Eisenhandel im vorindustriellen Steyr

- 16 - 1.1.2 Die Quellengrundlage und Herangehensweise Als Basis für die Familiengeschichte und die damit eng verflochtene Unternehmensentwick- lung diente das sogenannte Koller-Archiv – das ehemalige Unternehmensarchiv der Kaufleu- tefamilie Koller, welches im Stadtarchiv Steyr überliefert ist. 25 In den 14 Archivschachteln sind laut dazugehörigem Findbuch über 5.400 Dokumente aus dem Zeitraum zwischen 1650 und 1856 überliefert. Es befinden sich also auch deutlich ältere Quellen aus der Zeit vor der Unter- nehmensgründung im Jahr 1707 im Koller-Archiv. Diese Dokumente stammen von den Vor- besitzern/-innen des Hauses Stadtplatz Nr. 11, wo sich das Haupthaus und die Handlung der Koller befanden. 26 Weitere Quellen im Koller-Archiv sind Johann Adam von Koller oder Franz Wolfgang Koller (1731–1816) zuzurechnen. Beide waren zwar Sprösslinge aus der Kaufleute- familie, waren jedoch niemals Inhaber des Unternehmens am Stadtplatz Nr. 11. Beim Abgleich des Findbuches zum Koller-Archiv mit dem physischen Bestand stellte sich heraus, dass 188 Dokumente (vor allem in Lade 2: Fasz. I, II und V) fehlen. Es handelte sich dabei um zahlreiche Empfangsbestätigungen und Zahlungsbelege, aber auch Kaufbriefe, „Zet- tel“ und Schreiben. Nach Abzug der verloren gegangenen Dokumente sowie jenen Quellen, die nicht unmittelbar die Kaufleutefamilie Koller am Stadtplatz Nr. 11 betreffen, bleibt ein rele- vanter Quellenbestand übrig, der immer noch 4.352 Dokumente zählt. Das Konvolut umfasst Geschäftsbriefe, Ausgabezettel, Rechnungen, Marktbücher, Behördenschriftgut, Privatbriefe, Kontoauszüge, Steuerabrechnungen, sonstige Schreiben und Kaufleutebücher sowie Emp- fangsbestätigungen, Inventare, Briefkopierbücher, Arbeitszeitaufstellungen, Todesfallverhand- lungen, Berichte, Protokolle und anderes Schriftgut, welches im Rahmen des Handelsgeschäf- tes angefallen ist. Von diesen 4.352 relevanten Dokumenten handelt es sich bei rund 86 Prozent (3.764 Stück) um geschäftliche Korrespondenz. Geschäftsbriefe wurden daher als die zentrale Quellengattung für die Untersuchung der Handelspraxis herangezogen. Es handelt sich dabei um eingegangene Korrespondenz, also Briefe, die die Koller empfangen haben. Sie sind sowohl als Einzelquellen als auch in der Form von Abschriften in Briefkopierbüchern überliefert, wobei man einzig in diesen Briefkopierbüchern auch ausgehende Briefe – also Antworten der Koller an ihre Ge- schäftspartner/-innen – findet. Nicht nur die Masse war ausschlaggebend für die Auswahl der 25 StA Steyr, Kasten XII, Laden 1–4. 26 Ab 1669 hatte es Ludwig Reiffl gehört, der gemeinsam mit Georg Schmierer und Wolf Heitl eine Firma bildete, von der noch einige Rechnungsbücher und Geschäftsbriefe überliefert sind. Ab 1685 gehörten Haus und Handlung Georg Ulrich Schäffler, von dessen Witwe es Johann Josef Koller 1707 kaufte und womit sämtliche Geschäftsun- terlagen an den neuen Besitzer übergingen. Findbuch Geschäftskorres- pondenz

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