Eisenhandel im vorindustriellen Steyr

- 171 - außerdem Lager von Bohrern, Brunnbüchsen, Fensterbeschläge, Glocken, zementierte Ge- wichte, Hacken, emailliertes Gesundheits-Kochgeschirr, Ketten, Pfannen, Wetz-, Schleif- und Grabsteine, Striegel, Schaufeln und Krampen, Schlösser und Schlosserwaren aller Art, Sägen, Schraubstöcke und Winden, zimentierte Waagen, reich vergoldete Grabkreuze, blech- und gusseiserne Zimmeröfen sowie Sparherde und Sparherdbestandteile, Waschkessel, Bügeleisen und Leuchter aus Messing oder Eisen, Brunnbestandteile und schließlich feuerfeste Porzellan- Ziegel. 1023 Obwohl Maultrommeln ein typisches Massengut des oberösterreichischen Eisenhandwerks waren und stark exportiert wurden, tauchen sie nur vereinzelt als Handelsware im Sortiment der Koller auf. Im Geschmeidwarensortiment von 1712 sind jedoch immerhin 210 Bund ordi- narj Maultrumbl zu einem Wert von 3 Gulden zu finden. 1024 Am Linzer Ostermarkt 1720 boten die Koller nachweislich Maultrommeln unterschiedlicher Ausführungen an, da von dort eine Liste mit unverkauften Waren überliefert ist: Es blieben – neben anderen Waren – 18 Bund große Maultrommeln und 11 Bund Maultrommeln aus Messing übrig, die nach dem Jahrmarkt zurück nach Steyr gebracht wurden. 1025 Am 9. Juli 1787 informierte Philipp Griot in Triest Jakob Koller darüber, dass er noch 863 Stück Mauldrummeln bei ihm in Kommission hatte 1026 – wenige Monate später äußerte Johann Stephan Bonzano aus Loreto sein Interesse an Maul- trommeln. 1027 Im Oktober 1808 bestellte Guglielmo Cuomo aus Neapel bei Josef von Koller neben Stahlzwecken und Lanzetten außerdem 20 Dutzend trombe mezzane da bocca 1028 (mitt- lere Maultrommeln), die an Hagenauer in Triest zu Cuomos Disposition gesandt werden soll- ten. 1029 Maultrommeln dürften während des gesamten Untersuchungszeitraumes zum fixen Sor- timent des Koller-Handelshauses gehört haben. Produktionsort der Maultrommeln war Molln (bzw. Grünburg, Ramsau und Breitenau), 1030 das weltberühmte und – neben Riva del Garda (Trentino) – einzige Zentrum für die Herstellung dieses mit dem Mund gespielten bzw. gezupf- ten Volksinstruments. Noch im Jahr 1841 wurden in Molln 1,36 Millionen Stück hergestellt. 1031 Nachfrage bestand grundsätzlich in Polen, Rumänien, Serbien, Bulgarien und Ungarn, 1032 aber hauptsächlich waren die Abnehmer/-innen in Nürnberg, Preußen und Italien ansässig. Ab der 1023 Privatsammlung Ernst Schimanko, Rechnung für Christoph Piesslinger (nach 1850). 1024 StA Steyr, Inventar und Quartalsbilanzen (31.12.1712), Kasten XII, L4/3 FIV 1–27 Nr. 19. 1025 StA Steyr, Güterverzeichnis vom Linzer Ostermarkt (April 1720), Kasten XII, L4/1 FV 1–80 Nr. 44. 1026 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Triest (9.7.1787), Kasten XII, L3/1 FXXIII 1–98 Nr. 83. 1027 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Loreto (18.10.1787), Kasten XII, L3/1 FXXV 1–62 Nr. 54. 1028 N. N., Sundine. Unterhaltungsblatt für Neu-Vorpommern und Rügen nebst einem Beiblatte, Bd. 19 1845, 133. 1029 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Neapel (17.10.1808), Kasten XII, L4/4 FV 1–123 Nr. 112. 1030 K ROPF , Krise, 120 f. 1031 A LTZINGER , Entwicklung, 12. 1032 K ROPF , Krise, 142. Maultrommeln

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