Eisenhandel im vorindustriellen Steyr
- 132 - bezogen von dort wohl in erster Linie Kaffee und Zucker. Zwischen den beiden Handelsfami- lien bestand darüber hinaus eine persönliche Verbindung durch Verwandtschaft: Johann Chris- tian II. (1783–1835) war der Sohn des Johann Anton Thaddäus Pauernfeind (1723–1787) und dessen zweiter Ehefrau Maria Katharina Koller (1737–1802). Käterl Koller war die Tochter Johann Josef Kollers (1680–1742) und dessen zweiter Ehefrau Maria Elisabetha Hierzenberger (1697–1773). 741 Somit waren Josef von Koller und Christian Pauernfeind Cousins ersten Gra- des. 3.3.1.3 Eisengeschmeidwaren Als Hauptgeschäft der Koller kristallisierte sich im Laufe der Zeit immer stärker der Eisenge- schmeidwarenhandel heraus – genauer gesagt der Export von Massengütern aus Eisen und Stahl. Die vielfältige Kleineisenindustrie in Steyr und im weiteren Einzugsgebiet der Stadt spie- gelt sich im Sortiment des Handelsunternehmens am Stadtplatz Nr. 11 wider, das nicht nur besonders breit, sondern in manchen Untergruppen auch besonders tief war, wie z. B. im Falle der Nägel, von denen unzählige Gattungen erhältlich waren. Im Folgenden kann daher nicht auf sämtliche Artikel, welche die Koller im Sortiment hatten, eingegangen werden. Stattdessen erfolgt ein überblicksartiger Streifzug durch das reichhaltige Eisenwarenangebot der Koller mit den Hauptbereichen Nägel und Zwecken, Sensen, Sicheln und Strohmesser, Messer und Sche- ren, Feilen und Raspeln, Ahlen, Draht, Nadeln und Angelhaken, Blech sowie sonstige Ge- schmeidwaren. Nägel und Zwecken Ein Schwerpunkt des Warengeschäfts der Koller lag auf dem Handel mit Nägeln, die sich in großen Mengen und in einer Vielzahl von Ausführungen im Sortiment finden lassen. Hoffmann schreibt, dass es zur Mitte des 18. Jahrhunderts in Oberösterreich insgesamt 34 Nägel-Sorten gegeben habe. 742 Stahlschmidt geht sogar von bis zu 50 verschiedenen Arten aus, 743 was anhand der Angebotspalette der Koller nur bestätigt werden kann. Die Wareninventur von 1712 ver- zeichnet 922.880 Stück und 422 Pfund (rund 236 Kilogramm) Nägel, die zu einem Warenwert von rund 702 Gulden eingeschätzt wurden. An Sorten gab es Boden-, Kupfer-, Verschlag-, ge- stempfte Schindelnägel, mittlere und große Böhm-, kleine und mittlere Fass-, Allamodi-, mitt- 741 Pfarre Steyr, Trauungsbuch 03 (1766–1784), 201/03, fol. 31. 742 H OFFMANN , Wirtschaftsgeschichte, 596. 743 Rainer S TAHLSCHMIDT , Nagelschmied, in: Reinhold Reith, Hg., Lexikon des alten Handwerks: Vom späten Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert, 2. Auflage, München 1991, 176–181, hier 176. Systematik Nägelvielfalt
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