Eisenhandel im vorindustriellen Steyr

- 172 - Mitte des 19. Jahrhunderts ließen sich Maultrommeln schließlich auch in Amerika, der Levante und Russland gut absetzen. 1033 Weiters waren Sägen und Sägeblätter fixe Bestandteile des Sortiments der Koller. In der Geschmeidwareninventur von 1712 tauchen 8 Tut [zend] Sagbleter mit Säbl (zu 50 Kreuzern je Dutzend) zu einem Gesamtpreis von 6 Gulden und 40 Kreuzern auf. 1034 Auch in den überlie- ferten Inventurlisten, die zu den Jahrmärkten angefertigt worden sind, tauchen Sägen und Sä- geblätter wiederholt auf. Einer der wenigen Geschäftsbriefe mit konkreten Informationen zu diesen Artikeln, stammt vom März 1724: Die Turiner Firma Gianoli & Cane fragte bei Johann Josef Koller an, ob er vier oder sechs Duzet grosse, braitte feine Saagen für die Zimmerleüth (also 48 bis 72 Stück) senden konnte. 1035 Einen weiteren Beleg liefert die Bestellung Francesco Bianconis aus Mailand im Juni 1808, der neben 400 Bund Flachfeilen außerdem insgesamt 12 Dutzend (144 Stück) feine Sägen der Marke chiave („Schlüssel“) anforderte. 1036 Unter der Bezeichnung Kardätschen (oder Kartatschen ) konnte man zweierlei Artikel ver- stehen: Zum einen Striegel zum Kämmen von Pferden, Ochsen und Kühen und zum anderen Wollkämme, die zur Vorbereitung der Wolle zum Spinnen dienten. Erstere wurden von Strie- gelmachern aus Blech hergestellt, während die Wollkämme von Kardätschenmachern erzeugt wurden. 1037 Unter den 1714 am Linzer Ostermarkt geführten Waren wurde offenbar in Pferde- kartätschen als auch in Striegel und Kuhstriegel unterschieden, wobei der Warenwert mit 12 Gulden – weniger als ein Prozent des Gesamtwarenwerts – nicht besonders ins Gewicht fiel. 1038 In der Strazza vom Linzer Bartholomäusmarkt aus dem Jahr 1716 hingegen finden sich sowohl Striegel als auch Cartaschen : Die neun Stück Striegel à 60 Kreuzer wurden an Peter de Spina in Budweis verkauft, während die acht Stück Cartaschen à 60 Kreuzer an Nicolaus de Spina in Budweis verkauft wurden. Beide Artikel hatten also denselben Verkaufspreis und wur- den innerhalb kürzester Zeit verkauft. Die Einträge jedoch stammen von zwei unterschiedlichen Schreibern, die verschiedene Bezeichnungen für denselben Artikel verwendeten: die Strie- gel. 1039 Weitere Quellen bestätigen die Einschätzung, dass es sich um Kuh- und Pferdestriegel und nicht um Wollkämme handelte. 1040 Die wenigen Quellenbelege, die es für die Striegel gibt, 1033 H OFFMANN , Wirtschaftsgeschichte, 458 f. 1034 StA Steyr, Inventar und Quartalsbilanzen (31.12.1712), Kasten XII, L4/3 FIV 1–27 Nr. 19. 1035 StA Steyr, Briefkopierbuch (1723–1724), Kasten XII, L2 FIV 1–9 Nr. 5, fol. 16. 1036 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Mailand (11.6.1808), Kasten XII, L4/4 FV 1–123 Nr. 92. 1037 K ROPF , Blüte, 63. 1038 StA Steyr, Güterverzeichnis vom Linzer Ostermarkt (1714), Kasten XII, L4/1 FV 1–80 Nr. 3. 1039 StA Steyr, Strazza vom Linzer Bartholomäusmarkt (August 1716), Kasten XII, L4/1 FV 1–80 Nr. 14. 1040 StA Steyr, Güterverzeichnis von den Linzer Jahrmärkten (1715–1717), Kasten XII, L4/1 FV 1–80 Nr. 5; StA Steyr, Briefkopierbuch (1735–1736), Kasten XII, L2 FIV 1–9 Nr. 8, fol. 32; StA Steyr, Geschäftsbrief aus Kirch- dorf (28.9.1751), Kasten XII, L3/3 FXV 1–154 Nr. 3; StA Steyr, Geschäftsbrief aus Ferrara (10.10.1753), Kasten XII, L3/1 FXXXII 1–146 Nr. 138; Privatsammlung Ernst Schimanko, Rechnung für Christoph Piesslinger (nach 1850). Sägen Kardätschen: Striegel

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