Eisenhandel im vorindustriellen Steyr
- 166 - Häufiger nachgefragt und daher mehrfach in den Geschäftsunterlagen belegbar, sind im Ge- gensatz zu den Nadeln die Angelhaken, die ebenfalls auf Basis des Halbfabrikats Draht sowie von Nadelschmieden hergestellt wurden. 990 Bereits die Inventur von 1712 verzeichnete 300.000 Stück große Fischangeln der Nummern 1 bis 10 sowie 100.000 Stück lange Fischan- geln dito – zusammen kamen sie auf einen Wert von über 123 Gulden. 991 Gekauft wurden An- gelhaken in der Regel zu mehreren Tausend Stück, so wie z. B. Giovanni Maria Palvice aus Venedig im Dezember 1721 immerhin 10.000 Stück schwarze Angeln Nr. 16 vom Zeichen „CL“ bestellte 992 oder Giovanni Pietro Ucelli (ebenfalls aus Venedig), der im Jänner 1736 ins- gesamt 160.000 Stück Angelhaken unterschiedlicher Größe und unterschiedlicher Hersteller/ -innen bestellte. 993 Abgesehen von Venedig wurden Angelhaken bei den Koller vor allem im italienischen Raum 994 und in Konstantinopel nachgefragt, z. B. vom Handelshaus Camondo, Bassan & Co., welches im August 1808 280.000 Stück ami di pesce lustri (glänzende Fischan- geln) vom Zeichen „HGG“ und weitere 250.000 Stück vom Zeichen turchi calice („türkische Tassen“) bestellte. 995 Als einer der Produzierenden der Angelhaken konnte ein namentlich nicht bekannter Nadler in Zell (Waidhofen an der Ybbs) ausgemacht werden, der die Korrespondenz lediglich mit sei- nen Initialen „S. L.“ unterzeichnete. Im Juli 1748 schickte dieser durch einen gewissen Herrn Sixen – womöglich ein Fuhrmann oder ein Knecht – 70.000 Stück Fischangeln unterschiedli- cher Gattungen nach Steyr. Es handelte sich um die zweite Teillieferung einer größeren Bestel- lung Maria Elisabetha Kollers, denn zuvor hatte der Nadler bereits 320.000 Stück verzinnte Fischangeln liefern lassen. 996 Auch aus Weyer erhielt die Kollerin Angelhaken – namentlich von Anna Maria Lang, die im September 1751 durch einen Schiffmann 30.000 Stück Fischängl nach Steyr schicken ließ. 997 Ein weiterer Produzent könnte der bürgerliche Nadlermeister aus Waidhofen an der Ybbs – Franz Birnbacher – gewesen sein, der Anfang des 19. Jahrhunderts eine Preisinformation an Josef von Koller übermittelte. 998 Die Nadelerzeugung war traditionell 990 W ATHNER , Kenner, 39. 991 StA Steyr, Inventar und Quartalsbilanzen (31.12.1712), Kasten XII, L4/3 FIV 1–27 Nr. 19. 992 StA Steyr, Briefkopierbuch (1721–1723), Kasten XII, L2 FIV 1–9 Nr. 1, fol. 15 f. 993 20.000 Stück schwarze Fischangeln Nr. 11, 12, 13 und 14, jeweils 20.000 Stück schwarze Fischangeln Nr. 1, 2 und 3, 70.000 Stück schwarze Fischangeln Nr. 4 bis 10 vom Zeichen „HIG“, 4.000 Stück schwarze Fischangeln Nr. 18 vom Zeichen „CL“ und schließlich jeweils 2.000 Stück yberzinte (verzinnte) Fischangeln Nr. 18, 20 und 24; siehe StA Steyr, Briefkopierbuch (1735–1736), Kasten XII, L2 FIV 1–9 Nr. 8, fol. 41 f. 994 Z. B. in Ferrara; siehe StA Steyr, Geschäftsbrief aus Ferrara (30.10.1808), Kasten XII, L4/4 FV 1–123 Nr. 24. 995 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Konstantinopel (25.8.1808), Kasten XII, L4/4 FV 1–123 Nr. 53. 996 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Zell (23.7.1748), Kasten XII, L3/4 FXVIII 1–134 Nr. 45. 997 Mit umgekehrter Fuhre sollte die Kollerin 500 Stück gewöhnliche Taschenmesser vom Zeichen „M“, 100 Stück doppelköpfige Absatzzwecken Nr. 1 und einen halben Zentner Blech nach Weyer bringen lassen; siehe StA Steyr, Geschäftsbrief aus Weyer (21.9.1751), Kasten XII, L3/1 FXXXII 1–146 Nr. 53. 998 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Waidhofen/Ybbs (4.3.1806), Kasten XII, L3/3 FXIII 1–128 Nr. 9. Angelhaken Nadler
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