Die oberösterreichische Messerindustrie
48 im Rechnungsbuch des Münchner Krämers Michael Lerer. Darin finden wir 28 Zeichen von Steyrer Messerern. 1 Ab 1516 finden wir eine fast vollständige Aufzeichnung der Meisterzeichen im "Schultbuch", diese Eintragungen währten bis zum Jahre 1666 . 2 Später wurden die Zeichen in Bleitafeln eingeschlagen, die Kontrolle darüber oblag der Eisenob- mannschaft. Diese Fixierung der Zeichen erwies sich als ungenügend. Eine endgültige Besserung, der Situation trat erst im Jahre 1738 ein, als der Eisenobmann Karl Josef von Seywitz, Edler von Muggent- hal, ein großes Zeichenbuch aller Eisenfabrikanten, Manufakturisten und Schmiedschaften in Öster- reich ob der Enns anlegen ließ. Darin waren auch sämtliche Messerer zu Steyr verzeichnet, die nach 1733 ein Messerzeichen bestätigt erhielten. Bis zum Jahre 1782 stehen hier die Meisterzeichen der Steyrer Messerer verzeichnet . 3 Expressis verbis seien die Worte des Eisenobmannes zitiert: "Zumallen vorhin kein Zeichen buch bey dem Obermat gehalten, solches jedoch zu Behebung deren villföltig entstandenen Differentien und Strittigkeiten ohnumbgänglich erforderlich zu seyn befunden worden ist, als habe ich Carl Joseph Seywitz, Edler von Muggenthall, der Rom. Kays. May. l. Ö. Hof Camerrath und Eisenobman beeder Erzherzogthumer Österreich unter und ob der Enns gegenwärtiges Libell verförtiggen und die von de- nen Eisen-Fabricanten, Manufacturisten und Schmidschafften führende Zeichen ordentlich eintragen lassen, Steyr, den 31. May 1738." Dia Eintragungen über die Steyrer Messerer machen im Verein mit denen von Steinbach den Haupt- teil sämtlicher Aufzeichnungen aus, rund 370 Meister und ihre Zeichen sind hier zu finden. Daneben finden sich Zeichen der Schermesserer, Scherschmiede, Sensen-, Neiger- (Bandbohrer), Ahl- (Schuh- macherwerkzeug), Schrett-, Klingenschmiede, der Feilhauer und anderer Eisenarbeiter. Neben diesem Zeichenbuch wurde für die Steyrer Messerer am 29.3.1749 eine eigene Zeichenspe- zifikation angelegt. 60 Messerern der Stadt wurden ihre Zeichen nach vorheriger Untersuchung in Blei tafeln eingedruckt und daraufhin durch die Eisenobmannschaft festgestellt, dass jeder Meister außer dem "Bündnerischen" oder "hungarischen Zeichen" nur sein eigenes Zeichen auf große oder kleine, von gutem oder schlechtem Zeug hergestellten Klingen führen dürfe . 4 Fast 100 Jahre später, um 1834, berichtet Josef Löw in seiner Beschreibung der Stadt Steyr von 56 Messerermeistern, deren Zeichen fein säuberlich neben den Namen der Meister stehen. 5 Ein weiteres Zeichenbuch der Eisenverarbeiter von Oberösterreich hat die Eisenobmannschaft im 19. Jhdt. geführt, in dem allerdings nur 37 Messerermeister von Steyr und ihre Zeichen angeführt sind. Die Klingenschmiede durften keine eigenen Zeichen führen, die im Sinne von Handelsmarken hät- ten Verwendung finden können, sie hatten die Zeichen für ihre Verleger aufzuschlagen. Lediglich als Erkennungszeichen für schlechte Waren waren zeitweise die Klingen am Ansatz (Angel) mit Herkunfts- zeichen versehen . 6 Die Messerer verfochten energisch das Ausfuhrverbot für Rohklingen und unterbanden hiedurch jede Möglichkeit einer eigenen Zeichenschlagung der Schmiede. Besonders im 18. Jhdt. verlangten die Schmiede mit aller Energie, dass das Ausfuhrverbot von Rohklingen aufgehoben werde. Aber die Zeit war noch nicht reif. 1735 verbot die Eisenobmannschaft den Klingenschmieden, eigene Zeichen auf ihre Klingen zu schlagen. Nur jene Klingen, die mit obamtlicher Bewilligung nach Ungarn ausgeführt wurden, dürften mit bündischen oder ungarischen Zeichen geschlagen werden . 7 Um die Mitte des 18. Jhdt., als den Messerern auch die Feuerhaltung gestattet wurde, trat zwangs- läufig eine Änderung im gesamten Zeichenwesen ein. Die Messerer, die ihre Klingen selbst verfertig- ten, zeichneten diese auch mit ihren Marken. Die Schmiede hatten dagegen keine Zeichen und befan- den sich in einer sehr bedrängten Lage. 1788 erging von den Schmieden ein Ersuchen an das Kreisamt, 1 Zeitschrift für Waffenkunde, erwähnt in Kienasts Brief, Ing. F. Berndt. Steyr. 2 a.a.O., Hack, Eisenhandel, S. 148. (St. A. Steyr, 12/9). 3 La. A. Linz, Buch der Eisenobmannschaft. 4 St. A. Steyr, 12/41. 5 Josef Löw, top. stat. Beschr., Tabelle 2 und 3. 6 La. A. Linz, Klingsch. Kl. R. 7 St. A. Steyr, 12/42.
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