Die oberösterreichische Messerindustrie

80 die Tochter eines Schleifermeisters zu Neuzeug. Die Ehe war eine glückliche und harmonische, erfüllt von Arbeit und Sorge für das Emporkommen des Geschäfts. Frau Josefa Hack, die noch im Elternhause das Klingen- und Gabelpolieren erlernt hatte, trug auch in der Firma ihres Mannes durch emsige Schaf- fensfreude viel zum Aufstieg des Geschäftes bei. Es war ein harmonischer Familienbetrieb, durch die Mithilfe aller konnte der Grundstein zur heuti- gen Fabrik gelegt werden. 4 Kinder entsprossen der Ehe des Messerfabrikanten Josef Hack, die Töchter Emma (1888) und Berta (1891), die Söhne Josef (1893), der Vater des Verfassers dieser Schrift und Gustav (1900). Die Söhne gründeten nach dem 1. Krieg die Firma "Josef Hack, Hack-Werke, Messerwarenfabrik, Gesell- schaft m. b. H., Steyr, die noch heute, allerdings in geänderter Rechtsform, als "Hack-Werke K.G." be- steht. 1 Die Firma "Josef Hack, Messerfabrikant" blieb als einzige von den vielen alten Messerschmieden größeren Umfangs der Stadt Steyr erhalten. Es war dies das große Verdienst der Brüder Josef und Jo- hann Hack, die in gemeinsamer Arbeit den Weg vom Handwerk zur Industrie fanden. Viel zu früh hat der Tod diese strebsamen Menschen von ihrer erfolgreichen Tätigkeit abberufen: so musste der ältere Bruder Johann 1904, 2 Jahre darauf der jüngere Josef, der sich auch im öffentlichen Leben, besonders um die Organisation des Genossenschaftswesens, als Gründer der Steyrer Meisterkrankenkasse und als Gemeinderat, bedeutende Verdienste erworben hatte, von ihrem aufblühenden Geschäft schei- den. Es war ein harter Schlag des Schicksals, dass dem Geschäft innerhalb von 2 Jahren die Begründer der Firma Josef Hack entrissen wurden. Zur Zeit des Ablebens des Firmenchefs war der älteste Sohn Josef 13 Jahre, der 2. Sohn Gustav 6 Jahre alt. Frau Josefa Hack führte nun allein das Geschäft mit männlicher Tatkraft und bewunderungs- würdiger Umsicht weiter, bis sie im Jahre 1911 ihrem ältesten Sohne Josef die Geschäftsführung über- tragen konnte, der die k.k. Fachschule für Eisen- und Stahlbearbeitung besucht hatte und dort in der Messererzeugung ausgebildet worden war. Leider konnte die geplante Ausbildung des jungen Fabri- kanten in einem Solinger Betrieb nicht durchgeführt werden, Belange der eigenen Firma forderten den sofortigen Eintritt des neuen Geschäftsführers. Starke Willenskraft und Fleiß befähigten den jungen Meister nicht nur in Ordnungshaltung des Be- triebes, technische Verbesserungen erhöhten die Konkurrenzfähigkeit. So wurde die Feilarbeit an den Klingenansätzen durch eine wesentlich rationellere Schleifarbeit ersetzt, wodurch viel an Arbeitskraft und Werkzeug erspart wurde. Der Arbeitsfluss erfuhr eine Beschleunigung, da man nunmehr direkt von der Schleiferei aus den Klingenversand durchführte, die hohen Transportkosten konnten hiedurch verringert werden. Der große Nachteil des Unternehmens lag in der weiten Entfernung der beiden Arbeitsstätten, Sierningerstraße 50 und Schleifergasse 7. 1911 erstrahlte das ganze Werk erstmals im Lichte der elektrischen Lampen. Die stinkigen, rauch- geschwärzten Petroleumlampen verloren ihre Existenzberechtigung. Allen Konjunkturschwankungen zum Trotz konnte der Witwenbetrieb der Josefa Hack ständig 25 - 30 Leute beschäftigen, nach Möglichkeit wurden Maschinen angekauft, ein fixer Kundenstock sorgte für regelmäßige Aufträge, darunter finden wir Namen, die noch heute ihren Bedarf bei den Hack-Wer- ken decken. Ständig wurde an der Ausgestaltung des schuldenfreien Unternehmens gearbeitet, bis dann der erste Weltkrieg die Produktion völlig zum Erliegen brachte. Da der Geschäftsführer Josef Hack, der diese Funktion übrigens noch heute ausübt, gleich den jüngeren Arbeitern zu den Fahnen gerufen wurde, entschloss man sich für die Dauer des Krieges zur Betriebssperre . 2 d.) Ignatz Bandl, Messer-& Stahl-Warenfabrik in Neuzeug. Die Firma Ignatz Bandl zählte wohl zu den ältesten Betrieben, die unsere Branche kennt. Ihre Grün- dung erfolgte durch den Neuzeuger Messerschmied Ignatz Bandl am 12. August 1821. Das anfänglich in bescheidenen Grenzen gegründete Unternehmen erlangte unter der streng soliden Führung Meister Bandls bald größere Bedeutung. Auch hier erwuchs aus dem Gewerbebetrieb die Fabrik. 1 Unveröffentlichte Chronik der Familie Hack in Steyr. 2 Unveröffentlichte Chronik der Familie Hack in Steyr.

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