Eisenhandel im vorindustriellen Steyr

- 184 - er die von Maria Elisabetha Koller in Auftrag gegebenen Messer herstellen konnte. 1091 Im Ok- tober 1806 schickte der Sensenschmied Matthias Mandlbaur aus Micheldorf die von Josef von Koller bestellten 1.400 Stück achthändigen Sensen in einem Fass durch seinen Knecht nach Steyr. Darüber hinaus übermittelte er 225 Gulden an den Eisenhändler und äußerte die Bitte, um den Betrag 10 Zentner (560 Kilogramm) Scharsachstahl zu kaufen und ihm zu übersen- den. 1092 In beiden Fällen musste das Zustandekommen der Geschäfte so ausgesehen haben: Die Koller beauftragten ihre Produzierenden mit der Herstellung eines gewissen Quantums Eisen- waren, wofür sie diese mit Stahl versorgten, den sie bei der Innerberger Hauptgewerkschaft kauften. Den Stahl zahlten die Produzierenden entweder in bar oder sie verrechneten dessen Wert mit dem Preis der Artikel gegen. Weiters ist das Vorstrecken von Geld in mehreren Ge- schäftsbriefen belegt, in denen Produzierende um ein kurzfristiges Darlehen oder um Vor- schüsse auf ausstehende Lieferungen baten. Einer von ihnen war Thomas Kriegbauer aus dem Ortsteil Zell in Waidhofen an der Ybbs, der sich von Maria Elisabetha Koller im Februar 1748 einen Betrag in Höhe von 30 Gulden lieh und versprach, das Geld dankbar zurückzubezah- len. 1093 Zwei Monate später schickte er ihr 24 Bund Feilen und äußerte die Bitte, sie ihm abzu- kaufen. Sollten sie von der Qualität her nicht anständig sein, so würde er weitere 10 Gulden im Voraus benötigen. 1094 Im Juni bat er die Handelsfrau erneut um einen Geldvorschuss, den er für den Kauf von Holz brauche – dem Bittschreiben hatte er 100 Bund runde und dreieckige Feilen beigelegt. 1095 Der Sichelproduzent Balthasar Moss (oder Moser) bat wie erwähnt um 7 oder 8 Taler Geldvorschuss, damit er seine Leidt (Arbeiter) wieder einstellen konnte. 1096 Schließlich hatte sich auch der Losensteiner Nagelschmied Michael Höritzauer auf dem sogenannten Rien- erhaus Geld von Josef von Koller ausgeliehen – seine Schuld beglich er im Juli 1808 in der Form von 100 Gulden Bankozetteln (Papiergeld). 1097 Auch wenn keine expliziten Verlagsver- träge überliefert sind und Informationen über Verlagsbeziehungen nur anhand der Geschäfts- briefe zu vermuten sind, können die Koller zu den Verleger-Kaufleuten gezählt werden. Tat- sächlich wurde Josef von Koller im Jahr 1808 durch den bürgerlichen Nagelschmiedmeister Michael Poll als Eisenverleger adressiert. Poll hatte von Koller zwei Fässer erhalten, in denen sich wahrscheinlich Stahl oder Eisen befanden, wofür er 522 Gulden übermachte. 1098 1091 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Steinbach (13.1.1748), Kasten XII, L3/3 FXXXIV 1–71 Nr. 61. 1092 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Micheldorf (19.10.1806), Kasten XII, L3/2 FXXVII 1–148 Nr. 2. 1093 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Zell (21.2.1748), Kasten XII, L3/4 FXVIII 1–134 Nr. 43. 1094 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Zell (11.4.1748), Kasten XII, L3/4 FXVIII 1–134 Nr. 46. 1095 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Zell (19.6.1748), Kasten XII, L3/4 FXVIII 1–134 Nr. 47. 1096 StA Steyr, Geschäftsbrief bzgl. einer Sichellieferung (8.4.1751), Kasten XII, L3/2 FXXXI 1–146 Nr. 146. 1097 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Losenstein (12.7.1808), Kasten XII, L3/1 FXXVIII 1–107 Nr.80. 1098 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Braunau (1.3.1808), Kasten XII, L3/4 FVIII 1–135 Nr. 29.

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