Eisenhandel im vorindustriellen Steyr

- 128 - Michael Mittkreuch für das erste Quartal des Jahres 1751 weist mehrere Fässer Paumöl (Oli- venöl) aus, die von diversen Fuhrleuten und einer Wirtin aus Triest über Land nach Steyr an Maria Elisabetha Koller versandt wurden. 711 Rund 30 Prozent des Guldenwerts der über Triest eingeführten Waren machte alleine das Olivenöl aus, wozu eigene, auf den Transport von Oli- venöl – meist aus Süditalien – spezialisierte „Ölschiffe“ eingerichtet wurden. 712 1808 war die Lieferung eines Fässchen Öls von Pontini & Compagno um rund 125 Gulden durch den Fräch- ter Jakob Furtuna erfolgt. Umgekehrt tauchte die Firma Pontini & Compagno aber vor allem als Abnehmerin von Waren der Koller auf, denn sie berichtete im gleichen Brief davon, dass es noch keine Gelegenheit geben würde, Waren an die Levante einzuschiffen, solange England und die Hohe Pforte keinen Frieden hatten. Die Triester Handelsleute empfahlen daher, die für die Levante bestimmten Kisten zunächst nach Wien zu senden oder überhaupt mit Warenliefe- rungen zu warten. 713 Das Blei kam ebenfalls aus südlicher Richtung – aus Villach. Nachweise zu Bleieinkäufen finden sich mehrfach im Oktober 1748, als die Firma Koller die Versandbestätigung von 2.986 Pfund (rund 1.672 Kilogramm) Blei zu rund 229 Gulden von Sigmund Robinig aus Vil- lach empfing. 714 Robinig handelte daneben offenbar auch mit Schrot, Stangenschwefel und Sil- berglete, 715 was auf eine Spezialisierung auf den Materialwarenhandel hinweist. Daneben sandte auch der Villacher Bürger, Kaufmann und Hammergewerke Georg Sigmund Seidner 716 durch den Fuhrmann Hans Wisser elf Blatl Bley 717 zu gesamt 2.155 Pfund (1.207 Kilogramm) an Koller, 718 wofür er 168 Gulden in Rechnung stellte. 719 Zu den Spezereiwaren zählte darüber hinaus Wein, der ebenfalls über die beiden Adriahäfen Venedig und Triest, aber auch direkt aus Frankreich eingeführt wurde. Der Geschäftspartner Lorenz Jakob Mehling aus Venedig legte seiner Korrespondenz an die Koller-Witwe im Okto- 711 StA Steyr, Waagrechnung (31.3.1751), Kasten XII, L3/3 FIX 1–55 Nr. 14. 712 Wilhelm K ALTENSTADLER , Der österreichische Seehandel über Triest im 18. Jahrhundert (1. Teil), in: Viertel- jahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 55/4 (1968), 481–500, hier 491. 713 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Triest (2.12.1808), Kasten XII, L3/4 FVIII 1–135 Nr. 5. 714 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Villach (1.10.1748), Kasten XII, L3/4 FXVIII 1–134 Nr. 123. 715 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Villach (23.10.1748), Kasten XII, L3/4 FXVIII 1–134 Nr. 121. 716 Georg Sigmund Seidners sel. Witwe & Erben in Villach war ein Handelshaus, das mit Eisenwaren aller Art handelte, z. B. mit Streckeisen, Eisendraht, Nägeln, Blecheisen, Pfannen und Sensen. Das Handelshaus war 1795 im Besitz von drei Hochöfen und Hammerwerken, sechzehn Nägelwerken und zwölf Drahtzügen; siehe Journal für Fabrik, Manufaktur, Handlung und Mode. Bd. 23, Leipzig 1795, 10 f. 717 Da Blei sehr dehnbar war, ließ es sich leicht walzen, sodass es sich bei den Blatl Bley höchstwahrscheinlich um bereits gewalztes Blei handelte; siehe B LUMENBACH , Handbuch, 728. 718 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Villach (12.10.1748), Kasten XII, L3/4 FXVIII 1–134 Nr. 129. 719 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Villach (14.10.1748), Kasten XII, L3/4 FXVIII 1–134 Nr. 125. Robinig und Seidner gehörten zu den vermögendsten Villacher Faktoren, Seidner war 1738 sogar Stadtrichter; siehe Herbert H ASSINGER , Die Handels- und Verkehrsstellung Villachs bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts. Ein Beitrag zur Handels- und Verkehrsgeschichte der Ostalpen, in: Carinthia I – Zeitschrift für geschichtliche Landeskunde von Kärnten (1976), 211–282, hier 268. Blei Wein

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