Eisenhandel im vorindustriellen Steyr
- 174 - Gewicht von über 30 Zentnern (1.680 Kilogramm) an den Freistädter Fuhrmann Michael Trum- bek übergeben, der sie bis nach Steyr lieferte. Die Frachtkosten beliefen sich auf 5 Gulden pro Zentner, wobei die Prager Geschäftsfreunde so zuvorkommend waren, die Kosten auf Basis des böhmischen Gewichts zu berechnen, anstatt des um 10 Pfund höheren Österreichischen Zent- ners, damit Koller Frachtlohn spare. 1049 Darüber hinaus machte die Firma Vinzenz Treybal & Sohn in Prag Karl von Koller im Jahr 1859 ein unverbindliches Angebot zur Lieferung von Öfen. 1050 Da die Koller mit den unterschiedlichsten Artikeln aus Eisen handelten, ist es fast ausgeschlossen, dass diese aus Prag gelieferten Zimmeröfen aus Keramik und nicht aus Metall bestanden. Das belegt auch die aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert überlieferte Sorti- mentsliste auf der Rückseite einer Rechnung, in der sich blech- und gusseisernen Zimmeröfen sowie Sparherde und Sparherdbestandteile finden lassen. 1051 Der Bezugsort Prag könnte ein Indiz dafür sein, dass es sich bei den bestellten Öfen um sogenannte „Horowitzer Gussöfen“ handeln könnte. In Hořovice in Mittelböhmen hatte sich nämlich eine Eisengießerei befunden, die kunstvoll gestaltete Öfen produzierte, wie sie in Abbildung 14 zu sehen sind. 1052 Abbildung 14: Horowitzer Gussöfen im 19. Jahrhundert (in: W ATHNER , Kenner, Tafel 28). Gusseiserne Zimmeröfen verbreiteten sich ab dem 14. Jahrhundert von Norddeutschland aus und waren in der Frühen Neuzeit in ganz Mitteleuropa verbreitet. 1053 Um 1800 – während der 1049 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Prag (9.8.1808), Kasten XII, L3/3 FV 1–64 Nr. 27. 1050 Privatsammlung Ernst Schimanko, Ofenangebot aus Prag (1859). 1051 Privatsammlung Ernst Schimanko, Rechnung für Christoph Piesslinger (nach 1850). 1052 W ATHNER , Kenner, Tafel 28. 1053 Wolfgang B EHRINGER , Heizen, in: Enzyklopädie der Neuzeit 5, Stuttgart u. a. 2007, 360–364, hier 363.
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