Eisenhandel im vorindustriellen Steyr
- 138 - kosteten 36 Gulden, die eineinhalb Tratti 35 Gulden, die 2er-Tratti 34 Gulden, die 3er-Tratti 33 Gulden und die 70er-Tratti 31 Gulden je 1.000 Stück. 773 Bei den Canalli handelte es sich um Nägel, die je 1.000 Stück nicht mehr als 10 Pfund wiegen durften – auch bei den Tratti wurde nach Gewicht unterschieden: 1.000 Stück Eineinhalber mussten 15 Pfund, 2er 20 Pfund, 3er 30 Pfund und 70er 70 Pfund wiegen. 774 Ob diese Nägel tatsächlich in Italien produziert oder lediglich nach italienischer Art hergestellt wurden, geht aus dem Brief nicht hervor. Zum Un- ternehmen hatte jedoch bereits seit Mitte des 18. Jahrhunderts eine eigene Nagelschmiede ge- hört und als Johann Michael der Jüngere 1797 zum Alleineigentümer wurde, baute er die Na- gelerzeugung wesentlich aus. 775 Die Böhm-Nägel, die ihren Namen ihrem Produktionsort verdanken, waren seit der Unter- nehmensgründung Teil des Sortiments der Koller – ab Anfang des 19. Jahrhunderts mehrten sich die Nagelangebote aus Böhmen bei den Koller: Im Jänner 1808 erhielt Josef von Koller gleich zwei Angebote aus Budweis: Anfang des Monats von der Firma Josef Neweklowsky sel. Witwe, die eine Preisnota über Schindel-, Brett- und Lattennägel übermittelte und einen bevor- stehenden Preisanstieg ankündigte – außerdem erkundigte sich das Unternehmen nach dem ak- tuellen Preis von Kärntner Stahl. 776 Rund zwei Wochen später übermittelte der Handelsmann Roland Paul Karber die Preise seiner Schindel- und Lattennägel und fragte zugleich nach den Preisen von Nägeln aus steyer [ischem] Eisen mit versengten Köpfen an, wozu er eine Muster- zeichnung beilegte. 777 Beide Anbieter aus Budweis handelten also einerseits mit böhmischen Nägeln und waren andererseits an der Abnahme von Stahl und „steyerischen“ Nägeln interes- siert, die sich durch ihre besonders gute Qualität auszeichneten. Welche fatalen Auswirkungen die billigeren, böhmischen Nägel für das heimische Nagelgewerbe hatten, wird gleich noch thematisiert. Die Qualität der Nägel sowie die Preise für den Verkauf im Inland, wurden durch sogenannte Nagelordnungen festgelegt. Im Jahre 1605 z. B. mussten 1.000 Stück Lattennägel 17 bis 18 Pfund wiegen; Verschlagnägel, die aus gemeinem Stahl gemacht wurden, hingegen nur 9 bis 10 Pfund. Zwilch- oder auch böhmische Nägel mussten aus vorderem Hackenstahl bestehen und 4 bis 5 Pfund wiegen. Ebenso hatten die kleinen und großen Schindlnägel aus dieser sehr hochwertigen Stahlsorte zu bestehen und 2 bis 2 ½ bzw. 3 bis 3 ½ Pfund zu wiegen. Sämtliche Nagelschmiede und Eisenwarenkaufleute verfügten über Muster dieser Nagelsorten, damit sie 773 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Wolfsberg (18.4.1806), Kasten XII, L3/2 FXXII 1–169 Nr. 124. 774 W ATHNER , Kenner, 79 f. 775 D INKLAGE , Festschrift Offner, 28. 776 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Budweis (1.1.1808), Kasten XII, L3/3 FXI 1–35 Nr. 24. 777 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Budweis (18.1.1808), Kasten XII, L3/4 FXXX 1–155 Nr. 16. Nägel aus Böhmen Nagelordnung
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