Die oberösterreichische Messerindustrie

79 seine Vorfahren gewesen waren, um dann alle Erfahrungen, die er während seiner Gehilfenzeit gesam- melt hatte, zweckdienlich zu verwerten. Mit dem ersparten Geld in Höhe von 300 fl. gründete Josef Hack ein Geschäft für die Erzeugung von Messerwaren in Steyr, Sierningerstraße 94, welches nach Überwindung aller Anfangsschwierigkeiten gut florierte, so geschehen 1875. Dies veranlasste auch Johann Hack seine Stellung in Steinbach aufzugeben. Jener trat mit seinen Ersparnissen und mit seiner Arbeitskraft in das Geschäft des Bruders Josef ein. Bald wurde die Werkstätte zu klein, die Anlage neuer Geschäftsräume schien notwendig. Man über- siedelte in das Haus Sierningerstraße 54 (Reichlhaus), eine Klingenschmiede entstand. Die Pachtung einer Schleife um das Jahr 1890 schuf die Voraussetzung, dass die Messer nun vollstän- dig im eigenen Betrieb aus- gearbeitet werden konnten. Bis dahin wurden die Klingen in der eigenen Werkstatt geschmiedet und gehärtet, die Polier- und Schleifarbeit besorgten Schleifermeister in Steyr und Neuzeug, dann erst erfolgte eine allfällige Beheftung wieder in den eigenen Geschäftsräumen. Am 19. Dezember 1882 erwarben die Brüder Josef und Johann Hack das Haus Sierningerstr. 50 in Steyr, auf welchem eine verkäufliche Messerschmiedgerechtigkeit ruht. Dort lag nun der Schwerpunkt der Produktion der Firma Josef Hack, Messerfabrikant. Die Werkstätten füllten den rückwärtigen Teil des Hauses, die vorhandene Schmiede erfuhr eine wesentliche Erweiterung, sie wurde mit 3 Essen, 4 Ambossen und einem Zugofen für die "Härtnerei" ausgestattet, anschließend war die Messerei und der Packraum. 1892 wurde die bisher in Pacht ge- habte Schleife erworben. Mit geradezu staunenswertem Fleiß und eiserner Energie gelang es den Brüdern Hack, trotz der gewaltigen Solinger Konkurrenz, in dieser Zeit des Niedergangs des Messerschmiedhandwerks, festen Boden zu gewinnen. Der tatsächliche Chef der Firma blieb immer Josef Hack. Er erkannte, dass die steigenden Ansprüche der Kunden in Bezug auf Gleichmäßigkeit und Schönheit der Messerwaren, nur durch maschinelle Ein- richtung erfüllt werden konnten . 1 Ein treuer Berater des aufwärtsstrebenden Geschäftes erwuchs in der Person des Direktors der k.k. Fachschule Steyr, Gustav Ritzinger, der vom k.k. Handelsministerium als Genossenschaftsinstruktor für die notleidende Kleineisenindustrie im Bezirk Steyr bestellt worden war. Wesentlich zum Aufstieg des Unternehmens trug die der k.k. Fachschule angeschlossene Genos- senschaftsklingenschmiede bei, die zu 90 % für die Brüder Hack arbeitete. Jährlich wurden dort ca. 100.000 Klingen eingeschlagen, gebreitet, gestanzt und in diesem Zustande von der Firma Hack zur weiteren Verarbeitung bezogen. So war es möglich, infolge der Gleichmäßigkeit der Schmiedefabrikate mit der ausländischen Konkurrenz in qualitativer Hinsicht Schritt zu halten. Das Geschäft florierte, die Erzeugnisse der Brüder Hack, welche das Firmenzeichen "Pfeil" trugen, begannen allseits bekannt zu werden. Nur feine und mittelfeine Qualität stand am Erzeugungspro- gramm, keine Messer durften die Werkstatt verlassen, ehe nicht die pedante Hand von Meister Josef Hack einwandfreie Qualität festgestellt hatte. Schleife und Poliere wurde nach Solinger Art umgestaltet, es gelang zur damaligen Zeit wohl nie- mand in Steyr auf den Klingen einen so schönen, einwandfreien Schliff und tiefschwarzen Hochglanz hervorzubringen, als die Hack'schen Klingen dies zeigten. Um die Jahrhundertwende hatten die Brüder Hack bereits 25 Arbeiter im Betrieb beschäftigt, der Grundsatz der Arbeitsteilung war durchgedrungen, aus dem Gewerbebetrieb erwuchs die Fabrik. Die Herstellung loser Klingen galt als Spezialgebiet des Unternehmens, uralte Klingenschmiederfah- rung brachte in Verein mit maschinellen Erzeugungsmethoden wahre Spitzenerzeugnisse hervor. Bereits Josef Hack konnte die Berndorfer Metallwarenfabrik als Kunde für lose Messerklingen ge- winnen. Alljährlich besuchte dieser tatkräftige Geschäftsmann seinen bereits weitverzweigten Kun- denkreis. Einige große Silber- sowie Stahlwarenfabriken kauften Hack'sche Erzeugnisse. Nach Ungarn, Böhmen und Galizien gingen die immer bekannter werdenden Messerwaren, erste Exportgeschäfte zeigten neue Möglichkeiten auf. Johann Hack blieb unvermählt, Josef Hack freite am 7. November 1887 Josefine Weichselbaumer, 1 Unveröffentlichte Chronik der Familie Hack in Steyr.

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