Eisenhandel im vorindustriellen Steyr
- 161 - feinen, polnischen Manistern, Steperttern , französischen Ahleisen, Flickertern sowie 2-, 3- und 4-Denar-Absetz-Ertern. In Summe hatte Johann Josef Koller in diesem Jahr über 121.800 Stück Ahlen lagernd, die zusammen mit mehr als 312 Gulden bewertet wurden. 945 Absatzmarkt waren abermals die Linzer Jahrmärkte: Auf dem Linzer Ostermarkt 1714 bot Koller insgesamt 21.500 Stück an, wobei sich die Gattungen vergattierte Mannister , 2-, 3- und 4-Denar-Absetz- Erter, runde und schneidete Petterstorffer -Erter sowie krumme und gerade Hollstuzen -Erter 946 finden ließen. Sie kamen auf einen Gesamtwert von rund 67 Gulden, jedoch finden sich nicht bei sämtlichen Artikeln auch tatsächlich die Wertangaben. 947 Am Linzer Bartholomäusmarkt 1716 verkaufte Koller über 13.500 Stück Ahlen im Wert von rund 51 Gulden. Darunter befan- den sich die Sorten 2-Denar-Absetz-Erter, englische Erter, Flickerter, gemeine Ahlen, gemeine Manister und Manister-Pfriemen. 948 Bei Pfriemen handelte es sich um dickere und stärkere Ah- len. 949 Einige dieser Ahlensorten finden sich in Wathners Abhandlung über Eisenwaren von 1825 wieder, worin der Autor elf Ahlschmied-Waren unterscheidet: Einbindahlen mit Absatz, Ein- bindahlen mit Ringen, gerade Manister- oder Riemerahlen, Haarhechel-Zähne, krumme Manis- ter- oder Schusterahlen, gerade und krumme Packnadeln, Schneiderpfriemen, Schuster- oder Absatzbohrer, Spitzeisen, Trislahlen und zweispitzige Ahlen. 950 Ein fixer Bestandteil des Sor- timents der Koller waren über Jahrhunderte hinweg die Schusterahlen sowie die Manister und Absatzerter. Weitere Sorten tauchen punktuell auf, wie etwa in Franz Paschs Bestellung aus Rovereto im April 1808, die gerade Sattlerahlen sowie 1.000 Stück kleine, 300 Stück mittlere und 600 Stück große Zwinghöffter für Schuhalen umfasst. 951 Vereinzelt finden sich auch Schus- terbohrer im Sortiment der Koller, die ebenfalls zu den Ahlen gezählt wurden und mit denen man Löcher für Holz- oder Eisennägel in Schuhsohlen vorschlug. 952 Nachgefragt wurden die Ahlen und – im Speziellen – die Örter in Venedig, wobei hier aber- mals von einer Zwischenstation auf dem Fernhandelsweg auszugehen ist. Dort ansässige Han- dels- bzw. Kommissionshäuser waren z. B. Giovanni Maria Palvice, der 1721 neben 1.000 Stück geraden Ahlen und anderen Eisengeschmeidwaren außerdem 500 Stück Aleysen (Ahleisen) – gleich dem Muster – bei Koller bestellte, 953 oder Giovanni Pietro Ucelli, der 1736 2.000 Stück Ahlen in einem Kistel und 4.000 Stück gerade, 2 spizige Ahlen in zwei Kisteln 945 StA Steyr, Inventar und Quartalsbilanzen (31.12.1712), Kasten XII, L4/3 FIV 1–27 Nr. 19. 946 Von den Zeichen „A“, „I“, „Herz“, Gäperl und Dipfl , „ooo“, „PP“, „DD“, „zwei Kreuze“, „HH“ und „Krone“. 947 StA Steyr, Güterverzeichnis vom Linzer Ostermarkt (1714), Kasten XII, L4/1 FV 1–80 Nr. 3. 948 StA Steyr, Strazza vom Linzer Bartholomäusmarkt (August 1716), Kasten XII, L4/1 FV 1–80 Nr. 14. 949 A DELUNG , Wörterbuch, Bd. 1, Sp. 184. 950 W ATHNER , Kenner, 38 f. 951 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Rovereto (7.4.1808), Kasten XII, L3/4 FVIII 1–135 Nr. 41. 952 P ALLA , Arbeit, 19. 953 StA Steyr, Briefkopierbuch (1721–1723), Kasten XII, L2 FIV 1–9 Nr. 1, fol. 15 f. Sorten Absatzorte
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