Eisenhandel im vorindustriellen Steyr
- 120 - Dienstmenscher beschäftigte, denen er je ein Paar Schuhe kaufte. 658 Außerdem wurden im Jahr 1751 ein Dienst- sowie ein „Kuchlmensch“ medizinisch versorgt, wie aus der Rechnung des Chirurgen Johann Sebastian Kaims hervorgeht. 659 Aus der Zeit Josef von Kollers scheint ein einziges Mal der Hinweis auf eine Köchin namens Magdalena Mayrseidl auf, die sich auch um die Kinder kümmerte und im Mai 1806 offenbar schwer erkrankt war. 660 Weitere Hinweise auf häusliches Personal der Koller-Kaufleute finden sich im Koller-Archiv leider nicht. Von Johann Josefs erstgeborenem Sohn Johann Adam hingegen sind aus den Jahren um 1750 mehrere Aufstellungen zu Tagelöhnern/-innen und Dienstboten/-innen überliefert, die auf seinen Höfen und Anwesen tätig waren. Die Tagwerker/-innen kümmerten sich um die Wie- senmahd und das Einbringen des Grünfutters, Wald- und Holzarbeiten, das Pflanzenspritzen und Distelstechen, das Schlachten des Sau Pern (Eber), das Schneiden des Weizenstrohs, hand- werkliche Arbeiten am Sau- und Kuhstall (z. B. das Anfertigen einer Stalltüre), das Schindel- machen und -auflegen, den Transport von Latten aus Steyr sowie Arbeiten am Tor. Die meisten der rund 25 Arbeiter/-innen halfen jedoch bei der aufwändigen Heuernte, wobei die Männer ihre Ehefrauen und Kinder mitbrachten. Für einen Tag Arbeit erhielt ein Mann dabei 12 Kreu- zer, wohingegen eine Frau mit nur 8 Kreuzern um ein Drittel geringer entschädigt wurde. 661 Der Stadtrichter von Steyr, der sich als Sequester um die Höfe Johann Adam von Kollers kümmerte solange die Streitsache um seine „Freihöfe“ nicht geklärt war (siehe Exkurs ab S. 339) , legte im Juni 1753 eine Liste mit den Dienstboten/-innen auf dem Stiegl- und Ablhof an. Mit der Liste stellte er die Lohnforderungen des Gesindes fest, indem der ihnen zustehende Jahreslohn und die bereits erfolgten Auszahlungen – in bar oder in Naturalien (z. B. Kleidung, Schuhe, Schafwolle oder andere Textilien) – abgerechnet wurden. Teilweise waren die Dienst- boten/-innen bereits seit dem Vorbesitzer Rudolf Schoiber beschäftigt gewesen, teilweise wur- den sie von Johann Adam von Koller oder vom Stadtrichter Johann Sebastian Schrottmüller eingestellt. Es ist davon auszugehen, dass die Dienstboten/-innen auf den Höfen lebten und dort auch mitversorgt wurden, weshalb zu den angegebenen Geldlöhnen ein Naturallohn hinzu- kommt. 658 StA Steyr, Schuhmacherrechnung (15.9.1724), Kasten XII, L1 FI 1–108 Nr. 9. 659 StA Steyr, Chirurgenrechnung (30.1.1752), Kasten XII, L3/3 FIX 1–55 Nr. 8. 660 Die Köchin, die gestern Nachmittags bis 5 Uhr noch immer mit den Kindern im Garten war, nahm bey Ihrer Zurückkunft aus denselben, wegen einiger Unpäßlichkeit, zum Brechen ein, und um ½ 9 Uhr Abends war Sie so schlecht, daß wir Sie verselpen lassen mußten. Und Steininger und alle kaum glaubten, d [a] s sie die Nacht über- leben würde, da diese immer den Brand fürchtete. Heute ist Sie wohl etwas besser, ich fürchte aber sehr, der Sturm möchte noch einmal rückkehren ; siehe StA Steyr, Geschäftsbrief nach Wien (1.5.1806), Kasten XII, L3/4 FXXI 1–142 Nr. 26; StA Steyr, Brief aus Steinhaus (13.9.1806), Kasten XII, L3/4 FXXI 1–142 Nr. 120. 661 StA Steyr, Tagelöhner-Rechnung Nr. 21 (16.6.1749), Kasten XII, L1 FIII 1–187 Nr. 72; StA Steyr, Tagelöhner- Rechnung Nr. 22 (23.6.1749), Kasten XII, L1 FIII 1–187 Nr. 79. Tagelöhner/ -innen Johann Adam von Kollers Die Dienstbo- ten/-innen
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