Eisenhandel im vorindustriellen Steyr

- 217 - an ihre Handelsdiener oder an Frachtführende (Fuhrleute) und erst kurz vor dem Jahrmarktsbe- ginn begaben sich auch die Kaufleute an den Verkaufsort. 1231 Das Sortiment setzte sich zum Ostermarkt von 1714 aus über 2,1 Millionen Stück und 1.650 Kilogramm Nägeln, 1.050 Kilogramm Hufeisen, 15.493 Stück Messern, 347 Kilogramm Draht, 21.500 Stück Ahlen und 49.500 Stück Zwecken zusammen. Weiters wurden 1.120 Ki- logramm Blech, 6.162 Stück Ringe, 392 Kilogramm Eisen sowie Scheren, Striegel, Schlösser, Feilen, Pfeffermühlen, Bohrer und Kardätschen nach Linz gebracht. Der Gesamtwert der Wa- ren belief sich auf rund 2.146 Gulden, wobei auf den letzten beiden Seiten der Liste die Wert- angaben fehlen. 1232 Während des Jahrmarktverkaufs wurde ein weiteres Büchlein mit sämtlichen auf dem Markt entgegen genommenen Bestellungen geführt, weshalb sich nachvollziehen lässt, mit welchen Personen die Koller in Linz zusammentrafen. Am Ostermarkt des Jahres 1715 waren dies Käu- fer/-innen aus Regensburg, Passau, Schärding, Graz, Deggendorf, Wilhering und Straßburg, die vor allem Nägel, Blech, Draht, Vorhäng- und Schildschlösser, Schaufeln, Striegel, Messer, Zwecken, Hufeisen, Stegreifeisen, Schusterfeilen, Ringe, Schermesser, Manister, Erter, Zaine- isen, Scharsachstahl, Stahl, Hackereisen, Kuhketten, Gattereisen, Sicheln und Grassicheln, Fei- len, Raspeln, kölnische Schloss, Hackmesser, Schmiedezangen, Maurerkellen, Schafscheren, Schneiderscheren und Wandschrauben bestellten. Zu diesen Bestellungen kam es, wenn Artikel entweder nicht in Kollers Markthütte bzw. im Linzer Warenlager vorrätig waren oder die Käu- fer/-innen keine Ressourcen frei hatten, um sie sofort mitzunehmen. In diesen Fällen wurde ein späterer Lieferzeitpunkt vereinbart und die Koller schickten die Waren vom Kontor in Steyr aus ab. 1233 Auch im darauffolgenden Jahr kamen die Käufer/-innen vermehrt aus dem oberös- terreichischen und niederbayrischen Raum sowie aus Südböhmen und vereinzelt aus Niederös- terreich – also den typischen Regionen, aus denen die Linzer Jahrmärkte ihre Besucher/-innen anzogen. Stark vertreten waren insbesondere Passau, Budweis, Peuerbach, Hafnerzell (heute Obernzell), Freistadt, Vilshofen und Ybbs. 1234 Verkaufsort auf dem Jahrmarkt waren hölzerne Markthütten, in denen die Verkäufer/-innen ihre Waren ausstellten. Aus dem Linzer Markthüttengrundbuch geht hervor, dass Jakob Koller am Ostermarkt 1774 die Markthütte Nr. 264 am Wasser kaufte ( Grunderkauffung ). Die Hütte war 23 Schuh (7,3 Meter) lang und 15 Schuh (4,7 Meter) breit – hatte also eine Grundfläche 1231 N EUTSCH / W ITTHÖFT , Kaufleute, 75. 1232 StA Steyr, Güterverzeichnis vom Linzer Ostermarkt (1714), Kasten XII, L4/1 FV 1–80 Nr. 3. 1233 StA Steyr, Bestellung vom Linzer Ostermarkt (22.3.1715), Kasten XII, L4/1 FV 1–80 Nr. 10. 1234 StA Steyr, Bestellungen vom Linzer Ostermarkt (1716), Kasten XII, L4/1 FV 1–80 Nr. 13. Jahrmarkts- sortiment: Eisenwaren Herkunft der Kunden/-innen Markthütte

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