Die oberösterreichische Messerindustrie

44 jährigen Krieges hatten, wie so vielen anderen, auch den Freistädter Meistern das Lebenslicht ausge- blasen. Erst im 19. Jhdt. sind uns 2 Meister bekannt, die der Linzer Lade der Stahl- und Eisenarbeiter einverleibt waren. Seit 1825 finden wir keinen Vertreter des Messererhandwerks in Freistadt. Steinbach a. d. Steyr: Die erste Freiheit dieses Ortes stammt aus dem Jahre 1462 und zeigt uns, dass Steinbach seit dem 15. Jahrhundert eine bedeutende Klingenschmied-, Schleifer- und Messerwerk- stätte besaß. Steinbach und sein Zweimeilenbezirk bildeten ein geschlossenes Wirtschaftsgebiet. Die Messerer, Schleifer und Klingenschmiede von Neuzeug, Sierninghofen, Sierning, Waldneukirchen, Grünburg, Molln, Kremsmünster, Bad Hall, Kirchdorf, Klaus, Trattenbach und Ternberg gehörten zeitweise zu die- sem Bezirk. Die Mitglieder der Messerwerkstätte Steinbach waren berechtigt, allen Bedarf an Stahl, Eisen, Koks, Messing, Buchsbaumholz, Getreide und Wein "wo sie das feil finden" zu decken . 1 Nicht nur bei der Ausübung Ihres Gewerbes, sondern auch beim Verkauf ihrer Erzeugnisse waren sie geschützt. Die Steinbacher konnten jeden Handel mit In- und Ausländern betreiben, ein großer Vorteil gegen anderen Handwerkern vom Lande, die ihre Erzeugnisse an städtische Handwerksgenos- sen verkaufen mussten. Ein "Schutzpatent" aus dem Jahre 1645 bestätigte neuerlich die Rechte der Steinbacher, die wegen ihrer freien Handelsmöglichkeit ständig im Konflikt mit den Steyrer Handwerkern lagen. Doch, selbst Maria Theresia bestätigte die alten Privilegien der Steinbacher Werkstätte. Seit dem Jahre 1559 gehörte dieser alte Messererort der "Vereinigung der redlichen Werkstätten" an und war seit eh und ja ein Zentrum der österreichischen Schneidwarenerzeugung . 2 Wels: Schon im Mittelalter bestanden in Wels mehrere Handwerkszechen, darunter auch die Messerer-, Klingenschmiede- und Schleiferzeche. Der Rohstoffeinkauf erfolge durch die Klingen- schmiede bei den Eisenhändlern der Stadt Steyr. Oft gab es Schwierigkeiten und Streitereien bei der Materialbeschaffung. Es mag als Parallele zwischen den Klingenschmieden von Raming und Dambach und ihren Mes- serern in Steyr angesehen werden, dass auch in Wels die Werkstätten der Klingenschmiede vorwie- gend, außerhalb der Stadt in Schleißheim gelegen waren, während ihre Abnehmer, die Messerer, in der Stadt hausten. Seit dem oberösterreichischen Bauernkrieg im Jahre 1626 lag die Schneidwarenerzeugung schwer darnieder, die reichstenMeister hatten zur Zeit der Gegenreformation dem Lande den Rücken gekehrt. 1762 starb der letzte Messerermeister von Wels, der in das Handwerk von Steyr einverleibt war. 3 E. Das Innerbergische Eisenwesen und sein Einfluss auf das Messererhandwerk zu Steyr. Die Ottokare als Landesfürsten der Steiermark mit der Residenz in Steyr erkannten die Bedeutung der Eisengewinnung- und Verhandlung als willkommene Einnahmequelle. Die Habsburger dann machten das innerbergische Eisenbergwerk zum allein führendenWerk dieser Art in Österreich. Das Montanregal gab ihnen die gesetzliche Grundlage für ihre Eingriffe in sämtliche Belange des Bergwesens. In Rad- und Hammerwerken erfolgte die Bearbeitung des Roheisens. Zeichenzwang und Eisenbe- schau seitens den Staates sollte für entsprechende Qualität Vorsorgen. Die Verwaltung des Eisenwesens lag seit Maximilian I. in den Hände eines Bergrichters; 2 Amtleute zu Vordern- und Innerberg mit entsprechenden Unterbeamten repräsentierten die kaiserliche Macht. Die Erbteilungen der Habsburger brachten Unordnung in dieses Verwaltungssystem, verschiedene Interessenkreise kollidierten. Über Initiative Erzherzogs Karl von Steiermark wurde 1581 die "Eisenhandlungscompagnie zu Steyr" gegründet. 1584 wurde die Eisenobmannschaft Steyr als landesfürstliche Aufsichtsbehörde für die dor- tigen Eisenleute geschaffen. Der Eisenobmann war zuständig für die Hammerwerke mit ihren Arbei- tern, die Eisenhandelsgesellschaft zu Steyr, die Verleger der Messerer, Nagelschmiede, 1 a.a.O., Hack, Eisenhandel, S. 140 ff. 2 St. A. Steyr, 9/28. 3 St. A. Steyr, 12/42.

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