Eisenhandel im vorindustriellen Steyr

- 193 - Eine besondere Rolle in der Erschließung von Absatzmärkten spielten für Steyr die privile- gierten Legorte Wels, Enns, Linz, Freistadt, Emmersdorf, Melk, Krems, Stein und Wien. 1132 Die Handelsleute und Bürger dieser Städte hatten das Vorrecht auf den Eiseneinkauf bei Steyrer Kaufleuten und die Aufgabe, damit die Eisenhandwerksleute ihres Bezirkes zu versorgen. 1133 Da sich die Kaufleute der Legorte jedoch auch am lukrativen Exporthandel beteiligen wollten, wurden die Legorte zu Umschlagplätzen für den Export von Innerberger Erzeugnissen. 1134 Beste Voraussetzungen zum Export hatten insbesondere die Legorte Linz, Freistadt, Krems und Wien, da sie an verkehrsgünstigen Punkten lagen und ihre Jahrmärkte zahlreiche ausländische Kaufleute anzogen. 1135 Als „wichtigster Verkehrsknotenpunkt in Oberösterreich“ lag Linz nahe der Straßen von Passau nach Wien sowie an der Donau, hatte zudem Anschluss an die Straßen- verbindungen nach Böhmen sowie in südlicher Richtung an die Straße über den Pyhrnpass und damit nach Venedig. 1136 Freistadt bezog sein Eisen über Mauthausen und verarbeitete es selbst weiter zu Eisenerzeugnissen wie Draht und Sensen. Die Freistädter verhandelten ihre Eisenwa- ren wiederum nach Böhmen, Mähren, in die Lausitz und nach Schlesien. Den Eisen- und Stahl- handel – insbesondere den Sensenhandel, nach Russland – dominierte zunächst Breslau und ab dem 18. Jahrhundert Krakau. 1137 Krems-Stein war neben Linz der zweitwichtigste Legort für Eisen und Eisenwaren aus Innerberg und versorgte das östliche Böhmen, Mähren, Schlesien und Polen. Im Nordosten erreichten die Waren vor allem Krakau und seit dem 16. Jahrhundert handelte man von Krakau nach Nordungarn – also in die heutigen slowakischen Städte Kaschau (Kosice) und Bartfeld (Bardejov) sowie nach Klausenburg (Cluj) in Siebenbürgen. 1138 In der Hauptstadt Wien, wo fünf Hauptstraßen nach Ungarn, Böhmen, Mähren, Innerösterreich und Oberösterreich zusammenliefen, 1139 konkurrierten die Innerberger Erzeugnisse mit jenen aus Vordernberg. Letztere versorgten den großen ungarischen Absatzmarkt, während Innerberger Waren aus Steyr über Wien in den Nordosten gelangten. Auf dem gesamten Wasserweg fluss- abwärts der Donau hingegen, genossen die Steyrer Kaufleute Mautprivilegien und besonderen Schutz. 1140 1132 P ICKL , Rolle, 171. 1133 H ACK , Steyr, 29. 1134 H ACK , Eisenhandel, 46. 1135 H ACK , Steyr, 29; K ASER , Eisenverarbeitung, 121. 1136 Wilhelm R AUSCH , Handel an der Donau. 1. Bd.: Die Geschichte der Linzer Märkte im Mittelalter, Linz 1969, 12; auch bei Peter R AUSCHER , Wege des Handels – Orte des Konsums. Die nieder- und innerösterreichischen Jahrmärkte vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert, in: Markus A. Denzel, Hg., Europäische Messegeschichte 9.–19. Jahrhundert, Köln / Weimar / Wien 2018, 221–266, hier 228–230. 1137 P ICKL , Rolle, 183 f. 1138 P ICKL , Eisenhandel, 357. 1139 Roman S ANDGRUBER , Österreich 1650–1850, in: Ilja Mieck, Hg., Handbuch der europäischen Wirtschafts- und Sozialgeschichte: 4. Bd.: Europäische Wirtschafts- und Sozialgeschichte von der Mitte des 17. Jahrhunderts bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. 6 Bde., Stuttgart 1993, 619–687, hier 679. 1140 H ACK , Steyr, 33. Innerberger Absatzgebiete

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