Die oberösterreichische Messerindustrie

13 B. Die Schleifer: Schwerter, Degen und Messer aller Art bekamen schon im frühesten Mittelalter die notwendige Schneidfähigkeit durch das Schleifen des Stahls auf hartem Stein. Ein eigenes Handwerk hatte sich ent- wickelt, das der Schleifer. Auch für unser Gebiet ist dieses Gewerbe schon früh nachgewiesen und findet seine erste Erwähnung in Verbindung mit den Klingschmieden von Raming und Dambach in der Handwerksordnung von 1373. 1 Die Schleifer blieben für die Messererzeugung bis in die moderne Zeit hinein unentbehrlich — sie standen daher all die Jahrhunderte hindurch in engstem Kontakt mit den Messerern, obwohl ihre Ar- beit auch anderen Sparten der Kleineisenindustrie diente. So der Erzeugung von Scheren, Hacken, Feilen, Schwertern etc. Trotzdem standen die Schleifer in unserem Gebiet in weitgehender Abhängigkeit von den Messerern, die als Haupthandwerker nicht nur die Klingenschmiede, sondern auch die Schleifer unter ihren Einfluss brachten. a.) Standorte der Schleiferwerkstätten. Der Betrieb einer Schleifwerkstätte, der Antrieb der großen Schleifsteine, erforderte den damaligen technischen Errungenschaften gemäß, das Vorhandensein von fließendem Wasser als Kraftquelle. Die Standorte der Schleifer lagen daher an Bächen und kleinen Flüssen, die die Wasserräder in Bewegung setzen konnten. Möglichst in der Nähe der Schmiedewerkstätten, am Raming- und Dambach, saßen die Schleifer, an deren einstige Blütezeit heute noch manches verfallene Gebäude in dieser Gegend gemahnt, so die "Sturm-" oder "Beinhacklschleife". Hier waren 1373 Klingenschmiede und Schleifer noch in einem Handwerke vereint und es hieß ein Meister, der auf beiden Handwerken das Meisterrecht erworben hatte: "Meister des gantzen Hand- wercks" . 2 Allmählich bildete sich ein eigenes Handwerk der Schleifer heraus. In der Stadt Steyr jedoch gab es viele Messerer, die die Klingen in ungeschliffenem Zustand von den Schmieden bezogen, in der Stadt selbst Schleifen besaßen und Schleifer in ihren Dienst nahmen, Letztere hatten nicht die nötigenMittel, um Rohklingen käuflich zu erwerben, sie standen daher in Lohnarbeit gegenüber den Messerern. In Steyr lagen die Schleifwerkstätten größtenteils am linken Seitenarm der Steyr, am Wehrgraben- kanal. Über die Entstehung dieses künstlichen "Wasserlaufes" sind uns keine Nachrichten erhalten. 1529 existierte er bereits mit 4 Staustufen. 3 Damals wie heute spendete der Wehrgrabenkanal den anliegenden Gewerbe- und Industriebetrie- ben Wasserkraft, zu deren Ausnutzung und zur Instandhaltung des Gerinnes die "Wehrgraben-Com- mune" gebildet wurde, die noch heute besteht. Neben der Steyr-Daimler-Puch A.G. sind es die Hack- Werke, die in dieser Wasserrechtsgenossenschaft die meisten Wasserrechte besitzen. Einst lagen entlang dieses Gewässers 15 Schleifen. Diese Werkstätten waren einfache Holzbauten und besaßen zum Antrieb der Schleifsteine Wasserräder, die durch das fließende Wasser von unten her in drehende Bewegung versetzt wurden, (unterschlächtige Wasserräder). Die quarzhältigen Sand- steine, die als Schleifsteine dienten, bezogen die Meister seit ältesten Nachrichten aus der Herrschaft Gleiß in N.Ö . 4 Unsere Schleifermeister schlossen mit den Steinbrechern zu Gleiß Lieferkontrakte, um sich beim Steinbezug zu sichern. Ohne vorherige Beschau durften die Steine nicht nach Steyr gebracht werden. Sollte ein Stein aus Steyr von einem auswärtigen Meister abgelöst werden, so war dazu ein eigener Verführungspass nötig. Erst im ausgehenden 18. Jhdt. wurde von der Eisenobmannschaft gestattet, bei Ermanglung der Gleißer Steine, solche aus Neuzeug bei Steyr zu beziehen. Die Anzahl der in einer Schleiferwerkstätte verwendeten Steine war verschieden hoch. Auf jeden Fall musste ein grober "Schinderstein" für den rohen Schliff, ein "Abrichterstein" für den zweiten Schleifgang und zur Herstellung des feinen Schliffs und Glanzes ein "Läuterstein" vorhanden sein. 1 La. A. Linz, Klingsch. Kl. R. Bd. 1. 2 La. A. Linz, Klingsch. Kl. R. Bd. 1. 3 St. A. Steyr, 11/6. 4 La. A. Linz, 1777, Index 159.

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