Eisenhandel im vorindustriellen Steyr

- 214 - 3.4.2.2 Jahrmärkte Der am häufigsten von den Koller besuchte Messeort war Linz, wo zweimal jährlich ein mehr- wöchiger Jahrmarkt abgehalten wurde. Ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zählte au- ßerdem Wien zu den bevorzugten Jahrmarktsorten der Koller. 1222 Die Privilegierung ehemali- ger Kirchweihfeste zu Jahrmärkten hängt eng mit der Stadtentwicklung zusammen, sodass Stadtrecht und Jahrmarktsrecht wohl sehr zeitnah verliehen wurden. In den Ländern des Ostal- penraumes geschah dies vermutlich während des 13. Jahrhunderts, wenn auch erst ab dem 14. Jahrhundert Quellen dafür überliefert sind. 1223 Einerseits stellten diese Veranstaltungen für Kaufleute Gelegenheiten dar, an fremden Orten Waren zu verkaufen, da während der Abhal- tungszeit Markt- oder Messefreiheit herrschte. Dazu garantierte die Landesobrigkeit sicheres Geleit auf den Straßen von und zur Messe, einen teilweisen oder sogar gänzlichen Erlass der Zölle sowie eine Bewahrung vor dem Arrest. 1224 Andererseits dienten Messen und Jahrmärkte zur Versorgung der Bevölkerung mit Waren, die im Inland für gewöhnlich nicht verfügbar wa- ren. 1225 Im österreichischen Donau- und Alpenraum gab es eine ganze Reihe an wichtigen Jahrmärk- ten, die zwischen zwei und vier Wochen dauerten und deren Termine aufeinander abgestimmt waren, sodass es zu einem Marktzyklus kam (siehe Tabelle 2) . 1226 Die Abstimmung der Jahr- marktszeiten ermöglichte es den Kaufleuten, Absatzmöglichkeiten in allen Himmelsrichtungen wahrzunehmen und durch eine sorgfältige Reiseplanung die Transportkosten zu senken, was sich günstig auf den Verkaufspreis auswirkte. 1227 1222 Im Folgenden werden „Jahrmarkt“ und „Messe“ synonym verwendet, da es zwar einige lobenswerte Versuche gibt, Jahrmärkte von Messen abzugrenzen, aber es bis heute nicht gelungen ist, sich auf eine der Definitionen zu einigen. Schließlich bleibt die Abgrenzung von Märkten und Messen eine ungenaue und womöglich wird es auch nie möglich sein, eine eindeutige Definition zu finden; siehe Manfred S TRAUBE , Aktuelle Fragen der deutschen und internationalen Messegeschichte, in: Markus A. Denzel, Hg., Europäische Messegeschichte 9.–19. Jahrhun- dert, Köln / Weimar / Wien 2018, 15–42, hier 15–19. 1223 R AUSCHER , Wege, 228 f. 1224 L UDOVICI , Grundriß, 320 f. 1225 R AUSCHER , Wege, 222. 1226 Die Angaben beziehen sich auf den Zeitraum 1465 bis 1749 und wurden um Informationen ergänzt; siehe ebd., 238; Doris H ÖRMANN , Regionale und überregionale Handelsnetze im 18. Jahrhundert. Das Hauptbuch der Salz- burger Tuch- und Seidenhandlung Franz Anton Spänglers (1767–1777), Masterarbeit, Salzburg 2015, 80. 1227 H OFFMANN , Wirtschaftsgeschichte, 142 f. Privilegierung Marktkalender

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