Die oberösterreichische Messerindustrie

16 mit dem Klingenschmiedehandwerk stattfand. Die Klingenschmiede galten nunmehr auch als Meister des Messererhandwerks. 1 Um 1850 nahm die Zahl der Neuaufnahmen stark ab, von 1860 - 70 kamen nur 6 neue Meister um Aufnahme ein. Die letzte Eintragung in das vorhin zitierte Meisterbuch erfolgte am 6. Sept. 1863 auf Seite 300. Der Urgroßvater des Schreibers dieser Zeilen, Herr Simon Pfefferl, wurde nach Vorlage bestimmter Probestücke gegen Erlag einer Gebühr von 20 fl. öst. Währung als Meister aufgenommen. Dann begann der schwere Kampf des Handwerks um seine Existenz, denwir in einemweiteren Kapitel behandeln wollen. Was wissen wir über die Herkunft der Meister ? Im Großen und Ganzen ergänzten sich diese aus Einwohnern der Stadt selbst. In Zeiten guten Ge- schäftsgangs, etwa im 16. Jhdt., galt Steyr auch als Anziehungspunkt für viele auswärtige Meister, die sich in der Hauptmesserwerkstätte leichtere Verdienstmöglichkeit erhofften. Manche dieser zugewan- derten Familien (aus N.Ö., auch aus Oberdeutschland) gelten als Stammhäuser und Begründer wahrer Messererdynastien, die bis in das 19. Jhdt. dem Handwerke treu blieben. 2 Im 17. Jahrhundert, als das Handwerk arg darnieder lag, waren es fast nur Steyrer Bürger und Meis- tersöhne, die das Handwerk fortführten. Im 18. Jhdt. trat wieder, wie schon erwähnt, eine leichte Auf- wärtsentwicklung des Handwerks ein. Während des ganzen 18. Jahrhunderts wurden auf Grund der Bür- gerrechtsverleihungen 138 Meister neu aufgenommen. 18 stammten von auswärts und zwar: 4 aus der Umgebung der Stadt Steyr, 2 aus dem Traun-, 1 aus dem Innviertel, 2 aus Wien, 1 aus der grünen Steiermark, 1 aus Ungarn, 1 aus Bayern, 1 aus Franken, 2 aus Mittel- und Westdeutschland, 2 aus Norddeutschland, 1 aus den Niederlanden und 3 ohne Her- kunftsangabe. Dass einzelneMeister aus entfernten Gebieten denWeg nach Steyr gefunden haben und hier sesshaft wurden, zeugt für die ausgedehnten wirtschaftlichen Beziehungen, die das Steyrer Handwerk im18. Jhdt. noch immer unterhielt. Auf Grund des Meisterbuches ergibt sich, dass es im 19. Jahrhundert in erster Linie die angestammten Steyrer Messererfamilien waren, die das von den Vätern übernommene Handwerk ausübten, fremde Namen treten uns kaum mehr entgegen. b.) Die Technik der Messerer. Die Meister des Handwerks, ihre Gesellen und Jungen beschäftigten sich nach der Trennung vom Schmiedehandwerk lediglich mit der Beheftung und Beschalung geschmiedeter und geschliffener Klingen. Bis zur Mitte des 18. Jhdt. war folgende Erzeugungsart in Gebrauch: die Schmiede stellten die Rohform her und schlugen zugleich für ihre Verleger — die entspr. Messerer — deren Zeichen auf die Klinge, die Schleifer sorgten für die entsprechende Schneide, die Messerer verfertigten die Griffe bzw. die Beschalung und brachten die Messer verkaufsfertig in den Handel. Um die Mitte des 18. Jhdt. hören wir von den ersten Bestrebungen der Messerer, ein eigenes Feuer halten zu dürfen, was bislang den Messerern streng verboten war . 3 Andererseits bemühten sich die Klingenschmiede von Kleinraming um die Bewilligung zur Führung eigener Zeichen und waren bestrebt, ihre selbst erzeugten Klingen auch zu beschälen und zu verkau- fen. Allmählich zeigten sich bestimmte Ansätze, die auf eine Vermischung beider Handwerke hinziel- ten. Bestimmten Messerern wurden eigene Feuer bewilligt und die Kleinraminger Schmiede erhielten eigene Zeichen, allerdings nach langwierigen Kämpfen. 4 Die letzte Entscheidung in dieser Sache wurde erst Anfang des 19. Jhdt. gefällt. Ab nun gab es nur mehr Messerschmiede, denen gestattet war, Klingen zu schmieden, eigene Zeichen zu schlagen und die Waren verkaufsfertig in den Handel zu bringen. Trotzdemmachten nur ganz wenige fortschrittliche 1 a.a.O., Löw 1, S. 33. 2 St. A. Steyr 11/12. 3 St. A. Steyr, 1764, Messerakten von Steyr 4 La. A. Linz, Klingsch. Kl. R., Bd. 2

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