Die oberösterreichische Messerindustrie
18 Verfügung zu stellen . 1 Ende des 18. Jahrhunderts scheint nun an diesem Beschalungsmaterial ein empfindlicher Mangel eingetreten zu sein, sodass sich Steyr und Steinbach gezwungen sahen die Regierung um Ausfuhrver- bot für Hörner zu ersuchen. Von 1785 - 88 bestand reger Schriftverkehr mit den Hofstellen, in dem alle Nöte des Handwerks aufscheinen. Trotz Preissteigerung fast auf das Doppelte wären Hörner nicht zu bekommen und zum Schaden des Handwerks müssten die Messer, ohne Schalen ausgeführt werden, die dann das Ausland billig auf- kaufe. Das Ausfuhrverbot wurde jedoch nicht bewilligt, sondern der Zoll für die mit Hörnern ausge- führten Ochsen und Kuhhäute wesentlich erhöht, sodass im Wesentlichen derselbe Effekt erzielt wurde und jede Ausfuhr unmöglich wurde . 2 Bis ins 19. Jahrhundert erfreuten sich Horn- und Beinschalen besonderer Beliebtheit, nicht zuletzt wegen ihrer schönen weißen Farbe. 2. Die Arbeit selbst. aa.) der Schalenschroter (Müderer): Den sog. Schalenschrotern oblag, wie der Name sagt, die Zubereitung der Schalen. Sie standen im Dienste der Messerer und erhielten von diesen in- und ausländisches Holz bzw. Knochen zur Ausarbei- tung der Rohform der Griffe. Zu einem eigenen Handwerk konnten sich die Schalenschroter deshalb nicht entwickeln, weil die Messerer durch die Freiheit vom Jahre 1459 ein Privileg für die Beschaffung des Schalenmaterials erhielten . 3 Sie blieben daher eine Unterklasse der Messerer und von diesen abhängig. Wollte sich ein Schalen- schroter selbständig machen, so wurde er gegen Erlag des "Schroterguldens" als Müderer in das Auf- dingbuch, selten in das Meisterbuch des Messerhandwerks eingetragen. Sie durften jedoch kein Meis- terrecht beanspruchen. Da besonders in dieser Tätigkeit oftmals Frauen beschäftigt waren, wurde be- tont, dass es der Frau des Schroters gestattet war "Scheiden zu reissen und auszuberaitten" . 4 Also das Zuschneidern der Lederscheiden überließ man gerne Frauenhänden, die auch für die Mes- sererarbeit unentbehrlich waren. Ein enges Abhängigkeitsverhältnis bestand zwischen Messerern und Schrotern! Viele Differenzen ergaben sich daraus und in allen Vergleichsschriften der "vereinigten Werkstätten" hören wir die dau- ernden Klagen der Messerer über die unziemlichen Forderungen der Schroter, welche besonders in Zeiten der Vollbeschäftigung die Zwangslage der Messerer durch erhöhte Lohnforderungen ausnütz- ten. 5 Oft bezahlten die Messerer die Arbeit im Vorhinein, um nur die Lieferung zu erhalten. Werkzeuge und Kost wurde meist von den Messerern beigestellt. Die Haupttätigkeit der Schroter bestand nun in der Zerkleinerung des bezogenen Holzes, welches auf die entsprechende Schalengröße zugeschnitten wurde. Die Rohform wurde von den Schrotern fa- briziert, die genauen Schalengrößen feilten die Messerer selbst zu. Auch Ochsenhörner, Rinderkno- chen und Hirschgeweihe dienten als Material zur Verarbeitung, wobei das Zerschneiden auf einer in Eisen gefassten Spannsäge erfolgte. Die Schalenschroter erhielten sich mit den Messerern bis ins 19. Jhdt. hinein und erlagen dann zu- sammenmit diesen den Fabriken, bei welchen die gesamte Messererzeugung wieder in einem einzigen Betrieb vereinigt war und ist. bb.) der Messerer : Wie schon erwähnt, durften die Messerer kein Essfeuer halten. Bei der Schwierigkeit der Arbeit der Messerer, die vom einfachen Griff bis zu kunstvoller Vollendung desselben reichen musste, erscheint es nur zu verständlich, dass diese Handwerker die Zulassung von Feuern für ihre Arbeit forderten. Es ist von Interesse, ihre Gründe kennenzulernen. Die Messerer führten an, dass feine Messer- oder Säbelklingen kaum ohne großen Verlust hart 1 St. A. Steyr, 42/C. 2 Hofkammerarchiv Wien, 291/5032/F. 140. 3 St. A. Steyr, 11/5/25. 4 St. A. Steyr, 12/9. 5 St. A. Steyr, Vergleichsschriften, 11/5/10 - 11 – 13 – 14.
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