Eisenhandel im vorindustriellen Steyr

- 175 - Stilepoche des Empire – erfolgte eine technische Neuorientierung im Ofenbau, aus der verbes- serte Bauformen der Eisenöfen hervorgingen. „Das Empire ist im Ofenbau so recht die Epoche des technischen Experimentierens, wobei das Nebenziel verfolgt wurde, einen holzsparenden Ofen zu entwickeln.“ 1054 Ins Reyns Schreiben aus Prag vom September 1805 ist außerdem die Rede von zwei Kisten mit Spiegeln, wobei aus dem Kontext leider nicht hervorgeht, was es damit genau auf sich hatte – ob Reyn diese liefern wollte oder ob er diese bei Koller bestellt hatte. 1055 Im Gegensatz dazu ist die Rechnung Johann Tobias Kießlings aus Nürnberg über Spiegeldosen schon eindeutiger: Im April 1806 verrechnete er über 1.963 Gulden, nachdem er durch Christian Gottlieb Dimpfel in Regensburg 600 Dutzend weiss blaherne Spiegeldosen, 800 Dutzend gemahlte Spiegeldosen und 120 Pfund (rund 67 Kilogramm) weitere lantes (geläuterte) an Koller geschickt hatte. Im Preis inkludiert waren Kosten für die Verpackung mit Stroh in zwei Fässern und die Nägel, mit denen die Fässer verschlossen wurden, außerdem Unkosten für das Packen, den Zoll und das Wagengespann sowie eine dreiprozentige Provision. 1056 Handspiegel gehörten zu den soge- nannten „Nürnberger Waren“, unter denen allerlei Kleinwaren – insbesondere aus Metall – ver- standen wurden, z. B. Glocken, Draht, Nadeln, Kaffeelöffel, Hutschnallen, Handspiegel, Kas- tenbeschläge, Kinderspielereien, Zirkel und Fingerringe. 1057 Letztere gehörten übrigens auch zum Warensortiment der Koller – und das schon seit der frühen Unternehmensphase: Erstmals tauchen sie im Jahr 1712 auf, als die Inventur eine Menge von 2.943 Dutzend (35.310 Stück) Ringen mit bis zu sieben Steinen zu einem Wert von rund 211 Gulden auswies. 1058 Absatz fan- den sie auf dem Linzer Bartholomäusmarkt 1716, wo sie – neben Kinderringen – zu einemWert von rund 16 Gulden verkauft wurden 1059 oder auch in Venedig, wo im Mai 1723 Giuseppe Chiesa 1.000 Dutzend (12.000 Stück) Ring mit 1 Stain vom Zeichen „Blume“ bestellte. 1060 Insgesamt führten die Koller ein sehr breit aufgestelltes und relativ tiefes Eisenwarensorti- ment, das von Eisen und Stahl bis hin zu zahlreichen Gattungen an Nägeln und Zwecken reichte und das sie im Laufe der Zeit erweiterten. Das Warensortiment umfasste sowohl Geräte und Werkzeuge aus Eisen für das Handwerk (z. B. für Schuster, Sattler, Schneider und Zimmerleute bzw. holz-, leder- und metallbearbeitende Gewerbe), für den Hausbau (z. B. Nägel, Reifmesser, 1054 Fritz B LÜMEL , Deutsche Öfen. Der Kunstofen von 1480 bis 1910. Kachel- und Eisenöfen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, München 1965, 170 f. 1055 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Linz (27.9.1805), Kasten XII, L3/2 FXXII 1–169 Nr. 131. 1056 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Nürnberg (9.4.1806), Kasten XII, L3/4 FXXI 1–142 Nr. 15. 1057 W ATHNER , Kenner, 85–95. 1058 StA Steyr, Inventar und Quartalsbilanzen (31.12.1712), Kasten XII, L4/3 FIV 1–27 Nr. 19. 1059 StA Steyr, Strazza vom Linzer Bartholomäusmarkt (August 1716), Kasten XII, L4/1 FV 1–80 Nr. 14. 1060 StA Steyr, Briefkopierbuch (1723), Kasten XII, L2 FIV 1–9 Nr. 3, fol. 10 f. Spiegel und Ringe

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