Die oberösterreichische Messerindustrie

72 werden sich trotz aller Massenerzeugung nie auf maschinellem, automatischemWege ausführen lassen. 2 Vorbedingungen verlangt Bazant, um die Messererzeugung zu erhalten, die gerade in der Stadt Steyr vorhanden waren: a. die besonders leistungsfähige Arbeitskraft, b. die Wasserkraft, der unent- geltliche Motor. Mittelpunkt aller Betrachtungen waren naturgemäß die Arbeitsmethoden, deren Anpassung an die vorwärtsstürmende Technik als conditio sine qua non des Handwerks dargestellt wurde. Am schlimmsten war es um die Schleiferwerkstätten bestellt. In der Genossenschaftsschleife in Steinbach / Grünburg stellt uns der Huber-Bericht die Lage dar: "Der Arbeiter muss hier in einem dunk- len, höchst beengten Raume mit geringen Unterbrechungen von 4 h früh bis 7 h abends vor dem Schleifsteine ausharren, in einer unnatürlich gekrümmten Stellung, durch das Wasser ständig bespritzt, so dass er zugleich mit der in einer solchen Räumlichkeit ganz verdorbenen Luft noch den verderbli- chen Schleifstaub einatmet, immer in der Gefahr, vom berstendem Schleifstein erschlagen zu werden und von den aufsprühenden Funken Verletzungen zu erleiden. Trostlose hygienische Verhältnisse, kein Schleifer wird älter als 40 Jahre. " 1 Die Erneuerung der Steinbacher Schleife im Sinne der Solinger Methode erscheint als ein wesentli- cher Punkt der Rettung der oberösterr. Messererzeugung. (Solinger-Methode des Schleifens: der Ar- beiter schleift am abwärts gehenden Stein, dadurch geht Schleifstaub und Wasser nach unten, keine Beeinträchtigung der Gesundheit des Arbeiters, sitzende Tätigkeit.) Die neue Schleife in Steinbach / Grünburg sollte mit Hilfe staatlicher Gelder erbaut werden und allen Gewerbetreibenden, auch denen von Steyr, Sierning und Neuzeug zur Verfügung stehen. Prof. Hauffe unterbreitete folgende Vorschläge: 1. Die bereits bestehende Fachschule in Steyr soll dauernd unterstützt und gepflegt werden. 2. Der Unterricht im technischen Zeichnen ist auszubauen. 3. Vorträge über die Technologie des Eisens und Stahls werden in das Studienprogramm einge- baut. 4. Für den besonderen Zweck künstlerischer Behandlung von Eisen- und Stahl wird eine praktische Werkstätte in Steyr errichtet. 5. Als technischer Fachmann dieser Werkstätte wird der absolvierte Hörer der Kunstgewerbe- schule in Wien, Gustav Ritzinger, in Aussicht genommen, der hiefür sofort auf ein halbes Jahr studienhalber nach Paris zu entsenden ist. 6. Der Werkstättenunterricht ist einjährig und findet an jedem Wochentage statt. 7. Um den gegenwärtigen Bedürfnissen der Eisen- und Stahlindustrie in Steyr und Umgebung ab- zuhelfen, wird die Errichtung einer Versuchsanstalt für das Eisen- und Stahlgewerbe der Stadt Steyr in Aussicht genommen. Diese Werkstätte sollte mit modernen Maschinen, so kleinen Schnellhämmern, Pressen mit Trans- missionsbetrieb, eingerichtet werden. Dort sollten die Fabrikanten selbst praktisch mit den Maschinen arbeiten und dadurch ihre Vorurteile ablegen. Aufgabe, des Leiters wäre die Beratung der Fabrikanten über die Einteilung des Arbeitsprozesses, das Hinwirken auf eine fachmäßig gegliederte Arbeitsteilung, das Eingreifen beim Auftauchen technischer Schwierigkeiten usw . 2 Soweit die Vorschläge Hauffes, auf die sich der vom Verfasser dieser Dissertation zitierte Bericht des Maschinenindustriellen Huber hauptsächlich stützt, der als einzige Literaturvorlage erscheint . 3 Eine Verbesserung der Klingenfabrikation war ein brennendes Anliegen der Schmiede. Der Staat griff helfend ein, 2 Genossenschaftsklingenschmieden entstanden im Industriebezirk Steyr (eine in der Stadt Steyr, angeschlossen der k. k. Fachschule, eine in Kleinraming, ebenfalls unter Aufsicht der Fach- schule), worin moderne Grundsätze der Schmiedetechnik Anwendung fanden . 4 Die Untersuchung der Lage durch Regierungsbeamte gab sicher manch wertvolle Anregung und zog eine, zumindest zeitweise, aktive Tätigkeit der zuständigen Behörden nach sich. Zu den positiven Maß- nahmen des Staates zählt die 1 a.a.O., Huber-Bericht. 2 Bericht des Kammerrates Huber, s. S. 102, Anm. 4. 3 Bericht des Kammerrates Huber, s. S. 102, Anm. 4. 4 Nach mündlicher Mitteilung, Hr. Dir. Josef Hack. sen., Steyr.

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