Eisenhandel im vorindustriellen Steyr
- 204 - 20 Adressen, sodass dessen Sohn Josef um 1800 schließlich mit fast 50 Triester Häusern in Verbindung stand. Es ist zu beobachten, dass die Überlieferung der aus Triest stammenden Geschäftsbriefe ab den 1750er Jahren stetig ansteigt und in der zweiten Jahrhunderthälfte jene aus Venedig weit überholt. Die Triester Handelshäuser übernahmen vielfach jene Funktionen, die einst die venezianischen Handelshäuser hatten: Sie belieferten die Koller mit Kolonial- und Spezereiwaren und kümmerten sich umgekehrt um den Absatz der Eisengeschmeidwaren im italienischen Raum sowie in den Mittelmeerländern und dem Orient. Venedig war als See- und Handelsmacht Triest lange Zeit überlegen gewesen und setzte Seeblockaden und Belagerungen ein, um diese Position zu festigen. Um vor Übergriffen der verfeindeten Venezianer geschützt zu sein, unterstellte sich Triest 1382 freiwillig dem verbün- deten Habsburger Herzog Leopold III., welcher der Stadt eine Verfassung und weitgehende Selbstverwaltung zusicherte. 1167 Den Aufstieg zum Handelsimperium schaffte Triest schließ- lich erst mit dem Bedeutungsrückgang Venedigs, der sich bereits zu Beginn des 17. Jahrhun- derts abzuzeichnen begann. 1168 Kaiser Karl VI. (1711–1740) schwebten große Pläne für Triest vor: Er wollte mit einer großzügigen Mittelmeerpolitik den Export fördern, Triest – ebenso wie Fiume (Rijeka) – zur Basis für die Ausfuhr nach der Levante, Nordafrika, die „italienischen Staaten“, Spanien und Portugal machen. 1169 1717 verkündete er tatsächlich die freie Schifffahrt auf der Adria „und stellte alle Schiffe, die mit dem österreichischen Küstenland Handel betrie- ben, unter seinen ‚Kaiserlichen Schutz‘.“ 1719 folgte die entscheidende Erklärung Triests zum Freihafen, was Zollfreiheit bedeutete und dass von den einlaufenden Schiffen nur mehr ein halbes Prozent des Warenwertes, das Hafengefälle (Abgaben) und die Admiralgebühr zu ent- richten waren. 1170 Tatsächlich leitete das Freihafenprivileg „einen raschen Aufschwung dieser Städte ein“ 1171 und legte den Grundstein zur Entwicklung des Seehandels der Monarchie. Mit der Anwerbung ausländischer Kaufleute, die sich dauerhaft in Triest niederlassen sollten, wollte Karl VI. Kapital ins Land bekommen und zum eigenen, selbstständigen Großhandel anre- gen. 1172 Dank einer weitgehenden Kultusfreiheit, einem großzügigen Aufenthaltsrecht und der 1167 R EISCHL , Bedeutung, 21; G ASSER , Entwicklung, 35 f. 1168 R EISCHL , Bedeutung, 21. 1169 G ASSER , Entwicklung, 36 f. 1170 R EISCHL , Bedeutung, 22. 1171 T REMEL , Wirtschafts- und Sozialgeschichte, 273. 1172 G ASSER , Entwicklung, 31 f. Triests Aufstieg
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