Die oberösterreichische Messerindustrie
8 3. Holz und Kohle als Feuerungsmaterial. Eine notwendige Voraussetzung zum Schmieden war und ist noch heute das Vorhandensein von genügend Feuerungsmaterial. In den Zeiten vor dem 18. Jhdt. bildeten Holz und die daraus gewonnene Holzkohle das einzige Mittel, um den Stahl in Gluthitze zu bringen. Wie das gesamte Eisenwesen zentral geregelt war, so blieb auch die Versorgung mit Holzkohle nicht den einzelnen Schmiedemeistern selbst überlassen, sondern die Herrschaft Steyr hatte als Vogtobrig- keit laut Auftrag des Eisenobmannes diese Aufgabe zu erfüllen. Gewisse Wälder in der Nähe der Schmiedewerkstätten waren für den Betrieb der Feuer bestimmt, worüber der jeweilige Förster der Herrschaft die Aufsicht hatte und Abrechnung liefern musste. Eigene Kohlordnungen regelten den Kohlenbezug der Schmiede, in denen die gewidmeten Waldungen, Koh- lenmaß und Preis bestimmt wurden, aber auch der Verbrauch pro Schmiede jährlich festgelegt war. Ja, man hatte sogar eine genaue Einteilung getroffen, welche Köhler die einzelnen Schmieden zu be- liefern hatten. 1 Bis ins 19. Jahrhundert gab es eigene Kohlordnungen, die, wie Jahrhunderte zuvor, bestimmte Be- fehle an Schmiede und Köhler enthielten, insbesonders waren es Verfügungen gegen Preissteigerun- gen . 2 Damals wie heute in Zeiten der Kohlenknappheit von geringer Wirkung. 4. Das Schmieden von Klingen. aa.) Die Vorbereitung des Materials zum Schmieden, das "Gärben": Nach Peck, der das Zusammenschmieden von Eisen und Stahl "Gärben" nannte, geschah dies fol- gend: Ein Stück einer Stahlstange von 1 Zoll Länge und 1/4 Zoll Dicke wurde in glühendem Zustand auf die Kneipen eines Schraubstocks gelegt und mit einem stumpfen Meißel zusammengerollt, in diesen aufgerollten Stahl wurde ein dünnes Rundeisen gesteckt und mit dem Stahl zusammengeschweißt. bei der Ausschmiedung musste der Meister besonders darauf achten, dass das Rundeisen nicht bis an die Klingenspitze gesteckt wurde, da diese sonst weich bleiben würde. Das Äußere der Klinge und damit auch der Schneide bestand nun aus reinem Stahl, der Kern aus Eisen. Der Rücken der Klinge entstand auf der Seite, wo beide Enden des aufgerollten Stückes zusammenstießen, die Schneide auf der ent- gegengesetzten Seite . 3 Warum wendeten die Schmiede diese komplizierte Art der Stahlgärbung an? Bei der Stahlgewinnung in den vergangenen Jahrhunderten kannte man keine feinen Abstufungen im Kohlenstoffgehalt. Dieser lag wohl nur zum Teil so, wie er nach heutigemWissen für die Herstellung von gut schneidhältigen und doch genügend federnden Klingen erforderlich ist. Zum Teil lag der Koh- lenstoffgehalt zu hoch, was, beim Abschrecken aus der Rotglut, zu spröde Klingen ergeben hätte. Die beiden Oberflächenzonen mussten wegen der Schneidfähigkeit Abschreckhärte annehmen, der Kern sollte wegen der Zähigkeit weich bleiben, daher die Seele aus kohlenstoffarmem Stahl, richtigem "Weichstahl". Fragen wir nun, wie lange dieses Gärbverfahren von unseren Schmieden angewendet wurde, so können wir auf Grund mündlicher Überlieferung behaupten, dass noch um die Mitte des vergangenen Jahrhunderts Raminger Schmiede mit Gärbstahl arbeiteten. Besonders größere Klingen erzeugte man auf die althergebrachte Weise, kleine Klingen schmiedete man um diese Zeit schon aus einem hiefür geeigneten Stahl, der von den Hämmern des Ennstals nach Steyr kam. Erst mit der Entwicklung des Eisenhüttenwesens in Österreich, Ende des 19. Jhdt., konnten die Schmiede zu einer einfacheren Erzeugungsweise übergehen und von den Stahlstangen weg alle Grö- ßen von Klingen ohne Hilfe eines Weicheisenteils schmieden. 1 La. L. Linz, Bd. 1, Klingsch. Kl. R. ca. 1604, Klage der Faust- u. Kleinhammerschmiede gegen den Erbförster an der Enns, Leschenbrand. 2 La. L. Linz, Bd. 2, Klingsch. Kl. R., Ordnung zwischen den Klingschmieden in Raming u. den Sackelköhlern Un- term Wald. 3 a.a.O., Beck, Geschichte des Eisens, Bd. 2, S. 416.
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