Eisenhandel im vorindustriellen Steyr

- 192 - 3.4 Vertrieb Nachdem die Frage nach der Herkunft und den Produktionsbedingungen der von den Koller verkauften Eisengeschmeidwaren behandelt wurde, bleibt noch die Distributions- bzw. Absatz- seite des Handelsgeschäftes zu untersuchen. Bevor aber darauf eingegangen wird, auf welchen Absatzmärkten die Koller ihre Waren verkauften, sind noch die generellen Bestimmungsorte für Geschmeidwaren aus der Industrielandschaft Eisenwurzen zu thematisieren. Dadurch kann einerseits verglichen werden, ob die Erkenntnisse der bisherigen Forschung mit den Ergebnis- sen dieser Arbeit übereinstimmen bzw. andererseits überprüft werden, wie „regelhaft“ das Agieren der Koller auf den Absatzmärkten im Vergleich zu ihren Zeitgenossen/-innen war. An- schließend folgt die Betrachtung der Absatzinstrumente, derer sich die Koller bedienten, um Kunden/-innen zu erreichen, außerdem der Transportmittel und -wege sowie die Kommunika- tionsmöglichkeiten. 3.4.1 Absatzmärkte Es gab zwei Produktionsbezirke rund um den Erzberg – den nördlichen bzw. Innerberger Bezirk und den südlichen bzw. Vordernberger Bezirk – nach denen sich auch die Absatzgebiete erga- ben. Damit sich die Produzierenden auf beiden Seiten des Erzberges in den Absatzgebieten nicht in die Quere kamen, war das Innerberger Eisen für die Länder nördlich der Donau sowie der Eisenwurzen bestimmt (Steyr bildete das Verlagszentrum) und Vordernberg belieferte von seinem Zentrum Leoben aus die Gebiete südlich der Donau sowie Ungarn und Italien. 1130 Diese aufgrund der geografischen und verkehrstechnischen Gegebenheiten natürliche Entwicklung der getrennten Absatzgebiete wurde 1448/49 durch die Eisenordnung von Friedrich III. auch gesetzlich verankert und von Maximilian I. 1494 sowie 1507 bestätigt. Vordernberg war es bereits seit 1314 verboten gewesen, Eisen nach Norden über den Präbichl zu verhandeln. Aber nicht immer wurden diese landesfürstlich festgelegten Absatzregelungen und die festgeschrie- benen Transportwege eingehalten. Bayern und Schwaben z. B. waren ursprünglich Vordern- berg vorbehalten, doch schon im 13. und 14. Jahrhundert überwog dort die Belieferung mit Eisen und Stahl aus Innerberg, da die Verbindung Steyrs in den Westen zu Wasser so günstig war. Den landesfürstlichen Ordnungen gelang es also nicht, die Konkurrenz der beiden Eisen- orte auf den Absatzmärkten zu verhindern. 1131 1130 P ICKL , Eisenhandel, 350. 1131 H ACK , Steyr, 25; P ICKL , Eisenhandel, 351. Handelsplätze des Innerberger Eisens

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