Eisenhandel im vorindustriellen Steyr
- 156 - als Umschlagplatz für Lieferungen nach Deutschland und Westeuropa. Das dort ansässige Wa- ren- und Speditionsunternehmen Alliuß & Barensfeld 902 vermittelte für die Koller mehrmals Warengeschäfte nach Genf, z. B. an Emetaz & Strubing, die im April 1748 ihre Rechnung über 129 Gulden für eine Feilenlieferung beglichen. 903 Da die Genfer mit der Lieferung zufrieden waren, gaben sie noch im selben Jahr eine weitere Bestellung auf, nämlich über 358 Bund fla- che, halbrunde und runde Feilen vom Zeichen „B“ sowie 264 Bund flache, halbrunde und runde Feilen vom Zeichen „Kleeblatt“ – abermals sollte die Lieferung an Alliuß & Barensfeld in Re- gensburg erfolgen. 904 Auch der Kirchdorfer Sensenhändler Simon Redtenbacher wies die Kol- ler an, ein Fass Geschmeidwaren entweder an Gottlieb Scheibenpogen 905 in Linz oder gleich an das Regensburger Speditionshaus zu schicken. Erneut ist anzunehmen, dass Regensburg nicht der endgültige Bestimmungs- bzw. Absatzort der 620 Bund Feilen und Raspeln, der 16 Bund Hufraspeln und mehrerer tausend Nägel war. 906 Alliuß & Barensfeld waren aber nicht das ein- zige Speditionshaus in Regensburg, mit denen die Koller kooperierten: Als Caspar Krug der Ältere aus Basel neben zahlreichen anderen Eisenwaren auch Feilen und Raspeln (z. B. Horn-, Schuster- und Zinnraspeln sowie Armfeilen) vom Meister mit dem Zeichen „B“ bestellte, wünschte er, dass die Lieferung entweder durch einen von Kollers eigenen Spediteuren erfolge oder an Leonhard Walthasar Schleler in Regensburg gesandt werde. 907 Über Regensburg erhielt wohl auch der Nürnberger Johann Philipp Pestell seine Bestellung von dreieckigen, flachen und halben Strohfeilen, flachen und halbrunden Raspeln sowie breiten, geraden Schnittmessern, wobei alle Waren ausdrücklich vom besten Zeichen der Säbel gewünscht waren. 908 Darüber hinaus wurde auch die Lieferung an die Kunden De Bary & Comp. in Frankfurt durch den Regensburger J. G. Hammerschmidt abgewickelt. 909 Auch für Lyon bestimmte Waren fanden den Weg über Regensburg. Im Jänner 1808 bat J. G. Mannberger Josef von Koller darum, einen Teil der von ihm bestellten Feilen über den Landweg bis nach Regensburg zu versenden und den Rest im Frühjahr auf dem Wasserweg nachzuschicken. Die Ursache für diese Umdisponierung war die Mitteilung Kollers vom 11. Jänner, dass noch mehrere Monate keine Schifffahrt möglich sei – höchstwahrscheinlich 902 Das Handelshaus Johann Heinrich Alliuß & Consorten wurde im Jahre 1741 gegründet und ab 1748 von Johann Zacharias Alliuß und Wernhard Barensfeld weitergeführt; siehe StA Steyr, Geschäftsbrief aus Regensburg (1.3.1748), Kasten XII, L3/4 FXVIII 1–134 Nr. 5. 903 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Genf (5.4.1748), Kasten XII, L3/4 FXVIII 1–134 Nr. 38. 904 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Genf (13.9.1748), Kasten XII, L3/4 FXVIII 1–134 Nr. 40. 905 Scheibenpogen war Schiffmeister an der Unteren Donaulände Nr. 18; siehe Hanns K RECZI , Linzer Häuserchro- nik, Linz 1941, 179 f. Im Jahr 1749 scheint er bei der Maut Freistadt als größter Sensenexporteur im Handel Richtung Norden auf; siehe F ISCHER , Sensen, 187. 906 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Kirchdorf (29.6.1751), Kasten XII, L3/3 FXV 1–154 Nr. 8. 907 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Basel (10.3.1751), Kasten XII, L3/3 FXV 1–154 Nr. 17. 908 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Nürnberg (6.4.1751), Kasten XII, L3/3 FXV 1–154 Nr. 46. 909 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Frankfurt am Main (8.9.1808), Kasten XII, L3/4 FXXX 1–155 Nr. 32. Frankreich und die französische Schweiz
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