Die oberösterreichische Messerindustrie
110 hervorragendsten Persönlichkeiten der österreichischen Messer- und Besteckindustrie zu zählen ist. Unzählige Auslandsreisen vermitteln diesem erfahrenen Kaufmann ständig neue Aspekte, die zumNut- zen der Firma sind. Die Herren Ludwig und Ing. Alfred Pils, die beiden anderen Söhne des Hr. Franz Pils sen., stehen tatkräftig der technischen Geschäftsführung bzw. der innerbetrieblichen Disposition vor und ermögli- chen durch ihre verdienstvolle Tätigkeit das reibungslose Funktionieren und den weiteren Ausbau die- ses typischen Familienbetriebes . 1 Das Schicksal des uralten Messererortes Steinbach, am rechten Ufer der dort immer enger werden- den kristallklaren Steyr gelegen, ist untrennbar verbunden mit dem Geschick der "Pils-Werndl-Werke". Der einzige Fabriksbetrieb Steinbachs ist nicht nur der Lebensnerv dieses Ortes, sondern er bringt auch Wohlstand in das benachbarte Grünburg, welches in malerischer Lage am gegenüberliegendem Ufer der Steyr liegt. Die Steinbacher Messerindustrie gibt den dortigen Arbeitern Beschäftigung, sie ermöglicht vielen Familien ein auskömmliches Dasein, sie füllt die Gemeindekasse mit dem Ertrag der Gewerbesteuer, sie trägt den Ruf Steinbacher Qualitätsarbeit bis in ferne Länder und bringt unserer Heimat wertvolle Devisen. Es ist zu erwarten, dass das Haus Pils und die Steinbacher Messer- und Besteckindustrie, getreu alter Überlieferung, den so erfolgreich beschrittenen Weg des Aufstiegs weitergehen wird in eine glückliche Zukunft. G. Die heutige Herstellungsweise von Messern: Die gegenwärtige Produktion von Messern aller Art, ausgenommen die von Berufs- und Spezial- messern, ist ein typischer Zweig der Konsumgüterindustrie, welche Ansicht von Verbrauchern und Her- stellern allgemein geteilt wird und die Produktionsmethoden damit in Einklang stehen. Die Gesamtheit der heutzutage hergestelltenMesserwaren kann in 2 große, grundsätzlich verschie- den Gruppen geteilt werden, und zwar: 1) die geschmiedeten Messer und Messerklingen die vornehmlich als als Tisch- und Tafelgerät Verwendung finden und 2) die gestanzten Messer, die vornehmlich dem Küchengebrauch dienen. a.) Geschmiedete Messer und Messerklingen. Wie schon der Name besagt, handelt es sich bei dieser Erzeugungssparte um im Gesenk geschla- gene Massenartikel, die auf Grund ihrer (geschmiedeten) Formgebung besondere Stabilität und auch Eleganz aufweisen, also sowohl festigkeitsmäßigen, aber auch geschmacklichen Anforderungen ent- sprechen. Die Herstellung erfolgt üblicherweise so, dass von ca. 10 bis 11 mm starken Stahl-Rundstäben die geeigneten Längen abgestückt werden. Hierauf erfolgt das Erhitzen, bis zur Schmiedetemperatur, zu welchem Zweck in den meisten Fällen öl- oder gasgefeuerte Schmiedeöfen dienen. Nach Erreichen der Schmiedetemperatur (ca. 900 Grad) entnimmt der Schmied das erhitzte Stück Rundstahl dem Ofen, legt es in die untere Gesenkhälfte eines Fallhammers ein (Schlaggewicht üblicherweise 500 - 800 kg), worauf nach erfolgtem Schlag die Rohform des Messers oder der Klinge samt Gratzugabe ausgeschla- gen erscheint. Die Werkzeugstähle, aus denen die Schmiedegesenke hergestellt werden, erfordern auf Grund der thermisch-mechanischen Wechselbeanspruchung sorgfältigste Auswahl und erste Güte. Vom Schmiedegesenk führt nun der Werdegang weiter zu einem Klingenwalzwerk, welches mit Hilfe rotierender Walzenbacken den eigentlich schneidenden Teil einer Messerklinge, das Klingenblatt, maßgerecht auswalzt. Mit anderen Worten ergibt der beendete Walzprozess Länge und Stärke der Klinge. Hierauf wird mit Hilfe von Exzenterpressen der überschüssige Grat (deswegen notwendig, um Gewähr zu haben, dass das Gesenk vollständig ausgefüllt wurde) weggestanzt. Der hier entstehende Abfall wird von den Stahlwerken unter der Bezeichnung "legierter Schrott" weiter verwertet. Anschließend erfolgt die Wärmebehandlung, die einen der wichtigsten Vorgänge bei der Herstel- lung einer Klinge darstellt. Diese Wärmebehandlung, darunter versteht man das Härten und 1 eigene Erhebungen.
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