Eisenhandel im vorindustriellen Steyr

- 176 - Blech), für den häuslichen Alltag (z. B. Tischmesser, Scheren, Nadeln) als auch für die Land- wirtschaft (z. B. Sensen, Sicheln, Striegel, Hufnägel). Es fehlten jedoch landwirtschaftliches Gerät wie Mist-/Heugabeln, Pflüge und Rechen, Haushaltsgeräte und andere -utensilien wie Bestecke, Türgriffe, Reiben, Siebe und Kesselhaken, aber auch größere Werkstatteinrichtungen wie Ambosse und schließlich auch Blank- und Schusswaffen. Und das, obwohl die größten nachfragenden Sektoren nach Eisen und Eisenerzeugnissen die Kriegsindustrie, die Landwirt- schaft, die Sudhäuser und das Transportgewerbe 1061 sowie der Bergbau waren. 1062 Dies hängt höchstwahrscheinlich mit der Struktur der Gewerbelandschaft zusammen, weshalb sich die Koller anhand des Angebots der Produzierenden in der Region spezialisierten: Losenstein war z. B. bekannt für sein Nagelhandwerk, Kirchdorf und Micheldorf für die gute Qualität der Sen- sen, Steyr für das Messerhandwerk und Steyr sowie Waidhofen an der Ybbs für die Feilen- und Ahlenproduktion. 3.3.1.4 Eisen und Stahl Neben diesen vielfältigen Eisengeschmeidwaren ist für die Koller außerdem der Handel mit dem dazu nötigen Rohstoff belegt. Schon im Inventar von 1707 befand sich 1 Zentner (56 Ki- logramm) Stahl im Warenlager Schäfflers, welches Johann Josef Koller mit dem Kauf der Handlung übernommen hatte. 1063 Zum 9. Juli 1712 waren es schon 7 Zentner (392 Kilogramm) Scharsachstahl zu einem Wert von rund 58 Gulden. 1064 Offenbar gelangten Eisen und Stahl auf den Linzer Jahrmärkten zum Verkauf, denn 1714 wurden im Auftrag Kollers 1 Zentner Zaine- isen (56 Kilogramm) und 6 Zentner Wenbacher Eisen (336 Kilogramm) zum Ostermarkt ge- führt 1065 und im Jahr darauf tauchen Zaineisen, Stahl, Scharsachstahl, Hackereisen, Gattereisen und Stegreifeisen am Ostermarkt als Verkaufsartikel auf. 1066 Auch in späteren Unternehmens- phasen finden sich immer wieder Handelsgeschäfte, die den begehrten Rohstoff betrafen – in vielen Fällen waren es Eisenhandwerksleute, die um Eisen und Stahl zur Produktion der von den Koller bestellten Artikel baten. Aber auch in anderen Kontexten verkauften die Koller Ei- sen und Stahl, denn als Steyrer Bürger war ihnen der Kauf und Verkauf von Stahl der Innerber- ger Hauptgewerkschaft vorbehalten: Im September 1806 erreichte Josef von Koller eine An- frage aus Straßburg nach dem aüßerstn Preiß verschiedener Waren: Johann Philipp Knobloch war interessiert an den Preisen von Feilen, Schusterahlen, Sensen und Sicheln sowie 1061 S ANDGRUBER , Eisenproduktion, 87. 1062 K ELLENBENZ , Wirtschaft und Gesellschaft, 265. 1063 StA Steyr, Inventarium (1707), Kasten XII, L4/3 FIV 1–27 Nr. 17. 1064 StA Steyr, Inventar und Quartalsbilanzen (31.12.1712), Kasten XII, L4/3 FIV 1–27 Nr. 19. 1065 StA Steyr, Güterverzeichnis vom Linzer Ostermarkt (1714), Kasten XII, L4/1 FV 1–80 Nr. 3. 1066 StA Steyr, Bestellung vom Linzer Ostermarkt (22.3.1715), Kasten XII, L4/1 FV 1–80 Nr. 10. Handel mit Eisen und Stahl

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