Die oberösterreichische Messerindustrie

82 gelang, den nicht selten dornenvollen Pfad in neue Zeiten zu finden. Stets bestrebt, Handwerksehre und Handwerksideale zu achten und zu pflegen und mit dazu beizutragen, dem Ruf österreichischer Qualitätsarbeit internationale Anerkennung zu verschaffen. Als im ausgehenden 19. Jahrhundert eine Werkstätte um die andere geschlossen wurde, als die To- desstunde des ehrsamen Messererhandwerks nahte, da waren es nur ganz wenige der alten Meisterfa- milien, die die Zeichen der Zeit erkannten und den Versuch unternahmen, Messer maschinell herzustel- len. Dazu zählten auch die Brüder Franz und Ludwig Pils, die im Jahre 1917 unter der Firma "Franz Pils Söhne" in Sierning b. Steyr die fabrikmäßige Erzeugung von Messer- und Stahlwaren aufnahmen. 1 In dieses Unternehmen wurde die bereits vorher gegründete Firma Franz Pils jun. des Gesellschaf- ters Franz Pils eingegliedert, der als einer der markantesten Pioniere der modernen österreichischen Schneidwarenindustrie gilt. Die Firma Franz Pils Söhne nahm noch während des ersten Weltkriegs einen erfreulichen Auf- schwung. Im Durchschnitt wurden erzeugt: 7.000 Stück Messer / Woche 7.000 Stück Gabeln / Woche 3.000 Paar Holzbestecke / Woche 1.000 - 1.500 Stück geschmiedete Küchenmesser / Woche Es spricht für die Kapazität des Unternehmens, wenn es, nach Angabe von Hr. Franz Pils sen., zeit- weilig gelang, pro Woche 1.000 Paar Dutzend Essbestecke, allerdings nur in billiger gestanzter (unge- schmiedeter) Ausführung, herzustellen. Das weitere Schicksal dieser Firma, die 80 - 100 Arbeiter und Angestellte beschäftigte, sei einem späteren Kapitel vorbehalten. g.) Andere Erzeugungsstätten, die nur im Überblick dargestellt werden. 1. Grünburger Stahlwarenfabrik: Auch diese Erzeugungsstätte erwuchs aus einem alten Gewerbebetrieb, geführt von Hr. Meissner, (vorm. Grassbon) insbesondere wurden billige Stahlbestecke fabriziert - etwa 300 Paar Dutzend pro Woche. 30 - 40 Leute fanden dort Arbeit und Verdienst, bis die schwere Krise in der Mitte der 20er Jahre den seit 1912 bestehenden Betrieb zum Erliegen brachte. 2. Zentral-Genossenschaft der Messerschmiede, Stahl- und Eisenwarenerzeu- ger im Steyrer Industriebezirk: Messerer-Innung in Steinbach - Werksgenos- senschaft in Grünburg. Wie schon ausgeführt versuchte der Staat durch eine Reihe von Hilfsmaßnahmen dem Niedergang des Eisenhandwerks im Industriebezirk Steyr Einhalt zu gebieten. Maschinen-, Eisen und Stahl wurden unentgeltlich beigestellt. Unter anderem entstand auch in Steinbach im Jahre 1908 ein modernes Ge- bäude der Messererinnung, erbaut aus Mitteln der Obrigkeit, worin sich eine moderne, nach Solinger Art eingerichtete Schleiferei, eine Stanzerei, eine kleine maschinelle Schmiede und Räume für Bescha- lungs- und Beheftungsarbeiten befanden. Dort wurden nun Messer und Bestecke erzeugt, deren Verkauf die "Zentra" (Zeatral-Genossen- schaft der ...) durch ihr Büro in Steyr durchführte. Teile des Arbeitsprozesses wurden häufig an die wenigen noch vorhandenen Handwerksmeister vergeben. So konnte auf genossenschaftlicher Basis einige Zeit hindurch in Steinbach und Grünburg eine, wenn auch bescheidene, maschinelle Messerer- zeugung neben den bestehenden Fabriken, ihre Existenzberechtigung behaupten. 40 - 50 Leute fanden in jener Erzeugungsstätte Arbeit, bis schließlich die Geschäftslosigkeit der 30er Jahre das Unternehmen zu Grunde richtete. Das Werksobjekt der Innung wurde später gepachtet und schließlich im Wege eines Kaufvertrages von der Firma Franz Pils u. Söhne in Steinbach erworben. 2 3. Simon Redtenbacher seel. Wwe. u. Söhne. Sensen, Sicheln, Messer, Scheren und Taschenfeitel wurden von dieser Firma erzeugt, die in Linz, 1 Laut mündlicher Mitteilung, Hr. Franz Pils sen., Steinbach a. d. St. 2 Mitteilung Hr. Franz Pils sen.

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