Eisenhandel im vorindustriellen Steyr
- 167 - in Niederösterreich beheimatet, 999 der Absatz ging jedoch bis 1837 aufgrund der Nürnberger Konkurrenz stark zurück. Jene Fischangeln, die dennoch exportiert wurden, gingen über Vene- dig und Triest. 1000 Blech Der letzte Artikel, der sich besonders häufig und über einen längeren Zeitraum als Bestandteil des Sortiments nachweisen lässt, ist das Blech. Es findet sich erstmals in der Inventur von 1712, als Johann Josef Koller 83 Pfund (46 Kilogramm) Schwarzblech zu einem Wert von 6 Gulden und 38 Kreuzern lagernd hatte. 1001 Schwarzblech war die am weitesten verbreitete Art des Ei- senblechs. Das größere Schwarzblech (Sturzblech) wurde unterschieden in einfaches oder Schlossblech und in Doppelblech, das – wie der Name sagt – doppelt so groß wie das einfache war. Weiters gab es Dünneisen (auch Kleineisen oder Fassblech genannt), wobei es sich um kleine, zum Verzinnen bestimmte Tafeln handelte – verzinntes Blech bezeichnete man als Weißblech. 1002 1714 ließ Koller ganze 20 Zentner (1.120 Kilogramm) Blech zum Verkauf auf den Ostermarkt in Linz bringen. 1003 Auf dem Bartholomäusmarkt zwei Jahre später verkaufte er neben gewöhnlichem Blech außerdem Pflugblech, Rinnenblech und Schlossblech zu einem Gesamtgewicht von rund 3.717 Pfund (2.082 Kilogramm) an Abnehmer/-innen in Ober- und Niederösterreich sowie Süddeutschland. Der Gesamtwert belief sich auf 344 Gulden, was im- merhin zehn Prozent des in der Strazza verzeichneten Gesamtumsatzes des Jahrmarktes aus- macht. Mit rund 54 Prozent waren Nägel der Verkaufsschlager auf dem Bartholomäusmarkt, gefolgt von den Messern, die rund elf Prozent des Umsatzes ausmachten. Das Blech gehörte also – zumindest in dieser Frühphase der Unternehmensentwicklung – zu den drei wichtigsten Verkaufsartikeln des Koller-Handelshauses auf den Linzer Jahrmärkten. 1004 Auch abseits der Jahrmärkte wurde Blech verkauft – und das nicht in geringen Mengen. Hans Georg Schmidt aus Regensburg bestellte im Februar 1748 perfect schönn gute und preiß- würdige Waar , genauer gesagt 22 Zentner (1.232 Kilogramm) Blech vom Zeichen Körbel , zwei Zentner (112 Kilogramm) dünnes, viereckiges Blech (wobei neun Tafeln einen halben Zentner 999 R OTH , Eisenwarenproduktion, 312. 1000 H OFFMANN , Wirtschaftsgeschichte, 458 f. 1001 StA Steyr, Inventar und Quartalsbilanzen (31.12.1712), Kasten XII, L4/3 FIV 1–27 Nr. 19. 1002 Neben dem Eisenblech gab es außerdem Stahl-, Kupfer-, Messing-, Argentan-, Zinn-, Zink- sowie Silber-, Gold- und Platinblech; siehe Carl Friedrich Alexander H ARTMANN , Conversations-Lexikon der Berg-, Hütten- & Salzwerkskunde und ihrer Hülfswissenschaften. 1. Bd.: A–D, Stuttgart 1840, 426–434. 1003 StA Steyr, Güterverzeichnis vom Linzer Ostermarkt (1714), Kasten XII, L4/1 FV 1–80 Nr. 3. 1004 StA Steyr, Strazza vom Linzer Bartholomäusmarkt (August 1716), Kasten XII, L4/1 FV 1–80 Nr. 14. Blechsorten Absatz
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