Eisenhandel im vorindustriellen Steyr
- 22 - und schließen zugleich die Gewerbelandschaft der Eisenwurzen sowie sämtliche Stapelplätze zweiten Ranges – die Legstätten Wien, Krems, Stein, Emmersdorf, Melk, Linz, Enns, Wels und Freistadt 42 – mit ein. Diese Orte waren seit ihrer Privilegierung im Jahre 1544 für den Außen- handel bestimmte Stapelplätze und „[…] markierten die Grenzpunkte des vom Zentrum Erz- berg/Eisenerz und Steyr weitgehend bestimmten Eisens und Stahls sowie des Handwerks und Handels dieses Raumes.“ 43 Als Zwischenstufe zur Abgrenzung vom Fernhandel diente die Be- zeichnung des Überregionalhandels, der sich im Radius zwischen 151 und 400 Kilometern ab- spielte. Innerhalb dieser Reichweite befanden sich für Steyr sehr bedeutende Handelszentren wie Regensburg, Nürnberg, Venedig und Triest. Als Handels- und Umschlagplätze ermöglich- ten sie den Steyrer Eisenhändlern/-innen Anteil am Übersee- und Orient- und damit Fernhandel zu bekommen. Außerdem liegen in diesem Bereich auch Prag, von wo aus Abnehmer/-innen in Polen, dem Baltikum und Russland erreicht werden konnten, sowie Pressburg und Ofen, von wo der Absatz in die östlichen Donauländer, in den Schwarzmeer-Raum und darüber hinaus organisiert wurde. 1.2 Forschungsstand 1.2.1 Zur Steyrer Stadtgeschichtsschreibung Als fallbeispielhafte Unternehmensgeschichte einer Steyrer Kaufleutefamilie wurde das Ziel verfolgt, einen Beitrag zur Steyrer Stadtgeschichtsschreibung zu leisten, die vor allem in zwei Bereichen lückenhaft ist. Zum einen ist das 18. Jahrhundert in der allgemeinen Geschichte über die Stadt sowie in der Wirtschaftsgeschichte gegenüber vorangegangenen und nachfolgenden Epochen deutlich unterrepräsentiert. Zum anderen scheint, dass sich die Wissenschaft in erster Linie mit der Eisen- und Eisenwarenproduktion sowie der industriellen Fertigung auseinander- gesetzt hat, wohingegen der Handel mit geschmiedeten Eisenwaren seltener Thema von For- schungsbeiträgen war. Wenn Eisen- oder Eisenwarenhandel thematisiert werden, dann häufig nur in Bezug auf den Güteraustausch mit Venedig und dabei eingeschränkt auf die Zeit bis um 1700. Ein Blick auf die Literatur über Steyr im Allgemeinen und anschließend im Speziellen soll diese Defizite im Detail veranschaulichen. 42 Kurt S CHROFFNER , Die Entwicklung der Steyrer Eisenindustrie, Dissertation, Innsbruck 1948, 70 f. 43 Knut S CHULZ , Das Eisengewerbe des Reviers von Steyr bis zum Anfang des 17. Jahrhunderts, in: Rudolf Hol- bach / Franz Irsigler, Hg., Städtische Wirtschaft im Mittelalter: Festschrift für Franz Irsigler zum 70. Geburtstag, Köln u. a. 2011, 299–332, hier 305 u. 308. Forschungs- lücken
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