Eisenhandel im vorindustriellen Steyr

- 177 - von allen Gattungen Presaner [Brescianer 1067 , Anm. d. Verf.] dreydupf Stahl in Laglen und Küsten. Ferner von Kern- oder Rosenstahl von aller Dicke. Ferner abgeschweißter Stahl in Laglen, steyrischer Stangenstahl auf jeder Stangen das Wort Innerberg. Ferner von andren Gattungen Stangenstahl. […] Auch vom ächten steyrischen Kernstahl in Lag- len. 1068 Im Mai 1808 verkaufte Thomas Tascheks sel. Witwe 10 Zentner (560 Kilogramm) böhmi- sches Zaineisen zu einem Preis von 24 Gulden und 24 Kreuzern je Zentner an Josef von Koller. Die 244 Gulden, die er ihr dafür schuldete, sollte er entweder versiegelt nach Budweis schicken oder um das Geld bei der Innerberger Hauptgewerkschaft kleine Stegreif-, mittlere Rameisen oder Schlossblech besorgen. 1069 Auch der Sensenmeister Josef Zeitlinger (Sohn von Johann Georg Zeitlinger) aus Molln bat im Juni 1808 um den Einkauf von 20 Zentnern (1.120 Kilo- gramm) Scharsachstahl bei der Innerberger Hauptgewerkschaft. 1070 Peter Ludwig Sahler aus Montbéliard (Ostfrankreich) bestellte am 21. Dezember zwei Fässer mit insgesamt 1.160 Bund flachen und halbrunden Feilen von der best Qualitaet sowie 10 Lägel Presianer „3-Tupf“-Stahl. Die Größe und Gattung der Stahlstangen veranschaulichte Sahler durch eine kleine Zeichnung des Querschnittes (siehe Abbildung 15) . 1071 Abbildung 15: Zeichnung des Querschnitts einer Stahlstange (StA Steyr, Kasten XII, L3/4 FXXX 1–155 Nr. 108). Im Allgemeinen gelangte in der Periode 1740 bis 1783 – aber wahrscheinlich auch darüber hinaus – eine breite Palette an Stahlsorten in den Handel: Die höchste Qualität hatte der Schar- sachstahl, gleich dahinter folgten Kern- und Rohstahl, die beide fehlerfreie Gattungen waren – insbesondere der Kernstahl war aber besonders hart. 1072 Beim Mock handelte es sich um eisen- schüssigen Rohstahl, das Mittelzeug war eine Mengung aus Rohstahl und Mock und das Ham- mereisen schließlich war stahlartiges Eisen. An Eisen gab es die Gattungen Ziehereisen, Stan- 1067 Brescianer Stahl wurde auch Fassel- und Kistenstahl genannt. Seinen Namen hat er vom Hauptabsatzort der Stahlgattung – Oberitalien und insbesondere Brescia. Es handelt sich um eine sehr teure Sorte, die zur Waffen- und Dolchfabrikation verwendet wurde; siehe Stephan von K EESS , Darstellung des Fabriks- und Gewerbswesens im österreichischen Kaiserstaate. Erster Theil: Die Beschreibung der rohen Materialien […], Wien 1823, 579. 1068 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Straßburg (21.9.1806), Kasten XII L3/4 FXXI 1–142 Nr. 9. 1069 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Budweis (4.5.1808), Kasten XII, L3/4 FXXX 1–155 Nr. 15. 1070 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Molln (13.6.1808), Kasten XII, L3/4 FXIX 1–133 Nr. 89. 1071 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Montbéliard (21.12.1808), Kasten XII, L3/4 FXXX 1–155 Nr. 108. 1072 Der Kernstahl heißt nach erfolgter Gerbung Scharsachstahl; siehe K ROPF , Sensenschmiede, 31. Sorten und An- wendung

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2