Die oberösterreichische Messerindustrie

20 beschäftigte . 1 Wir müssen aber bedenken, dass diese Zeit für das Handwerk große Schwierigkeiten brachte und den Meistern oftmals das Geld mangelte, sich einen Gesellen zu halten. Auch im 18. Jahrhundert hören wir von der Verwendung weiblicher Arbeitskräfte imMessererhand- werk. So wurden die beiden Meister Joseph Doppler und Gottlieb Fröhlich im Jahre 1731 auf das Stadt- gericht beordert, da beide wegen "Peyhilff einer daschenmösser Arbeith, die eines Dienstmensch auf- erlegt worden" sich zu verantworten hatten . 2 Nach Aussagen der Meister war diese Arbeit seit langem den Mägden gestattet worden, in diesem Zusammenhänge erfolgte eine genaue Beschreibung der "Dienstbotenarbeit: Ring lochen, und biegen, und Heft anschlagen." Den Meisterinnen und Töchtern war gestattet: "auszubreiten, zu schaben, und mit der linderen Feile zu arbeiten". Gesellenarbeit zu verrichten war für die Meistertöchter verboten und die Meisterswitwe Doppler hatte 1732 6 Schilling zu bezahlen, weil sie ihre Töchter Gesellenarbeit tun ließ. Bis ins 19. Jhdt. hinauf finden wir Beweise, dass Frauen im Messererhandwerk tätig waren und oft- mals entscheidend zum Gewerbebetrieb beitrugen. Die Meisterin pflegte etwas vom Handwerk zu ver- stehen, neben dem Haushält war auch die Werkstätte ihr Reich. d.) Messersorten. Vielfältig und schier unerschöpflich scheinen die Messersorten, die jahrhundertelanger Handwer- kerfleiß hervorbrachte. Nur die wenigsten sind uns erhalten, wohl aber künden in vergilbten Urkunden unzählige, heute kaum mehr verständliche Fachausdrücke, vom Formenreichtum der Messer in ver- gangener Zeit. Die Namen erinnern an Erzeugungsstätte, an Formgebung und an Absatzgebiete. So gab es "Türki- sche" und "Steiermärker", ja sog. katalonische Messer. Die meisten Sorten brachte das 16. und begin- nende 17. Jhdt. hervor, jene Zeit, in der das Handwerk der Messerer einen Kulminationspunkt erlebte. Seit dem Niedergang des Handwerks in der Mitte des 17. Jhdt. vereinfachte sich auch die Arbeit der Messerer. Wir finden keinerlei Nachrichten über künstlerische ausgearbeitet Messer der Werkstätte Steyr. Es stand traurig damals um dieses Handwerk, dem das nötige Kapital zur Beschaffung der teuren Beschalungs- und Verzierungsmaterialien mangelte und dessen weite Absatzmärkte im Laufe der un- sicheren Zeiten verloren gegangen waren. Die Messerwerkstätte Steyr erzeugte in der Zeit des ausgehenden 17. Jhdt. und auch im 18. Jhdt. größtenteils "ordinäres Messerwerch" und nur langsam kam ein künstlerisch gestaltender Einfluss zum Durchbruch, Aus einem Verzeichnis in der Mitte des 18. Jhdt. über die Erzeugnisse der Messer- werkstätte Steyr ist die große Veränderung zu ersehen, die im Laufe eines Jahrhunderts vor sich gegangen ist . 3 Eine Vereinfachung der oft sehr komplizierten Sorten war eingetreten, interessant erschein ferner die Einteilung der einzelnen Sorten nach Nummern auf Grund von Abdrücken bei der Eisenobmann- schaft. Weiters ist die Gleichstellung der Gabeln zu erwähnen, die in Verbindung mit den Messern derselben Sorte erwähnt werden. Ferner finden wir "Tyroller Messer", das Beschalungsmaterial be- stand aus Holz. Eine weitere Sorte bildeten die französischen Messer und Gabeln, die auf Grund französischer For- men, wahrscheinlich lang und schmal, nachgebildet wurden und bis in die heutige Zeit im Erzeugungs- programm der Messerfabriken aufscheinen. Auch die Taschen- oder Einschlagmesser erfreuten sich in dieser Zeit besonderer Beliebtheit und waren gesuchtes Erzeugnis unserer Werkstätte. Trotz aller Bemühungen, die alte Höhe in Erzeugungsmenge und Qualität zu erreichen, war dies nicht gelungen und die eigene Kraft im Handwerk schien nicht auszureichen. Wir dürfen in diesem Zusammenhange die Bemühungen des merkantilistischen Staates nicht außer Acht lassen. Der aufge- klärte Staat verfolgte als Ziel die Hebung der eigenen Industrie, des Kommerzes, die Veredelung der 1 Bittner Ludwig : "Das Eisenwesen in Innerberg – Eisenerz bis 1625", Archiv für Österreichische Geschichte, Wien, Bd. 92, H. 2, 1901, S. 545, Anmerkung 4. 2 St. A. Steyr, 1732, 12/42/A. 3 1769, Verzeichnis der in Steyr erzeugten Messersorten, Graz, L. A. , 3247/I k, O B A.

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