, die zwischen einem Obsthändler aus Linz und einer Eisenhänd- lerin aus Ottensheim lag, zahlte Koller aber immerhin noch 23 Gulden. 1238 Ihr Standort musste sich neben dem Brückentor befunden haben, denn Koller empfing dort Briefe, sofern die Kor- respondenten/-innen darüber informiert waren, dass sich der Kaufmann nicht im Kontor in Steyr, sondern auf dem Jahrmarkt aufhielt. 1239 Die Lage am Wasser und die außerordentliche Größe der Hütte der Koller hängen mit der Art ihres Warenangebots zusammen: Die Eisenwaren wurde bestimmt von Steyr auf der Enns bis nach Mauthausen und dann auf der Donau stromaufwärts nach Linz transportiert. Da sie schwer waren, bevorzugten die Koller wahrscheinlich eine Hütte am Wasser, um die Waren nicht mühsam über den Hauptplatz und durch die Linzer Gassen transportieren zu müssen. Au- ßerdem waren die Artikel klassische Exportgüter und wurden eher weniger von der städtischen Bevölkerung nachgefragt, weshalb sie in vielen Fällen auch gleich wieder auf ein Schiff ver- frachtet und auf der Donau weiter – z. B. nach Regensburg – transportiert wurden. Was am jeweiligen Markt schließlich übrig blieb, wurde ebenfalls in einem separaten Büch- lein notiert, wie z. B. in der Specification waß sich vor überblibenen Wahren von Bartlmey 1235 Archiv der Stadt Linz, Markthüttengrundbuch (1779/1804), Altes Archiv, Hs.-Nr. 1860. 1236 StA Steyr, Güterverzeichnis vom Linzer Ostermarkt (1721), Kasten XII, L4/1 FV 1–80 Nr. 52. 1237 StA Steyr, Wareninventar vom Linzer Ostermarkt (1724), Kasten XII, L4/2 FV 1–80 Nr. 71. 1238 Archiv der Stadt Linz, Markthüttengrundbuch (1779/1804), Altes Archiv, Hs.-Nr. 1860. 1239 Mit dem Brief kündigte der Rieder Nagelschmied Hasenreiter an, demnächst 25.000 Stück halbe Brettnägel oder nach steyerischen Namen siebenpfundige Latten- oder Tischlernägel an Herrn Leithner in Linz – ein Kom- missionär im Auftrag der Koller – zu versenden; siehe StA Steyr, Geschäftsbrief aus Ried (30.4.1808), Kasten XII, L3/1 FXXVIII 1–107 Nr. 14. 1803 Markthütte Hütten am Wasser Übrig gebliebene Waren
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