Eisenhandel im vorindustriellen Steyr

- 135 - Weiß, die andere Hälfte in Schwarz) und 4.000 Stück zweiköpfige Zwecken über Joachim Ha- genauer 751 in Triest zu Guglielmo Cuomo in Neapel. 752 Im Unterschied zu vielen anderen Eisenerzeugnissen waren Nägel und Zwecken die einzigen Artikel, welche die Koller massenhaft auch direkt an die Endkonsumenten/-innen verkauften und nicht nur an Einzelhändler/-innen oder Handwerker/-innen. Zu den Abnehmern/-innen ge- hörten z. B. der in Steyr ansässige Buchdrucker Gregor Menhardt, der 7.000 Stück große Pehm (Böhmnägel) à 44 Kreuzer (je 1.000 Stück) um 5 Gulden und 8 Kreuzer kaufte 753 oder das Stift St. Florian, welches im Juni 1751 5.000 Stück einfache und 1.000 Stück doppelte Lattennnägel sowie 150.000 Stück mittlere Böheim bestellte. 754 In beiden Fällen ist davon auszugehen, dass die Nägel zur Bautätigkeit gebraucht wurden. Der Freiherr von Hackelberg und Landau, der 1806 durch seinen Sekretär Johann Rienastoff 6 Zentner Nägel, 2 Zentner Klampfen und 2 Zentner Bögel bei Koller bestellen ließ, benötigte diese Artikel nach eigenen Angaben für den Schiffbau. 755 Dieses Geschäft mit dem damaligen Regierungspräsidenten von Oberösterreich ist ein Zeugnis dafür, dass die geschäftlichen Beziehungen der Koller bis in den Hochadel hin- ein reichten. 756 Bei den allermeisten Kunden/-innen ist jedoch nicht immer eindeutig, ob sie die Nägel und Zwecken für den Eigenbedarf benötigten oder diese als Handelsleute weiterverkauften, wie z. B. bei Johann Josef von Thävon in Vilshofen an der Donau. Die von ihm bestellten 5.000 Stück Zwilling -Scharnägel (Dachschindel-Nägel), 757 die 3.000 Stück ganzen Brettnägel, die 2.000 Stück halben Bodennägel, die 1.000 Stück schwarzen Schlossnägel, die 1.000 Stück Rahmnägel, die 1.000 Stück Kardätschennägel sowie die 1.000 Stück weißen Briefnägel lassen darauf schließen, dass er diese Vielfalt an Nägeln wohl selbst weiterverhandelte und er womög- lich ein Kramer bzw. Einzelhändler war. 758 Kramhandel betrieb höchstwahrscheinlich auch der bürgerliche Nagelschmiedmeister Michael Poll aus Braunau, der bei Josef von Koller im Jahr 751 Der aus Salzburg stammende Ignaz Joachim Hagenauer (1749–1824) war Großhändler in Triest und Begründer der dortigen Linie. Ihm folgten seine Söhne Johann Lorenz Demeter (1800–1877; Präsident des österreichischen Lloyds; Abgeordneter und 2. Präsident des Reichsrates) und Josef Paul (1802–1851) als Handlungseigentümer nach; siehe Franz M ARTIN , Hundert Salzburger Familien, Salzburg 1946, 155. 752 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Neapel (17.10.1808), Kasten XII, L4/4 FV 1–123 Nr. 112. 753 StA Steyr, Rechnung (25.5.1751), Kasten XII, L3/3, FIX 1–55 Nr. 10. 754 StA Steyr, Geschäftsbrief aus St. Florian (8.6.1751), Kasten XII, L3/3 FXV 1–154 Nr. 73. 755 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Linz (2.7.1806), Kasten XII, L3/1 FXVI 1–121 Nr. 4. 756 Beim Freiherrngeschlecht Hackelberg handelte es sich um ein altadeliges Geschlecht aus Oberösterreich, das auch in Niederösterreich ansässig war. Sein Stammvater war Jakob Hackelberger, der 1488 in den Dienst Erzher- zog Sigmunds von Tirol und später in jenen Kaiser Maximilians I. trat. Viele seiner Nachkommen „bekleideten höhere Stellen im Staats- und Militärdienste.“ Der Beiname von Landau kam durch die Heirat Johann Rudolf Hackelbergs mit der Freiin von Landau hinzu; siehe Constant von W URZBACH , Biographisches Lexikon des Kai- serthums Oesterreich […]. Siebenter Teil: Habsburg (Magdalena-Wilhelmine)–Hartlieb, Wien 1861, 158. 757 Nägel zum Schindeln eines Schardaches; siehe G RIMM / G RIMM , DWB, Bd. 14, Sp. 2213. 758 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Vilshofen (19.8.1748), Kasten XII, L3/4 FXVIII 1–134 Nr. 62. Nägel für den Eigenbedarf Nägel für den Handel

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2