Die oberösterreichische Messerindustrie

49 das Einschlagen eigener Zeichen zu erlauben . 1 Nur ein Jahr später erging ein neuerlicher Notruf an die Obrigkeit. Die Klingenschmiede klagten über schlechten Geschäftsgang, über schlechte Stahlversor- gung durch die Händler, die die bürgerlichen Feuerarbeiter der Stadt vor den Schmieden vorzugsweise mit Stahl versehen. Sie hätten unter Zwang fremde Zeichen auf ihre Klingen aufzuschlagen, sie seien schlechter gestellt als Taglöhner, gleich Leibeigenen, die darauf zu warten hätten, was ihnen der Meis- ter, dessen Zeichen auf der Klinge sei, als sauer verdienten Lohn zahlen wolle. Nach Ansicht der Schmiede brauche man das Messer zum Schneiden, die Schale gehöre jedoch zur Tändelei. Die Zeichenfrage der Schmiede war eng verknüpft mit deren Bestreben, die Klingen nicht nur zu schmieden, sondern auch zu beschälen und verkaufsfertig in den Handel zu bringen. Für die Stadt Steyr fiel endgültig die Entscheidung am 27. Dezember 1802, als den Steyrer Klingenschmieden, 10 an der Zahl, vom Magistrat nach mehrmaligen Ansuchen eigene Zeichen genehmigt wurden . 2 Die Raminger Schmiede wollten dem nicht nachstehen. 1813 stellten sie neuerlich das Ansuchen an die Herrschaft Steyr ihre Klingenzeichen zu bestätigen, schon deswegen, weil sie ihre hohen Abga- ben nicht mehr tragen könnten. Treffend erklärte damals Meister Gottlieb Hornbauer, es wäre ihm, in Anbetracht des derzeitigen unbedeutenden Absatzes von Messer- und Gabelklingen, nicht mehr mög- lich, sich und seine Familie zu erhalten. Er müsse daher mit dem Anschalen beginnen und seine Erzeug- nisse selbst verkaufen. Es wäre eine Notwendigkeit, dass jeder Klingenschmied sein eigenes Zeichen schlagen könne . 3 Es erging kurz darauf der Bescheid, dass die neuen Zeichen des Klingenschmiedehandwerks zu Kleinraming genauer dargestellt werden sollten, um zu prüfen, ob diese neuen Zeichen nicht den alten der Messerer ähnlich wären. Außerdem sollte die Gewerbegerechtigkeit jedes einzelnen Klingen- schmieds vom Pfleggericht genau geprüft und amtlich bestätigt werden. Erst im Jahre 1834 wurden die Zeichen der Raminger Schmiede bestätigt, die durch das Commissariat Garsten dem Klingen- und Messerschmiedhandwerk in der Raming ausgestellt wurden. 4 Aus demselben Jahre besitzen wir, dank Josef Löw, Abbildungen der Meisterzeichen der 9 Steyrer Klingenschmiedmeister, die die letzten Aufzeichnungen über das Zeichenwesen dieses Handwerks darstellen. 5 Wie sahen nun die Handwerkszeichen der Messerer, wann wir die Betrachtung mit dem 18. Jhdt. beginnen, aus: Besonders häufig treten uns entgegen: Tannenbaum, Fisch (heute die Firmenmarke der Hack-Werke Steyr), Apfel, Hellebarde, Krone, Tulpe, Spam, Pistole, Posthorn, Kreuz etc. Das Zeichenbuch der Eisenobmannschaft enthält 104 Meisterzeichen der Messerer von Steyr, die sehr gut eingeschlagen wurden und sich gut erhalten haben. Zeichentafeln aus Blei, in der die bestä- tigten Messerzeichen von der Eisenobmannschaft eingeschlagen wurden, sind in größerer Zahl noch im Steyrer Heimathaus enthalten. Eine Quelle neueren Datums, aus dem Jahre 1832, zeigt uns 57 Messerzeichen und 9 Zeichen von Steyrer Klingenschmieden, säuberlich mit Tinte aufgezeichnet . 6 Die Darstellungen sind sehr deutlich und gut kennbar, oftmals sogar als kleine Kunstwerke zu betrachten. Fraglich erscheint jedoch, wie sich die kleinen komplizierten Zeichen beim Einschlagen in glühenden Stahl verhalten haben. Ob sie nicht ihre Form einbüßten? b.) Messerverleger und Messerhändler. ImMittelalter war jeder bürgerliche Meister eines Handwerks berechtigt, mit seinen Erzeugnissen Handel zu treiben. Dazu kam für Steyr die Sonderregelung für die Messerer. Ein angesehenes Meister- zeichen bürgte zu allen Zeiten für guten Absatz, denn die so gekennzeichneten Waren wurden gerne gekauft. Die entsprechenden Meister konnten die steigende Nachfrage nicht befriedigen, da die Be- triebsgröße durch Gewohnheitsrecht beschränkt war (höchstens 3 Gesellen). Jene glücklichen Meister 1 La. A. Linz, Klingsch. Kl. R. 2 Hofkammerarchiv Wien, 291/5032/140 A – Z. 3 La. A. Linz, Schreiben Hornbauers, Klingsch. Kl. R. 4 La. A. Linz, Consignation der Zeichen, 1834. 5 Löw, Bd. 1. 6 Löw, Bd. 1, Tabelle 2 – 3.

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