Eisenhandel im vorindustriellen Steyr

- 118 - gegen zu nehmen, die Rechnungen in das dortige Buch einzutragen, Waren in Steyr zu bestel- len, sich um Wechselgeschäfte zu kümmern, offene Forderungen einzutreiben und Einkäufe zu tätigen. 643 Als sich hingegen Josef von Koller im August 1806 auf dem Linzer Bartholomäus- Jahrmarkt aufhielt, fiel es in Volpis Verantwortung, inzwischen die Stellung in der Steyrer Handlung zu halten und seinen Prinzipal zu vertreten. 644 Wer aber war dieser Josef von Volpi? Josephus Alexander Vincentius Ferrerius Volpi wurde am 4. Februar 1772 in der Pfarre St. Stephan in Wien als Sohn von Dominicus Volpi (Hofagent beim italienischen Department und der Hof-Kommerzien-Stelle), und der Maria Magdalena (geborene Geißenhoff) geboren. Sein Pate war Josef Freiherr von Sperges auf Palenz und Reiß- dorf – Ritter vom königlichen St.-Stephans-Orden, wirklicher Hofrat und geheimer Staats-Offi- cial. 645 Als Magdalena von Koller im April 1799 starb war sie bereits Witwe gewesen und ihr Sohn Josef hatte sich – ebenso wie seine beiden Geschwister – in Wien aufgehalten. 646 Erstmals in Steyr ist Volpi im Jahr 1803 nachzuweisen, als er beim Magistrat darum ansuchte, 12 Jüng- linge in den kaufmännischen Wissenschaften zu unterrichten, wozu der Lehrer der Handelswis- senschaft seine Studienzeugnisse vorlegte. 647 Wahrscheinlich hatte das Magistrat seinen Antrag abgelehnt, weshalb er vorübergehend eine Anstellung bei Josef von Koller annahm. Volpi dürfte in Steyr jedoch nie Bürger geworden sein, denn er scheint in der Häuserchronik der Altstadt Steyr nicht als Hausbesitzer auf. Es wäre denkbar, dass er mit seiner Ehefrau und den beiden Söhnen im Hause der Koller zur Untermiete wohnte. Im Schreiben vom 13. Mai 1806 an Volpi in Wien berichtete Koller davon, dass im Hause alles gesund sei, sich Volpis Frau jedoch unpäßlich fühlte, da sie am Friesel (Scharlach) 648 erkrankt war, weshalb die Koller Volpis Sohn Ferdinand zu sich herauf nahmen. 649 Die Familie Volpi könnte am Stadtplatz Nr. 11 ein Stockwerk oder auch nur ein paar Räume bewohnt haben, was nicht ungewöhnlich für Handelsdiener war. Die Tätigkeit im Handelshaus Koller war für Volpi aber nur eine vorübergehende Beschäf- tigung, denn er bemühte sich weiterhin um Arbeit als Lehrer. 1815 hatte er die Genehmigung 643 StA Steyr, Geschäftsbrief nach Wien (26.4.1806), Kasten XII, L3/4 FXXI 1–142 Nr. 24; StA Steyr, Geschäfts- brief nach Wien (1.5.1806), Kasten XII, L3/4 FXXI 1–142 Nr. 26. 644 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Linz (19.8.1806), Kasten XII, L3/4 FXXI 1–142 Nr. 51; StA Steyr, Geschäftsbrief nach Linz (22.8.1806), Kasten XII, L3/4 FXXI 1–142 Nr. 42. 645 Pfarre St. Stephan, Taufbuch 01 (1772–1773), 01-090, fol. 3. 646 Der verstorbene Dominicus Volpi wird in der Quelle als k. k. Hofagent und Gesandtschaftsrat des Herzogs von Modena bezeichnet. Die Witwe lebte bis zu ihrem Tod im Goldschlagerischen Haus Nr. 535 in der Judengasse; siehe Österreichisches Staatsarchiv, Sperrs-Relation Magdalena von Volpis (12.4.1799), AT-OeStA/AVA Inneres NÖLR Allgemein A 41.32. 647 StA Steyr, Stadtratssitzung (2.4.1803), Regal 1, Stadtratsprotokolle, Bd. 247 A (1803), fol. 85. 648 Auch „roter Friesel“ genannt; nur ungenau von anderen Krankheiten, bei denen Ausschlag auftritt, abzugren- zen; siehe M ETZKE , Lexikon, 63. 649 StA Steyr, Geschäftsbriefe nach Wien (11. u. 13.5.1806), Kasten XII, L3/4 FXXI 1–142 Nr. 29; StA Steyr, Geschäftsbrief nach Wien (13.5.1806), Kasten XII, L3/2 FXXII 1–169 Nr. 110. Herkunft und Übersiedelung in Steyr Untermieter? Volpi in Triest

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2