Eisenhandel im vorindustriellen Steyr
- 203 - sich von Beginn des Unternehmens an nachweisen und reißen im Überlieferungszeitraum nie vollständig ab. Der Geschäftspartner, mit dem Johann Josef Koller mit Abstand am häufigsten korrespondierte, war Giuseppe Chiesa, der als Handelsvermittler sowohl Waren aus Steyr emp- fing und weiterverkaufte als auch die Koller mit Waren auf der Gegenfuhr belieferte. Ähnliche Funktionen hatten wohl auch Giovanni Pietro Ucelli und Felice Calvi, die ebenso als Vermittler aufscheinen. Maria Elisabetha und ihre Söhne korrespondierten und handelten ebenfalls über- wiegend mit Giovanni Pietro Ucelli, außerdem mit Franz Jakob Mehling, der Firma Toresani & Seraffini sowie Lorenzo Giacomo Mehling, wobei zu beobachten ist, dass um die Mitte des 18. Jahrhunderts keine Waren mehr über diese Personen aus Venedig importiert wurden, son- dern dass diese im Auftrag der Koller Waren absetzten bzw. weiterversandten und sich um die Zahlungsabwicklung kümmerten. Während Johann Josef Koller in Venedig noch klassische Kolonial- oder Südwaren eingekauft hatte (z. B. Öl, türkische Wolle, Gallus und Baumwolle), verlagerte sich der Einkauf dieser Waren um die Mitte des 18. Jahrhunderts auf Triest, das mit seinem Freihafenprivileg im Warenimport für die Koller zunehmend attraktiver wurde. Jakob Koller unterhielt intensive Beziehungen zu Iseppo & Emanuel Treves, Giovanni Maria Ruberti, Giovanni Pietro Ucelli & Compagno sowie Giuseppe Antonio Cavallar. Mit letzterem stand auch Josef von Koller noch in Kontakt, ebenso mit der Firma Perini & Co. und den Gebrüdern Moro. Nachgefragt wurden in der Adriastadt vor allem Feilen und Raspeln, Ahlen, Zwecken, Angelhaken, Messer (Scher-, Schuster-, Taschen- und Federmesser), Scheren und Nadeln – vereinzelt außerdem Zangen und Bohrer. Aus Triest stammten die meisten der insgesamt überlieferten Geschäftsbriefe im Koller-Ar- chiv, genauer gesagt 487 Stück, was rund 12 Prozent der gesamten Korrespondenz entspricht. Der früheste aus Triest stammende Brief ist ins Jahr 1741 zu datieren. Es handelt sich dabei um eine Lieferung von Waren – höchstwahrscheinlich Spezereiwaren – durch den Fuhrmann Hu- ber, wobei die Firma Ventura Marpurgo & Compagni den zum Teil vorgedruckten Lieferschein ausstellte und demnach als Verkäuferin dieser Waren fungierte. 1166 Wie es scheint, waren Ven- tura Marpurgo & Compagni die einzige Firma in Triest, mit der Johann Josef Koller in ge- schäftlicher Verbindung stand. Er dürfte wenige Jahre vor seinem Tod die Geschäftsbeziehung angebahnt haben, die unter seiner Witwe Maria Elisabetha und ihren Söhnen weiter ausgebaut wurde. Hinzu kam außerdem die Kooperation mit der Firma Antonio Grassi & Compagno so- wie ein Dutzend weitere Unternehmen, mit denen Johann Josef Kollers sel. Witwe & Erben in Kontakt standen. Unternehmensnachfolger Jakob erweiterte die Anzahl der Kontakte zu in Triest angesiedelten Kommissionären sowie Speditions- und Großhandelshäusern auf über 1166 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Triest (11.11.1741), Kasten XII, L3/2 FXXXI 1–146 Nr. 81. TRIEST
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