Eisenhandel im vorindustriellen Steyr

- 178 - geneisen, Frimeisen, Hackeneisen, Gatter-, Stegreif- und Zaineisen, Ringeleisen, Büchsen- brand, Ram- und Reifeisen, Achs- und Pflugblech sowie Harnisch-, Schloss- und Frimblech. 1073 Nachgefragt wurden Stahl und Eisen in einer Vielzahl von Bereichen, so z. B. in der Schifffahrt (Anker und eiserne Kanonen), als Rohstoff für Schneidgeräte und Draht, als Kriegsgerät, für Gegenstände des täglichen Gebrauchs, in der Landwirtschaft (Wellen für Mühlen, Zahnräder, Gewinde, Pferdehufeisen, Pflüge, Mäh-, Dresch- und Sämaschinen), im Baugewerbe (Werk- stoffe für den Brückenbau oder Fabrikarchitektur, Nägel, Schrauben) und selten auch für Fol- terwerkzeuge. Im Zeitalter der Industrialisierung kam der Gebrauch von Eisen und Stahl für Zylinder von Dampfmaschinen sowie in der Eisenbahntechnik (Lokomotiven, Schienen, Wei- chen, Kreuzungen) hinzu. 1074 Der Handel mit Eisen und Stahl dürfte sich im Laufe der Unternehmensgeschichte der Koller ausgeweitet haben, was der bereits festgestellten Spezialisierung zum Eisengeschmeid- und Na- gelhandelshaus entspricht. Die Koller machten sich die traditionelle und jahrhundertelange Be- vorzugung der Stadt im Eisenwesen zunutze, denn es war ausschließlich Steyrer Bürgern vor- behalten, Eisen und Stahl bei der IHG zu beziehen. 1075 Wie sich im nächsten Abschnitt zeigen wird, haben die Koller nicht nur im Auftrag ihrer Abnehmer/-innen bei der Innerberger Haupt- gewerkschaft eingekauft, sondern von dort auch Eisen und Stahl bezogen, um damit „ihre“ Ei- senhandwerksleute – von den Zeitgenossen als „Manufakturisten“ bezeichnet – mit diesen Roh- stoffen zu versorgen bzw. zu verlegen. 3.3.2 Die Herkunft der Waren Woher all diese Waren im Koller-Sortiment stammten wurde in Einzelfällen bereits angespro- chen. Um auch einen quantitativen Überblick über die Ursprungsgebiete der Waren zu bekom- men, wurde die überlieferte Korrespondenz ausgewertet. Es bestätigte sich dabei, dass die meis- ten Produzenten/-innen der von den Koller vertriebenen Handelswaren aus der unmittelbaren Gegend um Steyr stammten. Dazu zählten neben Steyr, Ternberg, Losenstein, Steinbach an der Steyr, Molln, Leonstein, Schlierbach, Weyer, Micheldorf, Gaflenz, Windischgarsten und Spital am Pyhrn. Ebenfalls in Oberösterreich – jedoch im Innviertel und damit zwischen 45 und 75 Ki- lometern von Steyr entfernt – lagen Inbach 1076 und Ried im Innkreis, 1077 von wo Josef von Kol- 1073 P ANTZ , Hauptgewerkschaft, 122. 1074 B INGENER , Eisen, 150–153. 1075 H ACK , Eisenhandel, 30–32. 1076 Vermutlich in der Nähe von Eferding; siehe StA Steyr, Geschäftsbrief aus Inbach (4.9.1808), Kasten XII, L3/4 FXXX 1–155 Nr. 55. 1077 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Ried (11.5.1808), Kasten XII, L3/1 FXXVIII 1–107 Nr. 15 Eisen- und Stahl- handel Ursprungs- gebiete

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