Eisenhandel im vorindustriellen Steyr
- 116 - ein solcher Markthelfer Kollers auch namentlich erwähnt, als Josef Ahn aus Traiskirchen im Jahr 1806 Eisengeschmeidwaren bestellte und wünschte, dass diese entweder an seinen eigenen Bruder oder an Kollers Helfer in Wien – Johann Georg – geschickt werden sollten. 631 Als Markthelfer rekrutierte man höchstwahrscheinlich Personen, die am jeweiligen Jahrmarktsort ansässig waren und engagierte sie nur für die Zeit des Jahrmarktes – also saisonal. Aus Josef von Kollers Zeit als Unternehmensinhaber sind außerdem die beiden Angestellten Anton Horalek und Augustin Steininger sowie ein gewisser Josef nachgewiesen. 632 Anton Ho- ralek war der Bruder von Josef von Kollers Ehefrau Theresia von Horalek. Kollers Schwager begleitete den Handelsdiener Josef von Volpi nachweislich sowohl zum Frühlings- als auch zum Herbstmarkt 1808 nach Wien und unterstützte ihn dort im Warenabsatz und bei anderen Angelegenheiten. 633 Über Augustin Steininger ist uns bekannt, dass er sein Beschäftigungsver- hältnis bei Koller frühzeitig beendet hatte und sich 1808 schon wieder in seinem Elternhaus in Pattigham aufhielt. 634 Steiningers Vater Georg schilderte, wie es seinem Sohn erging, nachdem er wieder bei den Eltern lebte: Wie es mit ihm zu Haus gechet kann ich Ihnen sagen, das er ville Seifzer unter meiner Behandlung macht. Ich habe Hofn [ung] wen ich Ihm ein Jahr unter meinen Augen habe widerum Bildung zu geben, aber der Anfang ware gerad als wen ich zu einen Stein re- dete. 635 Augustin wurde vom Vater, der mit Koller schon zuvor in geschäftlicher Verbindung ge- standen war, 636 als trotziger und sturer Junge dargestellt, der noch einiges zu lernen hatte. Diese negativen Eigenschaften könnten im Zusammenhang mit der frühzeitigen Auflösung des Be- schäftigungs- oder Lehrverhältnisses stehen. Um Liederlichkeit und Leichtsünn seines Sohnes Augustin wieder gutzumachen bot Johann Georg sogar die Dienste eines seiner anderen Söhne – Johann Michael Steininger – an. Dieser hatte zuvor ein Jahr lang in Mauerkirchen bei der Einrichtung der Handlung eines weiteren Sohnes Steiningers geholfen und das Handelsgeschäft 631 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Traiskirchen (2.4.1806), Kasten XII, L3/1 FXX 1–131 Nr. 22. 632 In einem Brief an seinen Handelsdiener Volpi in Wien schrieb Josef von Koller im Mai 1806: Joseph kam gestern wieder zum Arbeiten herauf, und ich bin mit allen sehr zufrieden, besonders mit Horalek, der keinen Fleiß spart . Josef könnte ein Sohn Josef von Volpis gewesen sein, denn dessen Familie wohnte höchstwahrscheinlich im Koller-Haus, weswegen die Beschreibung zum Arbeiten herauf kommen passen würde; siehe StA Steyr, Ge- schäftsbrief nach Wien (1.5.1806), Kasten XII, L3/4 FXXI 1–142 Nr. 26. 633 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Wien (7.11.1808), Kasten XII, L3/2 FXXIX 1–123 Nr. 103. 634 In einem Brief bestätigte Steiningers Vater Johann Georg die Übersendung der Zahlung für die noch offene Schuster- und Schneiderrechnung seines Sohnes an Koller und erkundigte sich danach, ob sein Sohn noch etwas schuldig sei. Außerdem bat er um die Zusendung der Kleidung seines Sohnes, was auf eine überstürzte Abreise Augustins aus dem Haushalt der Koller hindeutet. 635 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Pattigham (12.1.1808), Kasten XII, L3/4 FXXX 1–155 Nr. 147. 636 Steininger äußerte in beiden Briefen Interesse an Stahl und Eisen. Weitere Helfer
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