Eisenhandel im vorindustriellen Steyr

- 101 -  Fensterbeschläge  Feilen  Glocken  zementierte Gewichte  Hacken  emailliertes Gesundheits-Kochge- schirr  Ketten  Pfannen  Sensen  Sicheln und Strohmesser  Wetz-, Schleif- und Grabsteine  Striegel  Schaufeln und Krampen  Scheren  Schlösser und Schlosserwaren  Sägen  Schraubstöcke und Winden  zimentierte (geeichte) Waagen  Messing- und verzinntes Weißblech  Schloss- und Dachblech  vergoldete Grabkreuze  blech- und gusseiserne Zimmeröfen  Sparherde sowie Sparherdbestand- teile  Waschkessel  Bügeleisen und Leuchter aus Mes- sing oder Eisen  Brunnbestandteile  feuerfeste Porzellan-Ziegel  andere Eisen-, Stahl- und Ge- schmeidwaren Zu dieser Zeit war schon längst keine Rede mehr von den einst so zahlreich gelagerten Tex- til- und Spezereiwaren, sodass sich das Handelshaus hauptsächlich mit dem Export regional produzierter Eisenwaren beschäftigte. Die im Großraum Steyr, im Steyr- und Ennstal und der Gewerbelandschaft Eisenwurzen massenhaft hergestellten Fertigwaren wie Messer, Nägel und Sensen, eigneten sich besonders für den Export, wobei die Koller die Produzierenden mit Roh- stoffen wie Stahl und Eisen belieferten und ihnen mitunter auch Geld vorschossen bzw. Kredite gewährten (mehr dazu im Kapitel 3.3.3 „ Das Verlagssystem“ ab S. 181) . Das Geschäft ergab sich für sie aus dem Weiterverkauf dieser Massengüter sowohl in der umliegenden Region an Endkonsumenten/-innen als auch im Großhandel, wobei vor allem Venedig, Triest, Linz und Wien als zentrale Knotenpunkte und Dispositionszentren fungierten. Von dort aus gelangten die von den Koller vermarkteten Eisenwaren durch andere Großhändler/-innen, Einzelhändler/ -innen, Kommissionäre oder Spediteure weiter zu den Endverbrauchern/-innen, die mitunter sogar im Osmanischen Reich und in der Neuen Welt angesiedelt waren. Die Koller nahmen eine Schlüsselposition in der Informationsvermittlung zwischen regionalem Gewerbe und über- regionalen Marktprozessen ein, wobei das Kontor „das entscheidende Scharnier zwischen dem regionalen protoindustriellen Produktionsprozeß und der überregionalen Vermarktung“ bildete. „Hier [im Kontor, Anm. d. Verf.] liefen die Informationen von den Handelsplätzen und Absatzmärkten ein, und von hier gingen die entscheidenden Anstöße zur Anpassung der Vermarktung regional produzierter Massenware

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2