Eisenhandel im vorindustriellen Steyr

- 20 - Darüber hinaus brachten Nachforschungen im Oberösterreichischen Landesarchiv (OÖLA) weitere 23 Dokumente ans Tageslicht, die der Familie Koller in Steyr zugeordnet werden kön- nen. 33 Diese Quellen stammen aus dem Zeitraum zwischen 1720 und 1808 und betreffen zum größten Teil Johann Adam von Koller (geboren 1713) und dessen Zwangsverwaltung zur Mitte des 18. Jahrhunderts (siehe mehr dazu ab S . 339) . Bei Johann Adam von Koller handelte es sich um den Sohn aus erster Ehe Johann Josef Kollers und er war zu keiner Zeit Inhaber der Kolle- rischen Handlung. Neben einigen Schreiben finden sich im OÖLA auch kaufmännische Unter- lagen, wie z. B. eine Abrechnung vom Linzer Bartholomäusmarkt aus dem Jahr 1720, ein Wechsel aus Venedig von 1758, Schulden- und Vermögensaufstellungen und ein Kaufs- Contract-Entwurf . Laut Aktenvermerkt wurde das Bündel am 11. Dezember 1961 vom Dorotheum in Wien um 60 Schilling und 50 Groschen angekauft. 34 Aufgrund der geringen An- zahl, fehlender Datierungen bei den meisten Dokumenten und den größtenteils irrelevanten In- halten stellte sich dieser Fund schließlich nicht als die gewünschte Erweiterung der Quellenba- sis dar. Eine Anfrage in Mauthausen – dem Ursprungsort der Steyrer Koller – brachte einen höchst erfreulichen Quellenfund in einem ehemaligen Handelshaus am Heindlkai zum Vorschein, der punktuell für die Unternehmensgeschichte miteinzubeziehen war. Die umfangreiche Privat- sammlung der Familien Maganja und Bauer zeugt in erster Linie vom Wirtschaften der Maut- hausener Koller und ihrer Nachfolger/-innen, die Prandstätter und Perger. 35 In unterschiedli- chen, zum großen Teil bisher ungeöffneten Truhen, Schränken und dem Safe im ehemaligen Handelshaus und im Wohnhaus kamen zahlreiche kaufmännische und die Familie betreffende Dokumente zum Vorschein. Die Nachkommen und heutigen Hausbesitzer gewährten großzü- giger Weise Zugang zum Quellenbestand, der im Zuge von Renovierungsarbeiten aufgetaucht war. 36 Da ein Fokus dieser Unternehmensgeschichte auf der Reichweite des Handels liegt, werden im Zuge der Beschreibung von Waren-, Geld- und Informationsströmen sowie besonders rele- vanter Absatzgebiete immer wieder Ausdrücke verwendet, für die es keine allgemeingültigen 33 OÖLA, Familienakten der Eisenhändlerfamilie Koller von Steyr (1720–1808), Neuerwerbungen, Schach- tel 86/3, fol. 67–107. 34 Der Name „von Koller“ verschwand zu Beginn des 20. Jahrhunderts aus Steyr, die Nachkommen der Familie verschlug es unter dem Namen Olbrich nach Salzburg, in die Steiermark und schließlich nach Wien. 35 Der erste in Steyr nachweisbare Koller war der Sohn eines bedeutenden Mauthausener Sensenhändlers, Jakob Koller (1647–1712), und ließ sich zu Beginn des 18. Jahrhunderts dort nieder. Die Mauthausener Handlung änderte aufgrund der Vererbung an die Töchter bzw. Schwiegersöhne in den Folgegenerationen mehrmals den Namen (als auch den Handelsgegenstand), wodurch den Koller die Prandstätter und schließlich die Perger folgten. Noch heute sind das ehemalige Handelshaus (Heindlkai Nr. 17) und das Wohnhaus (Heindlkai Nr. 19) in Mauthausen erhalten, wo sich die erwähnte Privatsammlung im Besitz der Familien Maganja und Bauer befindet. 36 Privatsammlung Maganja/Bauer, Unsortierte Dokumente im ehemaligen Handelshaus Perger am Heindlkai 17, Mauthausen. OÖLA Privatsammlung in Mauthausen Begriffsab- grenzungen

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