Die oberösterreichische Messerindustrie

6 bedeutenden Konkurrenzstadt im Steyrtal 98 Meister, in der Stadt Steyr 15, in Wels 11, in Freistadt 3 und in Enns 2 Meister. 1 In Steyr erhielt sich bis 1735 die Zahl 10, die noch 100 Jahre später durch Löw in seiner Beschreibung der Stadt und deren Industrie angegeben wird . 2 In Dambach war das Handwerk zur Gänze verschwun- den und nur Kleinramings Meister behaupteten sich im altererbten Handwerk. 1766 gab es hier noch 41 Meister, die mit 47 Gesellen arbeiteten. 3 In den folgenden Jahren betrug das Handwerk nie mehr als 45 Meister, 1834 waren es nur mehr 32 . 4 Die Meisterzahl sank ferner tiefer, bedingt durch die beginnende Industrialisierung und infolge der Konkurrenz des modern arbeitenden Auslandes. Um die Jahrhundertwende gab es nur mehr eine Handvoll Werkstätten, die kümmerlich ihr Dasein fristeten. Im Jahre 1906 löschte der letzte Klingschmied Ferdinand Grünwald vom Unterwald seine Esse für immer, um im Betriebe des Großvaters des Schreibers dieser Zeilen Arbeit zu finden, wo heute noch sein Sohn tätig ist. Das uralte Klingschmiedhandwerk von Kleinraming hatte zu bestehen aufgehört und gehört seit dieser Zeit der Vergangenheit an. c.) Technik der Klingenschmiede. 1. Einrichtung der Werkstätten. Die wichtigste Voraussetzung für die Ausübung des Handwerks war der Besitz einer gut eingerich- teten Werkstätte, die mit den nötigen Handwerksgeräten ausgestattet war. Da die technischen Hilfs- mittel bis gegen Ende des 19. Jhdt. äußerst bescheiden waren, so bestand die Einrichtung einer Klin- genschmiede jahrhundertelang aus folgenden Werkzeugen: Hämmer, Zangen, Ambosse, Feilen jeder Art, Schraubstöcke, Gabelgesenke und Auftreibstöcke mit Röhren. Eine Esse mit Blasebalg vollendete die Einrichtung einer Klingenschmiede. 5 Zu Beginn des 16. Jhdt. entbrannte ein heftiger Krieg der "zwaien fewer halber" zwischen den Stadt- Steyrischen Klingenschmieden und den herrschaftlichen in Raming, der jedoch nach einigen Jahren zu Gunsten der Raminger beigelegt wurde. Weiterhin wurde jedem Schmied "zur Aufrechterhaltung der Gleichheit im Handwerk" nur ein Feuer gestattet . 6 Die Kosten der Einrichtung einer Klingenschmiede beliefen sich, wie aus dem Gesagten hervorgeht, nicht hoch. Feststeht, dass in unseren Gebieten die Klingen bis zum Ausgang des 19. Jhdt. mit der Hand, ohne Zuhilfenahme eines Krafthammers, ge- schmiedet wurden, obwohl oftmals Werkstätten an Bächen lagen, wo Wasserkraft genügend zur Ver- fügung stand. Im Gegensatz hiezu verwendeten die Sensenschmiede schon im Mittelalter wegen der Größe und schwierigen Verformung ihrer Erzeugnisse den durch Wasserkraft betriebenen Hammer. 2. Stahl und Eisen, Sorte, Menge, Qualität. Ausgangsprodukt für die Klingenherstellung stellte das "Frumbwerkzeug" dar, d. i. "gezainter Frum- bstahl und Zainaisen". Unter "Frumbstahl" versteht man kohlenstoffreichsten Stahl, der gut härtebar und sehr geeignet für die Erzeugung von Schneidwaren ist. "Zainen" heißt unter dem Hammer auf ein vorgeschriebenes, meist kleines Profilmaß schmieden . 7 Für das "Frumbwerkzeug" benötigten die Schmiede den gleichen Anteil Zainaisen und Stahl, so dass der Bezug daher immer paarweise vor sich ging, d.i. ein Zentner Zainaisen und ein Zentner Frumbstahl. Man beratschlagte zwar im 17. Jahrhundert wegen Verwendung von "gezainten Scharsachstahl", musste jedoch wegen zu hoher Stahlpreise und schlechter Absatzmöglichkeiten das Vorhaben aufge- ben. (Scharsachstahl: das Rohmaterial für größere Klingen oder Schwerter) . 8 Laut der neuen Eisenfest- setzung von 1767, Mai 17. sollte in Zukunft von der Innerberger Hauptgewerkschaft kein gemeiner Frumbstahl, sondern nur mehr Scharsachstahl erzeugt werden. 1 St. A. Steyr, 4/19/958. 2 St. A. Steyr, 12/42. 3 La. A. Linz, Band 2, Klingschm. Kleinraming. 4 La. A. Linz, Band 2, Klingschm. Kleinraming. 5 St. A. Steyr, 11/33. 6 Hofkammerarchiv Wien, 238/144/3. 7 a.a.O., Hack, Eisenhandel S. 69. 8 St.A. Steyr, 11/5.

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