Eisenhandel im vorindustriellen Steyr
- 126 - Steyr außerdem ein Nachlass der Abgaben auf den Handelswegen – unter anderem nach Vene- dig – gewährt. 690 Seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts hatte sich die Vielfalt dieser Waren deutlich erweitert, z. B. um Muscheln (Perlmuttschalen für das Messerhandwerk), rotes türkisches Garn, Glasperlen, Korallen, Zinnober, Bimsstein, Salmiak, Bleiweiß, Mastix, Quecksilber, Gummi, Alaun, Konfekt, Augengläser, Storax, Weihrauch, Myrrhe, Senfblätter, Schwämme, Austern, Manna, Anis, Weinstein, Muskat, Gallus, Spiegel, Zitwer, Edelkastanien, Pergament, Zucker, Schmirgel und Baumwolle. 691 Derartige Güter hatte Johann Josef Koller zum 9. Juli 1712 zu einem Gesamtwert von rund 2.949 Gulden bei sich lagernd. 692 Reiht man die Waren nach ihrem in der Inventur veranschlag- ten Wert, stehen Färbemittel (Indigo, 693 Gallus, 694 Zinnober, 695 Aurum Pigmentum, 696 Blau- holz 697 ) mit einemWert von 898 Gulden ganz oben. Dahinter rangieren Gewürze (Pfeffer, Zimt, Ingwer, Nelken, Koriander) zu insgesamt 383 Gulden Warenwert, Handwerksbedarf (Fisch- bein, 698 Leim, Schmirgel 699 ), Nahrungsmittel (Rinderschmalz, Feigen, Flachfisch, 700 Mandeln, Reis) zu insgesamt 271 Gulden, Oliven- und Leinöl mit zusammen 240 Gulden, unterschiedli- che Metalle (Blei, Blech, Messing) zu 167 Gulden, Baumwolle zu 161 Gulden, Zucker zu 134 Gulden, Körperpflegeprodukte (venezianische Seife, Badeschwämme) zu 83 Gulden, Arz- neimittel zu 50 Gulden, Schreibutensilien (Tintenzeug, Kreide) zu 7 Gulden und Spielkarten (deutsche und französische Decks sowie Trappelierkarten) 701 zu 4 Gulden. Daneben gab es noch weitere Artikel, die mehrfach als Gewürze, Arzneimittel oder gar zum Färben einsetzbar waren und zusammen auf einen Wert von 31 Gulden kamen. 690 P ICKL , Rolle, 176 f. 691 O FNER , Handelsleute, 44 f. 692 StA Steyr, Inventar und Quartalsbilanzen (31.12.1712), Kasten XII, L4/3 FIV 1–27 Nr. 19. 693 Blauer Farbstoff, der aus unterschiedlichen Pflanzen, z. B. aus der Gattung Indigofera gewonnen wird; siehe Meyers, Bd. 6, Sp. 796 f. 694 Schwarzer Farbstoff aus Galläpfeln, z. B. Bestandteil von Tinte; siehe Goethe Wörterbuch, Bd. 3, Sp. 1070 f. 695 Rotes Färbemittel, entweder künstlich aus Quecksilber und Schwefel hergestellt oder in der Natur als ein mit Schwefel vererztes Quecksilber (Bergzinnober) vorkommend; siehe A DELUNG , Wörterbuch, Bd. 4, Sp. 1721. 696 Auch Operment oder Rauschgelb; ein Arsenikerz (Arsenik, Schwefel und Erde); blättriges Gewebe, gelb glän- zend; siehe K RÜNITZ , Encyclopaedie, Bd. 105, 167. 697 Auch Kampescheholz, Holz einer südamerikanischen Farbpflanze; in der Färberei, als Möbelholz, als Parkett und als Arzneimittel gegen Durchfall verwendet; zum Färben von Baumwolle, Wolle, Seide und Leder; siehe Meyers, Bd. 6, Sp. 522–524; A DELUNG , Wörterbuch, Bd. 1, Sp. 1056. 698 Hornartige Platten aus dem Rachen des Walfisches, die sich am Ende in Barten zerfasern und aus dem Maul heraustreten; zur Herstellung von Schirmstangen, Stöcken, Peitschen, Miedern und Korsetten verwendet; siehe Meyers, Bd. 6, Sp. 602–608. 699 Eisenhaltige Steinart, im Ganzen oder gepulvert zum Schleifen von Metall oder Stein oder zum Schneiden von Glas verwendet; siehe G RIMM / G RIMM , DWB, Bd. 15, Sp. 1093–1095. 700 Gewässerter Stockfisch (ohne Salz, an der Luft gedörrter Dorsch, insbesondere Kabeljau); siehe A DELUNG , Wörterbuch, Bd. 2, Sp. 178 f.; A DELUNG , Wörterbuch, Bd. 4, Sp. 394 f. 701 Auch Trappolakarten, wahrscheinlich aus Italien, älteste in Deutschland eingeführte Spielkarten mit den Farben Schwerter, Kelche, Pfennige und Stöcke; siehe Meyers, Bd. 6, Sp. 738–740.
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