Die oberösterreichische Messerindustrie
87 c.) Das Schleifen: 1. Das Knieschleifen: In den frühen österreichischen Messerfabriken war lediglich die Solinger Art des sog. Knieschleifens auf roten Natursandsteinen eingeführt. Die Größe dieser Schleifsteine, die aus dem deutschen Eifelge- biet kamen, betrug ca. 2.10 m, die Breite ca. 24 cm. Für die uralte Form des Sattelschleifens war in modernen Erzeugungsstätten kein Platz. Der bessere flachere Schliff und die Gesunderhaltung des Schleifers führte zum Siegeszug der Solinger Methode. Auf einem sog. Schleifholzstück wurde die zu schleifende Klinge eingelegt und mit den Knien an den rotierenden Schleifstein bei starkem Wasserzufluss gepresst. Während eine Hand die in das Holz ein- gelegte Klinge hielt, führte die andere, um einen leicht ovalen Schliff zu erhalten, die "Walkung" durch. (Leichtes Hin- und Herbewegen des Holzstücks zum Schleifstein) Ein Arbeiter schliff nach dieser Methode in 10 stündiger Arbeitszeit pro Tag etwa 500 Stück Mess- erklingen. Die so geschliffenen Klingen tauchte man dann in Wasser, dem Kalk zugesetzt war, um den- blanken, Stahl vor Rost zu schützen. 2. Das Einsetzen: Die großen Sandschleifsteine nützten sich stark ab - in einer Zeit von 4 - 5 Monaten schmolz ein 2 m großer Stein auf die Größe von ca. 80 cm zusammen. Dann wurde er in 2 Teile unter Erhaltung desselben Umfanges gespalten, so dass 2 Steine mit der halben Breite (ca. 12 cm) und einem Durch- messer von ca. 80 cm übrigblieben. Auf diesen Steinen erfolgte im Trockenschliff das Schleifen des Klingenansatzes, das "Einsetzen". Eine Tätigkeit, die vielfach die gefürchtete Staubkrankheit, die Silikose, hervorrief. d.) Das Polieren: Darunter versteht man in der österreichischen Schneidwarenbranche die Verfeinerung des Schlif- fes. Dies erfolgt auf Holzscheiben, welche mit Leder bezogen und mit Schmirgel beleimt sind. Je nach der Körnung des verwendeten Schmirgels entsteht die gewünschte Politur. Die letzte Vollendung der Polierarbeit stellt die Herstellung des "Hochglanzes" dar, der durch Polierrot (ein eisenhaltiges chemi- sches Pulver) erreicht wird. Der Fachausdruck der deutschen Schneidwarenindustrie für Polieren ist "Pließten", der Terminus technicus "Schwarzpolieren" dient lediglich für die Qualifikation der Herstellung des Hochglanzes. Der Ausdruck "Blaupließten" kennzeichnet sowohl in Österreich als auch in Deutschland die Schlussausführung einer Messerpolitur. Nun folgt die Darstellung der einzelnen Arbeitsvorgänge beim Polieren: 1. Das Ansatz-, Rücken- und Fassettenpolieren : 1 Die erste Arbeitsoperation war hiebei das sog. Reißen mit einem sehr groben Schmirgelkorn. Der Arbeiter drückte hiebei die Klinge mit der bloßen Hand auf die Reißscheibe. (60 cm Durchmesser, 1000 Umdrehungen/Minute). Dadurch wurde die Klinge gerissen — feingeschliffen. Hierauf wiederholte man diesen Arbeitsvorgang auf Scheiben, die mit feinerem Korn beleimt waren . 2 2. Das Klingenpolieren: aa.) Das Rauhpolieren: Auf die Klingenfläche trug man Schmirgel auf, der mit Öl vermengt war. Hierauf legte der Polierer die Klinge in ein sog. Polierholz und presste dieses mit Hilfe der Knie, die die Längsbewegung durch- führten, an die rotierende Polierscheibe, wobei den Händen die Walkbewegung zufiel. bb.) Das Feinpolieren: Nach der oben beschriebenen Art erfolgte unter Zuhilfenahme feineren Schmirgelkorns das Fein- polieren. cc.) Das Blaupließten: Der blaugepließte Zustand galt und gilt bereits als Finishausführung für den Großteil der erzeug- ten Klingen. 1 Fassette - seitlicher Schliff des Klingenrückens 2 Mitteilung Hr. Dir. Josef Hack sen. Steyr
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