Die oberösterreichische Messerindustrie

116 Solinger Industrie und sind die Hauptursache für die verhältnismäßig hohen Produktionskosten ihrer Erzeugnisse. Es ist daher begreiflich, dass auch in Solingen der Grundsatz fortschrittlicher Rationalisierung Fuß zu fassen beginnt und insbesondere die größeren Fabriken eine den Absatzverhältnissen angepasste Typenbeschränkung zum Zwecke der Leistungssteigerung anstreben. Der Anteil des Exports am Gesamtumsatz der Solinger Schneidwarenindustrie war im Laufe der letzten Jahrzehnte infolge Kriegs- und Krisenzeiten starken Schwankungen unterworfen. Während noch vor dem ersten Weltkrieg schätzungsweise 80 % der Erzeugung ins Ausland gingen, betrug die Exportquote 1928 nur mehr rund 56 % und sank zu Beginn der 30er Jahre noch weiter ab. Vor Ausbruch des zweiten Weltkrieges wurden aber immerhin noch etwa 1 40 - 50 % der Gesamtproduktion im Aus- land abgesetzt, ein noch immer sehr beachtlicher Prozentsatz, der die große Bedeutung des Exports für die Solinger Schneidwarenindustrie klar vor Augen führt. Seit vielen Jahrhunderten gilt die besondere Aufmerksamkeit und Liebe der Solinger Fabrikanten dem zwar risikoreichen, aber dafür bedeutend einträglicheren Auslandsgeschäft. Die volle Exportab- hängigkeit der Solinger Schneidwarenindustrie, deren Kapazität ungleich grösser ist als die Aufnahme- fähigkeit des inländischen Marktes, trat im Besonderen im Herbst 1948 zutage, als sich nach Sättigung des erreichbaren Absatzraumes in einigen Produktionszweigen der Schneidwarenindustrie fühlbare Absatzstockungen bemerkbar machten. Ein bedenkliches Zeichen insofern, wenn man bedenkt, dass zu dieser Zeit die Schneidwarenindustrie erst mit etwa 50 % ihrer Vorkriegskapazität arbeitete. 2 Wohl gelang es Solingen in den vergangenen Jahren manche traditionelle Absatzmärkte wieder zu gewinnen und auch neue zu erschließen. Doch die einst innegehabte, überragende Stellung am inter- nationalen Schneidwarenmarkt konnte nicht mehr erreicht werden, wiewohl der Ruf Solinger Quali- tätsarbeit mit Recht nach wie vor die zahlungskräftigen Kunden fesselt. Wie aus einem Bericht hervorgeht, den der Geschäftsführer des Fachverbandes der Schneidwaren- industrie Solingen, Hr. Dr. Bachteler, auf der Jahreshauptversammlung 1957 dieser Institution erstat- tete, verlief die Ausfuhrentwicklung in jüngster Zeit wenig befriedigend. Im Jahre 1956 ging rund 40 % der Gesamterzeugung in den Export. Wertmäßig erreichte die Schneidwarenausfuhr 1955 einen Erlös von 123 Millionen DM und 1956 einen solchen von 130 Millio- nen DM. Die Zuwachsrate im Export betrug also nur 5,4 %, wobei gewisse Preiserhöhungen nicht einmal berücksichtigt wurden. In der gleichen Zeit stieg die gesamte deutsche Ausfuhr um etwa 20 %. Betrachtet man die Ausfuh- rentwicklung in einem größeren Zeitraum, nämlich in den Jahren 1951 - 1956 so ergeben sich folgende aufschlussreiche Quoten: 24,7 % Steigerung für die Schneidwarenindustrie 111,7% Steigerung für die gesamte westdeutsche Ausfuhr. Wenig erfreulich ist für Solingen fernerhin die Tatsache, dass der Ausfuhrerlös der Schneidwaren- industrie je Tonne in dem vorgenannten Zeitraum trotz beträchtlich gewachsener Gestehungskosten nicht gestiegen, sondern sogar geringfügig rückgegangen ist. Insbesondere in der Besteckindustrie war die wertmäßige Ausfuhr rückläufig, da sie 1955 rund 25,5 Millionen DM gegenüber 23,9Millionen im vergangenen Jahr betrug. Von der rückläufigen Entwicklung wurde vor allem das einfache, nicht rostende Tafelbesteck betroffen . 3 Hinsichtlich der Aufnahmegebiete für Solinger Waren ergaben sich nach dem zweiten Weltkriege wesentliche Verschiebungen. Betrachtet man die Entwicklung der Schneidwarenausfuhr nach den 5 Erdteilen, dann zeigt sich, dass 1937 etwa 57 %r des Ausfuhrvolumens auf den europäischen Märkten Absatz fanden, 1956 aber nur noch 35 %. Dieser Rückgang konnte nur dadurch aufgefangen werden, dass die Ausfuhr nach den USA von 25 % auf gut 40 % anstieg. Bei zahlreichen Ländern herrscht zuse- hends eine rückläufige Aufnahmebereitschaft für deutsche Schneidwaren und Bestecke, so bei 1 a.a.O., Duisberg, S. 153 ff. 2 a.a.O., Duisberg, Die Solinger Schneidwarenindustrie. 3 Laut mündlicher Mitteilung,Fachverband der Eisen- u. Metallwarenindustrie Österr. Bundeskammer der ge- werblichen Wirtschaft, Wien I., Bauernmarkt.

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