Die oberösterreichische Messerindustrie

78 Menschen Arbeit und Brot gibt. In der Familie Hack war seit Jahrhunderten das Klingenschmiedehandwerk zu Hause. Bereits in den Jahren 1577 und 1601 lebten Leute dieses Namens, wie uralte Urkunden des Klingenschmiedehand- werks berichten, an dem Nordhange des Dambergs bei Steyr, im sog. Unterwald, wo sie als Besitzer des Hauses "Kaltenprun" Bauern und Schmiede zugleich waren . 1 Neuerlich wird am 30. September 1694 ein Paul Häckhl in einer Urkunde als Besitzer am "grossen Khaltenprunn" genannt. 2 Wir können nicht den dokumentarischen Nachweis erbringen, dass die heu- tige Familie Hack in direkter Linie von diesen Namensvettern abstammt. Belegt hingegen kann werden, dass ein gewisser Klingenschmiedmeister Joannes Haakh (1698 - 1770) als Stammvater des Hauses Hack aufscheint. 3 Dessen Nachkommen waren Josef Hack (1737-1800), Adam Hack (1779-1852) und schließlich Franz Xaver Hack (1823 - 1876), der Urgroßvater des Verfassers dieser Dissertation. Letzterer hatte 2 Söhne, Josef und Johann Hack, die gleichsam das Fundament für die jetzige Erzeugung der Hack-Werke legten. Es war ein altes und zähes Bauerngeschlecht, diese Klingenschmiedefamilie Hack von "Unterwald". (Die Häuser, welche am nordöstlichen Abhange des Dambergs bei Steyr, am "Unteren Wald" lagen, fasste man mit der Ortsbezeichnung "Unterwald" zusammen.) Mit eisernem Fleiß und großer Genügsamkeit überlebten jeneMenschen gute und schlechte Zeiten, jede Generation bestrebt, stets der nachfolgenden Haus, Werkstatt und handwerkliches Können in Ehren überantworten zu können. Im Laufe der Zeit erweiterte die Familie Hack ihr Besitztum — 2 mittlere Bauernhäuser, Groß- und Kleinkaltenbrunn, standen im Eigentum der Vorfahren der heutigen Inhaber der Hack-Werke. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts setzte der Niedergang des alten Handwerks ein. Damals führte der Klingenschmiedmeister Franz Xaver Hack einen heroischen Kampf um seine und seiner Familie Existenz. Immer spärlicher liefen Bestellungen auf Rohklingen ein, die Preise mussten so tief erstellt werden, dass sich der ehemals reichliche Ertrag in Verlust wandelte. Obwohl die gesamte Familie in Werkstatt und Haus mithalf, konnte der drohenden Verschuldung des Kaltenbrunnergutes nicht mehr Einhalt geboten werden. Im Jahre 1859 musste das Großkaltenbrunnerhaus verkauft werden, aber auch dies vermochte den Zusammenbruch nicht mehr aufzuhalten. Die Verhältnisse jener Epoche waren stärker und die bittere Stunde des Niedergangs der Klingenschmiedfamilie Hack brach herein. Es galt Abschied zu nehmen von den Werten, die in Jahrhunderten vorher durch fleißige und ehrsame Arbeit erworben worden waren. Anno 1860 wurde selbst das Stammhaus der Familie Hack, das Kleinkaltenbrunnergut, veräußert. Franz Xaver Hack verließ nun die Stätte seines Wirkens, in welcher er viele tausende Klingen im Schweiße seines Angesichts geschmiedet hatte, und zog mit seinen Söhnen Josef und Johann Hack in die Stadt Steyr, woselbst er das Haus Aichet 47 (heute Ahlschmiedberg 1) erwarb. Dort starb er am 7. Jänner 1876. Johann Hack, der noch am Brandgute (am Damberg) das Klingenschmiedehandwerk er- lernt hatte; fand dank seiner guten Fachausbildung rasch Beschäftigung beim Klingenschmiedmeister Gugger in Steinbach a. d. Steyr. Josef Hack trat beim Messerermeister Wochenalt in Steyr als Geselle ein und sammelte reiche Er- fahrungen, insbesondere bei der Beheftung der Messer. Die Abendstunden wurden dazu benützt, das von der Landschule in St. Ulrich erhaltene karge Wissen zu erweitern, Kurse der k.k. Fachschule ver- mittelten Kenntnisse im kaufmännischen Rechnen, technischen Zeichnen und in Stoffkunde . 4 Nach einigen Jahren wechselte Josef Hack seinen Arbeitsplatz und trat beimMesserermeister Sergl, Steyr, Wieserfeldplatz, ein. Dort avancierte er in Kürze zum Vorarbeiter und Leiter der Werkstätte. In diesem Hause wurde gute Qualitätsarbeit geleistet, Essbestecke, Küchenmesser und Fischbeste- cke wurden auf gewerbliche Art hergestellt. In dem jungen Josef Hack stieg allmählich das Verlangen, selbständiger Meister zu werden, wie es 1 La. A. Linz, Klingsch. Kl. R., dort: Köhlerordnung, 1601. 2 La. A. Linz, Klingsch. Kl. R., Inventuraufstellung nach dem Tode der Wwe. und Auszüglerin Rosina Leithnerin. 3 Tauf- und Sterbebücher, Pfarre Garsten b. Steyr. 4 Unveröffentlichte Chronik der Familie Hack in Steyr.

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