Eisenhandel im vorindustriellen Steyr
- 134 - Lattennägel, Mauskopfnägel, Pohnnägel , Rahmnägel, Schindelnägel, Schlossnägel, Sperrnä- gel, Spießnägel, Stuckateurnägel, Verschlagnägel und Zwillnägel. Mit 40 unterschiedlichen Nägelsorten und -ausführungen war das Sortiment der Koller also bereits in der Anfangsphase des Unternehmens ein äußerst breites. Mengenmäßig überragten die 1.040.000 Stück der mitt- leren und großen Böhmnägel (teilweise in Papier verpackt), gefolgt von 134.000 Stück Latten- und 82.500 Stück Zwillnägeln. Die Gattungen wurden unterschieden nach ihrer Größe (kleine, mittlere und große), nach ihrer Farbe (weiße, schwarze, eisenfarbene), nach der Art ihrer Köpfe (breitköpfig) und nach anderen Eigenschaften (einfache, doppelte, dreifache, ordinari und schmale). Die Preise der Nägel wurden zu je 1.000 Stück angegeben und bewegten sich zwi- schen 15 Kreuzern (kleine Allamodinägel) und 2 Gulden und 40 Kreuzern (doppelte Lattennä- gel). 747 Wie die Nägel waren auch die Zwecken Erzeugnisse von Nagelschmieden und auch von ihnen gab es ganz unterschiedliche Sorten: Die 49.500 Stück Zwecken im Ostermarktssorti- ment von 1714 setzten sich aus mittleren Kramerzwecken, dicken Irrer -Zwecken mit 3 Schlög , runden Littinger mit 3 Schlög , Eizenberger mit 3 Schlög , ord [inari] rundt Irrer , Plättl Irrer sowie zwei- und dreiköpfigen Absatzzwecken zusammen. Aufgrund der fehlenden Preisanga- ben lassen sich nur bei den Kramerzwecken zuverlässige Aussagen über den Preis je 1.000 Stück sagen, der bei 31 Kreuzern lag. 748 Im Auftrag der Koller brachte der Schiffmeister Adam Wilhelm zum Bartholomäusmarkt des Jahres 1715 neben zahlreichen Eisenwaren aber- mals Nägel und Zwecken, nämlich 4.000 Stück mittlere, 4.000 Stück große und 1.000 Stück schwarze Kramerzwecken. 749 Weitere Zwecken-Sorten tauchen 1721 in einer Bestellung aus Venedig auf, als Giovanni Maria Palvice bei Koller neben Feilen, Raspeln und Ahlen außerdem 8.000 Stück große schwarze Zwecken, 16.000 Stück große weiße Zwecken und 1.000 Stück dreiköpfige Absatzzwecken anforderte. 750 Die Koller setzten ihre Nägel und Zwecken in Steyr selbst, als auch in Oberösterreich (Linz, Riedau, Spital/Pyhrn, St. Florian, Weyer, Enns, Haslach, Braunau, Molln, Taufkirchen, Baum- gartenberg) ab, außerdem in Böhmen (Krumau, Budweis), Niederösterreich (Fischamend, Traiskirchen, Poysdorf, Laa/Thaya), Wien und an Handelsplätzen in Polen (Breslau), der Slo- wakei (Pressburg), Ungarn (Ödenburg, Stuhlweißenburg), Italien (Venedig, Mantua, Rovereto, Ferrara, Neapel), Bayern (Regensburg, Vilshofen an der Donau) und der Schweiz (Basel). So gelangten z. B. 30.000 Stück mittlere Stahlzwecken vom Zeichen „S“ (die Hälfte davon in 747 StA Steyr, Güterverzeichnis vom Linzer Ostermarkt (1714), Kasten XII, L4/1 FV 1–80 Nr. 3. 748 Ebd. 749 StA Steyr, Güterverzeichnis vom Linzer Bartholomäusmarkt (1715), Kasten XII, L4/1 FV 1–80 Nr. 8. 750 StA Steyr, Briefkopierbuch (1721–1723), Kasten XII, L2 FIV 1–9 Nr. 1, fol. 15 f. Zwecken Absatzorte
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